Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835. - Manningfaltigkeiten

27 Allerlei?um Zeitvertreib. W i tz eines S ch u st e r j u n g e n. Ein Schustcr- lehrjunge horte mit vielen andern Personen einer Nachtigall zu, die wunderschön schlug. Ein Fremder, der auch mit unter dem Bewunderern war, rief entzückt aus : ein solches Thierchen möcht' ich haben, 50 Gulden wollt' ich darum geben. Der Schusterjunge antwortete ihm: Warum nicht gar so viel Geld ! In unserer Werkstatt ist ein solches Vieh, das schlagt, sooft man's nur anschaut; ich gib's um> 25 Groschen her. — Nicht möglich, schrie der Fremde, wo ist cs? führe mich hin! „Ja," sagte der Schusterjunge, „jetzt schlaft's, — aber kommens morgen früh, und fra­gend nur um die Meisterin»!" Zweigespräch in Krahwinkel. Hinz: Die Pferde kosten uns so viel Um unfern Unrath ausznführen, Und doch verfehlt ist unser Ziel Statt Unrath, fahrt der Rath spazieren. Kunz: Freund! dicß ist Silbenstechciei, Ob Rath ob Unrath wird genommen Das war so ziemlich einerlei — Nur in die Donau sollst er kommen.! — Gute Abfertigung. Wenn die Dose mein wäre, sagte ein sehr begehrlicher Schauspieler zu einem reichen Manne, der eben eine goldene Dose in der Hand hatte, so so schenkst ich sie Ihnen, was Sie thun wollen, muß ich erwarten. „Ich werde denken, sie hatte Ihnen gehört,'und Sie wären zum ersten Mahle freigebig gewesen!" erhielt er zur Antwort, worauf ein-Dritter, sich zu dem Schauspieler wendend, bemerkte: „Das war eine Prise ohne Dose." Das fromme Mädchen. Wenn Gott doch gutes Wetter gönnte Daß man zur Kirche gehen könnte 1 Dian lebet ärger als ein Heide! — Wer sieht mich hier zu Haus in meinem neuen Kleide? Die Katze als Lebensretterin n. Der kran­ke Abbe verfiel in eine so tiefe Schlafsucht, daß er für todt gehalten ward. Eben hatte man ihn in den Sarg ge­legt, als eine Katze, sein besonderer Liebling, zu ihm hin­auf sprang. Die rohen, halb betrunkenen Leichenmanner waren grausam genug, das arme Thier mit einzuschließen, und gingen davon. Die Katze legte sich indessen auf den Unterleib des Scheintodten, und theilte ihm ihre ganze elektrische Warme mit. Bald darauf aber begann der Lei- chenzug, und der Sarg ward, wie gewöhnlich, in die be­nachbarte Kirche gebracht. Durch die Erschütterung kam der angebliche Todte vollends zu sich, hörte dir Tcdtesge- sänge, und begriff leicht sein ganzes Schicksal. Indessen faßte er einen kurzen Entschluß, kniff die Katze so heftig, daß sie zu miauen cm fing. Die Entwicklung läßt sich er- ratyen. Der Abbe lebte nun noch volle zwanzig Jahre. D i e Schäferin. Bei Pontcnova in Korsika lebt eine Schäferin, die in ihrer Jugend nach einander A u g ere a u und dem damaligen Korporal Bernadot- t e, welche sich auf der Insel in Garnison befanden, ihre Hand verweigerte. Wer hätte damals denken können, daß das schöne Mädchen einem Marschall von Frankreich und einem Könige von Schweden das Jawort versage. Die Patriotin. Jüngst in Gesellschaft hörte Frau Urgcmde: Schon seit des Frankenkrieges Anbeginn Ermangle die Bevölkerung im Lande, Das junge Volk scy meist schon alleS hin! 0 Himmel! sagte sie zur Nachbarin, Da werden wir nun wieder büßen Und Zwillinge wohl jährlich liefern müßen! Komische 7C b ö reffe. Ein Vater, welcher an sei­nen Sohn, der in der westphälischen Armee diente, nach Rußland schrieb, machte folgende Addresse: „An den 6pfün- digen Kanonier meinen Sohn bey der Compagnie, wo der Kapitain den Fuchsen ritt." Der poetische Hutmacher. Ein, den schö­nen Geist affectirender Hutmacher, bath einen Schauspie­ler, lhm etwas in's Stammbuch zu schreiben; aber etwas Hohes, nichts Gewöhnliches, Mystisches zum Nachdenken, was nicht Jeder begreift, aber dem Hutmacher kein Ge- heimniß bleiben kann. Der Schauspieler schrieb Folgendes: Kennst du das klare Sonnenlicht, Und wo es seine Strahlen bricht? Kenn st du des Regens Allgewalt, Und wo er schnöde widerprallt? Kenn st du des weißen Schnees Kraft, Und wo ec viele Umstand' schafft? Kennst du des Windes liebstes Ziel, Und was ihm fast ein Poffenspiel? Es ist ein neuer Biberhut, Ach Gott, wie stünd' er mir so gut! Um diesen bittet auf's Abzahlen Dero dienstwilliger Hutabnehmcr und Freund Karl Bannholzer, derzeit Schauspieler allhier. Das sonderbare Fußbad. Ein junges, robu­stes, vollblütiges Mädchen ließ sich magnetisiren, und fopp­te dabei, wie gewöhnlich, ihren Azt, ihre Verwandten und das Publicum. Unter andern klagte sie auch über 4*

Next

/
Thumbnails
Contents