Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834. - Allerlei zum Zeitvertreib
42 selbe ihm verdrüßlich mit den Worten: »Hier sind die 5 Gulden, aber bey Zott! Sie machen sichstäche r- l ich !« Der gerechte Richter. Als ein Criminalrichter blind wurde, sagte ein Spötter: »Nu, jetzt muß der gute Mann nolens volens gerecht seyn, — jetzt wird er ohne Anseh'n der Person die Gesetze müssen wal- ten lassen!" Die Drohung. Als man den Gutsherrn hinterbrachte , daß das Pferd eines Bauers auf seiner Wiese weide, ließ er dem Bauer sagen: daß, wenn dieses noch- mahls geschehen sollte, so würde er dem Pferde den Schweif abhauen lassen. »Schon gut,« erwicderte der Bauer, — »ich laß dem gnädigen Herrn sagen: wenn er meinem Pferde den Schweif abhauen läßt, so schneide ich ihm beyde Ohren weg! — « Der Herr schäumte vor Zorn, als er die Antwort vernahm, und stellte den Bauer dieser impertinenten Rede wegen zu Rede, doch er entschuldigte sich: »Meine Drohung ist ja nicht Euer Gnaden, sondern mein Pferd angegangen; — was kann denn ich dafür, daß Sie geglaubt haben, Sie seyen mein Roß?« — Das schöne ^Geschlecht. Mein schön Geschlecht! Du bist Das, — was ein 91 et t 0 f ei ist: Es reizt, so lange man's zu rathen hat» — Erfährt man es, — so ist man seiner — satti Geistesgegenwart. Zu einer reichen Gastwir- thinn kam wie gewöhnlich des Abends vor dem Schlafengehen ihre Köchinn und fragte: »Was wird denn morgen gekocht?« — Ein D . . . .« rief die Frau, die eben übler Laune war. — »Sehr wohl! das ist für Ihnen, gnädige Frau!« erwicderte die Köchinn schnell, aber was koche ich für die Gäste?« Freunde zu finden ist nicht schwer. Ein alter Hagestolz beklagte sich bitterlich in einer zahlreichen Männer-Gescllschaft, daß er schon so alt geworden, und noch keinen Freund habe finden können. »Dem ist leicht abzuhelfen," meinte einer der Herren, — »hei- rathen Sie ein junges'hübsches Mädchen, und — was wollen Sie wetten? — d i e Freunde kommen dann schon von allen Seiten!« In einem Schauspielhause stimmte das Orchester die Instrumente. Der Watdhornist gab auch einige einzelne Töne an, war zufrieden mit der Stimmung, und stand auf, um sich ein Notenblatt zu langen. »Sie stehen zu hoch,« sagte einer zu ihm, der seine Töne noch unharmonisch fand. »Lassen Sie^s gut seyn,« erwiederte der Musikus, »wenn der Vorhang aufgeht, will ich mich schon setzen.« Ein Mädchen, das sich vor ihrem Hochzeitstage ungemein schüchtern und zurükhaltend gegen ihren Bräutigam betrug, so daß sie ihm auch nicht die kleinste Gunst- bczeugung gestattete, ward deßhalb von ihm nach der Hochzeit gelobt. »Dieß allein,« sagte er, »hat mich zu dem festen Entschlüsse gebracht, dich zn heirathen.« «DaS wußte ich aus Erfahrung,« antwortete sie. »Ich kenn' euch schon, ihr Herren! wie ihr's macht, schon drey haben mich des Gegentheils wegen sitzen lassen.« L t l i o. Sie winkt und lacht mir zu, Und wagt kein Rendesvou». Ihr Gatte, nichts fataler! Ist immer bey der Hand; Er reift als Landschastsmahlev Au wenig auf das Land. Ein Matrose wollte auf dem Schiffe die silberne Eaffeh-Kanne seines Herrn ausspülen, sie entgleitete aber seinen Händen, und fiel in's Meer. »Capitän!« frug der schlaue Matrose, «hat man eine Sache verloren, wenn man weiß, wo sie ist?« »Narr!« cntgcgnete der Capitän, »wie kann sie denn verloren seyn, wenn man weiß, wo sie ist!« «Nun denn," erwicderte der Matrose, so ist ihre silberne Kanne auch nicht verloren, denn ich weiß, daß sie da unten im Meere liegt.« Veits G e st a n d n i ß. Mein Herr Baron thät unsern Satan leugnen. Vermählte sich, und — hat nun seinen eig'nen. Die Drohung. Umsonst bewarb die junge Hanne Bey ibrem alten kargen Manne Sich um ein neues Kleid. ,.Nun," fing sie endlich an, ,.So will ich nacket geh n; vielleicht nimmt sich dann Ein and'rer meiner noch wohl an' »Mein Fräulein!« sagte ein armer junger Mensch zu seiner bey weitem reicheren Frenndinn, »ich wünsche Ihnen ein schönes Landgut in der reitzendsten Gegend zum Svmmeraufenthalr, einen Pallast in der Stadt während des Winters dazu, 2 oder 300,000 Thaler darauf,« — »O schon genug,« unterbrach ihn das Mädchen, »wünschen Sie sich doch selbst etwas, da Sie es nöthiger bedürfen, als ich!« »O, erlauben Sie mir auszureden,« entgegnete er, »darauf auch mich, dann habe ich so viel als Sie, und noch um ein Großes mehr.« Sehr n a t ü r l i ch. Eine Brünette, die ihren Vater durch den Tod verloren hatte, kleidete sich in Trauer. Sie stand ihr allerliebst, so daß der Arzt, welcher noch zuweilen, um die Witwe zu trösten, in das Haus kam, sich in das Mädchen verliebte, und das Mädchen wirklich auch zur Frau nahm. Einst sagte er zu einem Bekanntem »Ehe meine Frau zur vaterlosen Waise wurde, empfand ich nicht das Mindeste für sie, aber in der Trauer war sie mir unwiderstehlich.« — »Das ist wohl sehr natürlich,« entgegnete jener, »Sie waren ja auch der Schöpfer dieser Reize!« — Avertissement. An dem Glockenzuge eines Strumpfwirkerladens hing ein Täfelchen mit dem Avertissement: »Wer von meinen Maaren etwas zu haben wün- sehet, wird hvflichst ersucht, nur von Morgens 3, bis Mittags 12 Uh r, und Nachmittags von 2 bis 4 Uhr zu klingeln!«