Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834. - Allerlei zum Zeitvertreib

39 Kt. Aeußere Fronte 66 Kl. Breite beim Kreuz 76 Kl. Hohe der Kuppel von Innen 72 Kl. Der äußere Umfang der Kirche in Allem über 355 Kl. Seiten st ück einer Warnung. In einem Blatte wurde angeführt, daß Doktor N. einen Kranken vor dem Selbstkurireu aus den medizinischen Büchern warn­te, damit er nicht einmal an einen Druckfehler ster­be. Als Seitenstück zu dieser Warnung steht in einem an­dern Blatte die gerechte Bitte eines Apothekers, daß sich hie und da manche Wundärzte in ihren Rezepten einer le­serlichen uud cvrrect-lateinischen Schrift befleißen mögen, damit der Patient nicht einmal an einem Schreibfehler verscheide. S t a a t s w a g e n d e s türkischen Kaisers. In Konstantinvpel, wie überhaupt im Morgenlande, sind die Wägen nicht sehr gewöhnlich. Der Großherr hat doch einen Staatswagen, der ganz die Gestalt eines Lei­chenwagens hat, und von 6 Maulthieren gezogen wird. Die Deichsel ist von einer ungeheuren Dicke, so wie dies auch mit den übrigen Theilen der Fall ist. Der Grund hievon ist, weil derjenige, der ihn verfertigt hat, enthaup­tet wird, wenn etwas daran zerbricht; daher wird an die­sem Wagen alles sehr stark und dauerhaft gemacht. Das Kamee l. Je sanftmüthiger ein Mensch ist. desto weniger zeigt er sich in der Regel geneigt, Beleidi­gungen zu vergessen. Das Kameel, das Schiff der Wü­ste , das geduldigste Thier, das freiwillig niederkniet, um seine Lasten aufzunehmen, und nur wehmüthig seufzt, wenn es überladen wird, hat für erlittene Kränkungen ein über­aus treues Gedächtniß. Es nimmt Genugtbuung, sobald ihm die Gelegenheit günstig dazu scheint, und führt darum den Namen des Vergelters. Der Araber sagt von ihm: »das Kameel rächt sich noch nach 1000 Jahren.« — Ei nem Reisenden wurde in der Levante folgender seltsame Zug von der Wnth eines Kameels erzählt: Ein Treiber, welcher sein Thier so sehr überladen hatte, daß es still auf der Erde liegen blieb (und jedes Kameel bleibt liegen, wenn nur wenig das Maß überstiegen wird, womit cs sonst stets beladen wurde), versuchte nun, dasselbe mit Gewalt zum Aufstehen zu bewegen. Aber umsonst waren alle Schläge, das mißhandelte Thier schrie, rührte sich aber nicht von der Stelle. Man mußte ihm die ganze Ladung wiederabnehmen, bemerkte aber sehr wohl, daß es zur höchsten Wnth gereizt war, und nur auf den Augenblick seiner Haftlvsigkeit wartete, um über seinen grausamen Herrn herzufallen. Dieser, wohl bekannt mit der Ge- müths - Eigenthümlichkeit der Kameele, ihrer Wildheit und Wnth bei vorangehender Aufregung, wollte nur beo­bachten, in welcher Art sich sein mißhandeltes Thier an ihm rächen würde. Er ließ zu dem Ende eine Figur ans Stroh verfertigen, warf derselben sein Kleid über, um­gürtete sie mit einem Gürtel, und umwand den Kopf der­selben mit seinem Turban. So wurde sie in einem Gehöfte an eine Wand gelehnt, und der Araber selbst bestieg das Dach des Hauses, wo er sich Alles beobachtend, zurück­zog. Nun ließ man das Kameel frei) in das Gehöft tau­fen und bewegte zugleich die ansgestvpfte Figur mit einem Faden. Kaum hatte das Thier dieselbe erblickt, und ver­meint seinen Herrn zu sehen, als es sich brüllend auf sie los stürzte, sie mit den Zähnen zur Erde riß, und mit den Füßen zertrat. Jetzt indessen trat der Araber lachend ans dem Dache des Hauses hervor, und rief den Namen des Kameels. Dieses sah bei dem gewohnten Rufe auf, und kaum hatte es seinen Jrrthum bemerkt, und seinen Herrn erkannt, als es vor Erbitterung, wegen seines fehl­geschlagenen Angriffs auf der Stelle tvdt zur Erde nie- derstet. Labyrinth. Labyrinth nannte man bei den Al­ten ein großes künstliches Gebäude, ein großes Werk der Natur und Kunst, welches eine solche Menge gegen ein­ander laufender Gänge und Zimmer enthielt, daß man sich darin leicht verirren konnte. Es sind vorzüglich drey Labyrinthe der Alten merkwürdig. 1. Das egyptische Laby­rinth. 2. Das cretensische Labyrinth, und 5. das Laby­rinth zu Clnsinm. Das egyptische befand sich in Mit­tel-Egypten in der Gegend, welche jetzt Fejűm heißt. Es ist allem Vermuthen nach nur ein Grabmahl gewesen. Das Gebäude selbst, halb über, halb unter der Erde war eins der schönsten der alten Welt, und soll 3000 Säle oder Zimmer enthalten haben, deren ganze Einrichtung eine architektonisch - symbolische Darstellung des Thierkreises und des Sonnensystems gewesen zu seyn scheint. Jetzt sol­len in diesem Labyrinthe nur noch 150 Zimmer zugänglich seyn. — Das cretensische — meinen die alten Schrift­steller sey als unterirdische Höhle von Dädalus nach einem verjüngten Maßstabe des egyptische« , auf Befehl des Mi­nos , der hier den Minotaurus einsperrte, erbaut wor­den. — Mit Bindfaden ausgerüstet, drang in diese unter­irdischen Jrrgewinde auf 1600 Schritte in gerader Rich­tung , der gelehrte Engländer Douglas im Jahre 1811 vor, wo er zugleich auch zur Seite einige 50 Nebengänge besuchte. — DaS Labyrinth z n Clnsinm aber war vom Könige Pvrsenna, wahrscheinlich zu seinem eigenen Grabmale, erbaut worden. Es war viereckig, von Stein, und hatte 50 Fuß in der Höhe, 50 auf jeder Seite in der Breite. Ucbrigens waren diese 3 Gebäude nicht des 23 er- irrens wegen erbaut, sondern hatten nur zufällig diese Ei­genschaft. Sinnbildliche Vorstellungen. Die Jugend wird unter dem Bilde der jungen Hebe vorgestellt, der Mundschenkin der Götter, welche den röthlichen Nektar, den Trank, der die Götter bei ewiger Jugend erhält aus einem Gießgefäße in eine Trink­schale schenkt. Die Fröhlichkeit wird mit lachendem Gesich­te und mit einem Sccpter geschildert, worauf ein Kopf steht, der mit einer Kappe bedeckt ist, woran lange Oh­ren mit Schellen hängen. Das Glück ist geflügelt, tritt mit dem Fuße auf eine Kugel, und trägt ein Füllhorn in Arme.

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