Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834. - Allerlei zum Zeitvertreib

Allerlei $um Leitvertreib. Assekuranz einer B a n d i t e n b an d c. Ein Kaufmann ans dem Innern von Sicilien, der in Paler­mo Geld einzufvrderu hatte, assekurirte bei seiner Rückrei- se seine ganze Barschaft bei dem Agenten einer Banditen­bande, eine dort ganz übliche Gewohnheit, weil man ohne dieses nicht sicher reisen kann. Der Kaufmann bekam von dem Agenten einen Kerl zum Wegweiser und zur Schlitz- i wache mit, und beide Reisende hatten auch am ersten Tag E*kcin Abentheuer. Am zweiten kamen aber ein Paar halb- | trunkene Banditen auf sie lvö, und forderten dem Kauf­mann das Geld ab. Der Wegweiser zeigte ihnen den Freipaß vor, und betheuerte, daß der Kaufmann seine Sache asseknrirt habe. Vergebens! sie verlangten das 1 Geld' miD fehlen dem Kaufmann einen Dolch auf die Brust. : Zu seinem größten Schrecken trat nun auch der Wegweiser I auf ihre Seite und verlangte das Geld von ihm. Was sollte er machen ? Er schnallte die Katze vom Leibe, und übergab sie dem Wegiveiser. Dieser ließ absichtlich den Beutel fallen, wodurch das Geld auf der Erde zerstreut herum lag. Kaum stürzten sich die beiden Banditen über dasselbe her, als er sie mit 2 Pistolen erschoß, und das Geld dem Kaufmann mit den Worten wieder zurück stellte: »Hier haben sie ihr Geld, die Schufre haben das Hand­werk geschändet und dafür ihren Lohn- erhalten. Was würde aus unserer Assekuranz werden, wenn man sich nicht mehr auf unser Wort verlassen könnte! Ich bitte also, dies zur Sicherheit unsers Geschäfts bekannt zu machen.« Weib e r m ö r d e r. Der Bruder einer jungen Da­me, welche sich mit einem reichen und angesehenen Man­ne verhcurathct hatte, kam ans Deutschland zurück zum Besuch. Seine Schwester konnte ihm nicht genug schil­dern, wie gut ihr Mann gegen sie scy, nur habe er eine sonderbare fixe Idee, er bestehe nämlich darauf, sie solle sich — ein nähen lassen. Der Bruder war erstaunt über diese sonderbare Idee; da jedoch ihr Gatte alles bewillig­te, was sie nur wüwschte, beschloß sie dieser Laune nach­zugeben und sich einnähen ^zu lassen. Der Bruder aber sollte in der Nähe bleiben, und ward in ein kleines Toi­letten - Kabinet neben dem Zimmer versteckt. Das Einnä­hen beginnt. Der Versteckte hört seine Schwester sagen: »Wie, auch die Arme?« Nicht lange darauf sängt sie allmählig an zu lachen. Der Bruder in seinem Versteck lacht auch heimlich mit, stört sie aber nicht, da er weiß, daß seine Schwester eine sehr muntere Frau ist. Das La­chen wird jedoch stärker, immer stärker und auf einmal ist alles still; es vergehen mehrere Minuten; jetzt stürzt der Bruder in das Zimmer, aus dem der Mann mit einem Schrei des Schreckens entflieht, und findet seine Schwe­ster tobt. — Ihr Mann hatte sie an den Fußsohlen so lan­ge gekitzelt, bis sie lachend in Krämpfen ihren Geist auf­gegeben hatte. Auf dieselbe Art soll dieser Bvsewicht . schon zwei Weiber umgebracht haben. Friedrich der Große und fein Koch Nöct. ' Nöel hatte eine schone aber schwer verdauliche Pastete be- j reitet und der König aß etwas zu viel davon. Deßhalb sagte er zu Noel: »Wir kommen beide in die Hölle; er, i weil er die Pastete gebacken; ich, weil ich sie gegessen ! habe.« — »Schadet nichts « , war des Kochs Antwort, ! wir sind beide das Feuer gewohnt.« Die beiden T a sch c n - S p i e te r. In Hamburg ' ging ein sehr gewandter Dilletant, der iissden sogenann- ; ten Escamvtir - Stücken manchen Meister übcrtrifft, eines j Abends, um des italienischen Taschen-Spielers Petorellsss Vorstellungen zu besuchen. Beide Männer kannten sich | schon; lächelnd zahlte der Dilletant, lächelnd gab Pctv- ! relli die Eintrittskarte. Als der erste einige Schritte in den Saäl hinein gegangen war, rief ihm der Taschcn- I Spieler mit einigem Triumphe nach: »Mein Herr! Ha­! ben sie denn ihr Bittet?« — »Nein,« erwicderte, sich I .umdrehend und ruhig der Dilletant, »aber haben sie den ! das Geld dafür mein Herr?« Und Petronetti mußte gc- : sichen, daß er mit eigener Waffe geschlagen war. G l e i ch n i ß. Zn dem berühmten Anatom Petit, sagte einst Jemand: »Sie sind ein so großer Zergliederer, sie „können gewiß alle Krankheiten heilen?"— »Leider nicht!« versetzte Petit, »wir gleichen den Packträgern in Paris, sie kennen zwar alle Straßen und Häuser, aber sie kön­nen doch nicht wissen, was da täglich darin vergeht.« Diebe und Ga u n e r. In Amsterdam stand beim Jahrmarkt ein Mützenmacher vor einer Bude, und besah sich die darin ausgestellten Herrlichkeiten, wozu er nach seiner Gewohnheit die Hände auf den Rücken hatte. Aus einmal fühlt er, daß ihm etwas in die Hände gesteckt wird, er greift zu, und sieht sich mit einer goldenen Re- peticruhr überrascht. Der unbekannte Wvhlthäter ist ver­schwunden; nur ist ihm, als hätte ein ihm steinfrcmdes Gesicht, als er sich umdreht, verstohlen freundlich zugc- nickt. — Das verdächtige Geschenk macht dem Manne bange; er überbringt es der Polizey - Behörde und erzählt unter andern auch von dem Fremden, der ihm so sonder­bar gegrüßt. Auf die Frage wegen des Anzuges dieses Fremden, seiner Kopfbedeckung rc, stockt der Mützenma­cher plötzlich, und gesteht endlich nach vielem Zureden, daß der Fremde eine Mütze getragen, wie er selbst; daß neu­lich ein Herr ihm eine Thierhaut gebracht, und 12 Mü­tzen daraus zu schneiden verlangt; daß er aber die 15 nvch daraus bekommen, und weil khm das Fell gefallen, solche für sich behalten habe. Sogleich wurden Polizey- diener ausgesandt, mit dem Aufträge, alle, die sie mit solchen Mützen auf dem Markte fänden, fcstzunehmen, und auf diese Weise war die saubere, aus 12 Mitgliedern bestehende Gesellschaft von Taschendieben in einer halben Stunde gefangen, wo denn der eine davon gestand, den Mützenmacher für einen seiner Collégén angesehen und den­selben in der Geschwindigkeit die Uhr zugesteckt zu haben, weil der Herr, dem er sie entwendete, ihm auf den Versen gewesen wäre.

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