Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834. - Allerlei zum Zeitvertreib
30 Wie ein kleiner Umstand etn großes Uit* lück veranlassen kann. Der gelehrte Nikolaus e Sevre schneidet sich eine Feder, die abgeschnittene Spitze springt ihm ins Auge; er eilt schnell dem Auge mit Der Hand zu Hülfe, vergißt, daß er das Federmesser hält, und sticht sich das Auge auf der Stelle aus. Das verlorne Kind. Vier Wägen fuhren von Der Stadt London nach dem Wvchenmarkte nach Hause. Auf dem letzten saß eine Frau mit einem kleinen Kinde, das sie im Schlaf fallen ließ. Erst nachdem sie eine Meile weiter waren, erwachte sie und bemerkte ihren Verlust. . Man denke sich, was sie empfand! Sie eilte zurück und fand das Kind unversehrt. Beweis. Harte Eltern wollten ihre Tochter zu einer schlimmen Heurath zwingen. »Nein!« rief diese mehrmals ans, »ich kann diesen niemals henrathen; ich liebe ihn ja nicht!« — »Was,« sagte der Vater, »wozu noch erst Liebe? « — und indem er sich zu seiner daneben stehenden Frau wandte: —»Sag' du ! haben wir uns wohl je geliebt? und haben doch geheurathet.« .Sonderbare Hochachtung. Ein englischer Baronet war ein so warmer Liebhaber der edlen Bvx- kunst, daß er gratis darin Unterricht erthcilte. — Eines Tages erhielt er von einem Nachbar, einem sehr vornehmen Manne einen Besuch, und das Gespräch kam wie gewöhnlich auf's Boxen. Während der Unterredung ergriff der Baronet plötzlich seinen Gast mit schnellen und starken Fäusten, und schleuderte sich ihn über den Kopf hinweg. Dem krachten vom Fall die Rippen, und er raffte sich höchst erzürnt wieder auf. — Der Baronet aber sagte ganz ruhig und freundlich: »Ei! Euer Herrlichkeit sollen dies als einen Beweis meiner ausgezeichnetsten Hochachtung für Dieselben betrachten; denn Euer Lvrdschast sind der erste, dem ich diesen neuen Griff bezeigt habe.« Der Geistes-Kranke. Ein reicher Pflanzer kn Mexiko wurde von einem solchen Hvchmuthsgeifle ergriffen , daß er sich in der ober« und untern Kinnlade die 4 vordersten Zähne ausziehen und ihre Stelle m»t Diamanten besetzen ließ, um bei jedem Worte eine Probe von seinem enormen Reichthum aufzuweisen. Verlust des Gedächtnisses. In Frankfurt soll eine Dame leben, welche ans wunderbare Weise ihr Gedächtniß verloren hat. Nach vielem Widerstande von Seite ihrer Familie, empfieng sic den Geliebten zum Gat- j ten ; ein Jahr später schenkte sie ihm einen Knaben, ver- j siel aber darauf in eine Krankheit, von der sie an den I Rand des Grabes gebracht war. Sie genas zwar, aber sie hatte das Gedächtniß rücksichtlich alles dessen, was der Geburt ihres Kindes voran gieng, gänzlich verloren. Sie kannte ihren Gatten nicht, und obgleich sie endlich überredet ward, daß er dies wirklich sey, so konnte sie dennoch nicht begreifen, durch welches Wunder sie zu einem Manne und einem Kinde gekommen ist. Die beste Wäsche im Kriege. Währenddes ! russischen Krieges nahm es der Fürst Gallizin übel, daß j ein gewisser ausgezeichneter englischer Offizier nicht im Kriegsrathe erschien. Der Lord ließ sich damit entschuldigen, daß er im Bette liegen müsse, weil seine Wäsche während der jetzigen Ruhe gewaschen würde. — „Seine Wäsche gewaschen?« rief der Fürst, — »wie weibisch! wie verzärtelt! « — »Ich nehme stets ein schwarzseidenes Hemd mit, das hält einen ganzen Feldzug aus.« Todesfall durch den Biß eines gereizten H a u s h a h n s. Ignaz Schwvder, Kirchendiener in der Brünner Garnisonskirche, 55 Jahre alt, ein Mann von gesunder Constitution, der in seinem Leben fast nie krank gewesen war, pflegte sich öfters mit feinem muthigen Haushahn dadurch zu unterhalten, daß er ihn stundenlang • neckte, und zum Kampfe reizte, wobei derselbe an seinem Herrn heftig hinauf sprang und ihn manchmal ziemlich j empfindlich kneipte, ohne daß es jedoch jemals eine üble Folge nach sich gezogen hätte. Durch diese wiederholten Kämpfe erlangte aber der Haushahn, der sich übrigens gegen alle andern Hausgenossen und auch gegen fremde Menschen immer sehr friedlich betrug, eine solche Kampflust mit | seinem Herrn, daß, so wie sich dieser nur im Hühnerhvfe I zeigte, der Hahn sogleich rasch auf ihm los ging, seine jj Halskrause sträubte, und sich zum Angriff in Positur sey- ! te.— Dies geschah auch am 18. Oktober 1811 Vvrmit« | tags, wo der Hahn durch längeres Necken nach und nach in hohen Zorn gerathen war, und den Herrn zwischen den Daumen und den Zeigefinger der rechten Hand gebissen hatte, so, daß es etwas blutete, was indeß der Beschädigte nicht geachtet, sondern auch am nämlichen Tage den rechten Arm durch anhaltende Arbeit, mehr als gewöhnlich angestrengt hatte. Allein an demselben Abend befiel ihn ein Fieberfrost mit Spannungen und Schmerz am rechten Arme und er nahm vor dem Schlafengehen einen Aufguß von Hvllunderblüthe, in der Absicht zu sich, um sich durch stärkeres Schwitzen von einem vermeintlichen rheumatischen Uebel zu befreien. Statt dessen war am folgenden Morgen der ganze Arm bis an die Achselhöhle geschwollen, roth, heiß und schmerzhaft. Die Gattin des Kranken hielt diese Geschwulst für einen Rvthlauf, bestreute den leidenden Theil mit Bteyweiß - Pulver und legte Säckchenunit Hvllunderblüthe und Roggenmehl gefüllt darüber. Demungeachtet verschlimmerte sich der Umstand sehr wesentlich , so, daß schon nach zwei Tagen am 20. Oktober blaue Flecken an verschiedenen Punkten des Arms mit Gefühllosigkeit eintraten und sich am 21 ten neben der Achselhöhle eine schwärzliche Geschwulst von der Größe eines Hühnereyes bildete, die auf den Gebrauch eines aus Lein- saamen und Mandelkleyen in Milch gekochten Umschlags zerplatzte und viel aufgelöstes stinkendes Blut von sich gab. Gleich darauf bildeten sich an mehreren andern Stellen des leidenden Armes einige ähnliche Geschwülste, die auf gleiche Art behandelt wurden, und eben so wie die erste faules aufgelöstes Blut enthielten. Erst am 23ten zog man den Regimentsarzt Dr. Höllscher zu Rathe, welcher das Uebel sogleich für den kalten Brand und aus der Ur-