Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832 - Zweite Abtheilung - Beschreibung des k. k. Dampfschiffes Franz I.
49 Ve örtzretvung d e s k. k. priv. Dampfschiffes h'®aíi a» §)er sprechendste Beweis fortschreitender Eultur und emporblühenden Handels in der österreichischen Monarchie, folglich auch in Ungarn, ist das bereits seit zwey Jahren auf der Donau fahrende Dampfboot Franz I. Obwohl der Zahl nach schon das Vierte auf diesem Strome, ist es dennoch das Erste, welches alle Elementar - Hindernisse besiegend, durch regelmäßige Fahrten, dem Zwecke ihrer Bestimmung nachkömmt. Die Ursache früherer derley verunglückten Versuche, lag offenbar in den schlecht berechneten Verhältnissen der wirkenven Kraft zum Widerstande der Strömung. Das gegenwärtige Boot von italienischen Schiffszimmerleuten in Wien erbaut, gleicht einem englischen Paketboote, und ist das Ebenbild des auf dem Genfer See fahrenden Leman Vaudois. Die Dampfmaschine ist aus der Fabrik der Herren Boulton und Watt in London. Die Baukosten beliefen sich auf 100,000 fí. Eonv. Münze, (wovon die in London verfertigte Maschinerie allein 50,000 fl. Conv. Münze kostete), und wurden von 200 Aktionäre, welche aus Mitgliedern des erlauchten Kaiserhauses, mehreren Großen unseres Vaterlandes und aus Wiener nnd Pesther Großhändlern bestehen, bestritten. Aus den Besitzern von 5 Aktien wurde ein Ausschuß aus 5 Gliedern bestehend erwählt, unter deren Aufsicht das Schiff gebaut wurde, und nun fortwährend benützt wird. Die Erbauung dieses Schiffes brachten die Herren Andrews und Pitchard (Engländer) in Vorschlag, welche auch gegenwärtig die Leitung desselben persönlich führen. In dem Zeiträume von 8 Monaten benöthiget es bey 1500 Centner Steinkohlen und bey 100 Klafter Holz, wo es (hinreichend beschäftigt) pr. Aktie 20 proc. reinen Gewinn tragen kann. Die Länge dieses schönen Bootes mißt 23, die Breite 6 V2 Wiener Klafter. Die Kraft der Maschine, welche die an beiden Seiten befindlichen Ruderräder in Thätigkeit setzt, ist der Kraft von 60 Pferden gleich; das Schiff taucht beladen 3 »/* Wiener - Schuh, und durcheilt jede Minute eine Strecke von wenigstens 780 Wiener-Schuhen. Auf dem ersten Platze (im Hintertheile) befinden sich: ein Zimmer für Herren, eines für Damen, eines für den Capitän des Bootes und eines für den Tracteur. Die Wände dieser Gemache find aus politirtem Eichenholze, mit Spiegeln decorirt, die Zimmer selbst aber mit bequemen Meubeln versehen. Auf dem zweiten Platze (im Vordertheile) ist ein großes Zimmer für Passagiere, ein Magazin für Frachtgüter und für Feuerungs-Materiale. Das Verdeck ist flach, und über dem Hintertheile desselben, auf welchem sich mehrere Sitze befinden, ist ein Zelt-Dach gespannt. In der Mitte erhebt sich der große Schornstein aus Eisenblech, und neben ihm die Röhre zur Abführung des Dampfes. Vor den Rädern auf der einen Seite befindet sich die Küche und auf der andern eine Kammer. Vor und zwischen diesen befindet sich der Fokmast, die Ankerwinde, das nöthige Tauwerk und zwey kleine Kanonen, womit die Signale der Ankunft und Abfahrt gegeben werden. Das Bugspriet ziert die sehr schön gearbeitete, reich vergoldete Büste Sr. Majestät Franz I- Vom Basson-Maste weht eine mit dem Landes- Wappen gezierte drey-(roth, weiß, grün,) färbige Fahne; und unter dieser hängt während der Fahrt in freyer Luft, das kleine Ruderboot. Die Fahrten gehen regelmäßig von Wien bis Pesth, und von da nach Umständen auch nach Semlin. 7