Novák Ádám (szerk.): Fontes Memoriae Hungariae IV. Varsóban őrzött magyar vonatkozású oklevelek, 1490–1521 (Debrecen, 2022)

Marcin Hlebionek: Die Siegel der polnischen Jagiellonen. Einführung

VI Kanzleiwesens. Noch unter König Władysław Ellenlang (1320–1333) hatte es neben der auf das Teilfürstentum Kleinpolen bezogenen Krakauer Kanzlei, an deren Seite sich die Zentralkanzlei des Königreichs entwickelte, andere Kanzleien der einzelnen Teilfürstentümer gegeben. König Kasimir der Große (1333–1370) zentralisierte den Staat ebenso wie das Kanzleiwesen und begann mit der Auflösung der regionalen Kanzleien. Zu seiner Zeit wuchs die Bedeutung der am königlichen Hofe arbeitenden Krakauer Kanzlei an, und aus ihr ent­stand die Zentralkanzlei. Ergänzend entstand gegen Ende der Regierungszeit Kasimirs die sogenannte „Kleine Kanzlei“ aus dem vorherigen Hofamt. Dass die Leitung der Großen Kanzlei in den Händen des Großkanzlers und die der Kleinen Kanzlei in der des Unterkanzlers lag, führte jedoch nicht zu einer klaren Abgrenzung der Kompetenzen beider. In der Konsequenz führte dies dazu, dass beide Ämter trotz ihrer unterschiedlichen Bezeichnungen faktisch gleichrangig waren.4 Die Analyse der Kanzleipraxis zeigt, dass beide Kanzleien im Prinzip recht beliebig mit den königlichen Siegeln umgingen. Kurz vor der Thronbesteigung durch Władysław Jagiełło (1386–1434) bestand das sphragis­tische System der polnischen Könige unter der Herrschaft von Königin Hedwig von Anjou (1384–1399) aus vier verschiedenen Siegeltypen: dem einseitig geprägten Majestätssiegel, dem Großen Siegel (in diesem Fall mit den Wappen der Anjou und dem polnischen Adler), dem Kleinen Siegel (nur mit dem pol­nischen Adler) und dem Signet- oder Sekretsiegel. 5 Das Territorium des Großfürstentums Litauen, befand sich an der Schnittstelle zweier großer Kulturkreise: des byzantinisch-ruthenisches und des lateinisches. Diese Grenzlage äußerte sich auch in der Sphragistik der im 14. Jahrhundert dort herrschenden Dynastie der Gediminiden. Die Siegel der litauischen Fürsten setzten einerseits die Tradition der ruthenischen Fürsten fort, was sich darin zeigte, dass sie Bleibullen nach byzantinischem Vorbild 6 oder von diesen abgeleitete zweiseitige Wachssiegel sowie einseitige Siegel mit Legenden in ruthenischer Sprache benutzten. Auf der anderen Seite nahm der Einfluss der westeuropäischen Sphragistik zu, der sich im Aufkommen von Siegeln vom Typ des Standbild- bzw. Reitersiegels mit lateinischen Legenden 4 W. Chorążyczewski, Kancelarie centralne państwa w XIV–XVIII w ., in: Dyplomatyka staropolska, Hrsg. T. Jurek, Warszawa 2015, S. 152–153. 5 Z. Piech, Pieczęcie herbowe , S. 238; M. Hlebionek, Nieznana pieczęć królowej Barbary Zapolyi na tle sfragistyki małżonek królów polskich z dynastii Jagiellonów, „Studia Źródło ­znawcze”, 59, 2021, S. 55–57. 6 Z.B. das Siegel des Polozker Fürsten Narimantas, vgl. E. Rimša, Lietuvos didžiojo kunigaikščio Vytauto antspaudai ir žemių heraldika, Vilnius, 2016, S. 22–23.

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