Novák Ádám (szerk.): Fontes Memoriae Hungariae IV. Varsóban őrzött magyar vonatkozású oklevelek, 1490–1521 (Debrecen, 2022)

Marcin Hlebionek: Die Siegel der polnischen Jagiellonen. Einführung

V Marcin Hlebionek* Die Siegel der polnischen Jagiellonen. Einführung Gegen die Ende des 13. Jahrhunderts, als das Gebiet Polens noch unter Teilfürsten aufgeteilt war, wurden Tendenzen zu einer Vereinheitlichung erkenn­bar. Sie zielten nicht nur darauf ab, die Territorien der einzelnen Fürstentümer unter der Oberhoheit eines einzigen Herrschers zu verbinden, sondern auch darauf, diesem die Königswürde zu verschaffen. Es führte dazu, dass zum König Polens ein Vertreter der Großpolnischen Linie der Piasten gekrönt wurde: Fürst Przemysł II., der seine Herrschaft von Großpolen auf das Danziger Pommerellen sowie die Lande um Krakau ausdehnte. Die Erneuerung der Königswürde fü­hrte dazu,1 dass auch die Sphragistik der polnischen Gebiete um einen Satz königlicher Siegel bereichert wurde. Das stürmische 14. Jahrhundert, in dem die Dynastien zunächst ebenso häufig wechselten wie die territoriale Gestalt des Staates, in dem erst gegen Ende die innere Ordnung der Herrschaft erstarkte, war auch die Periode, in der sich das sphragistische System2 der Könige Polens 3 dynamisch entwickelte. Die Änderungen des sphragistischen Systems und in den Grundsätzen der Benutzung der einzelnen Siegel standen unter anderem im Zusammenhang mit der Fortentwicklung der Organisation des königlichen ∗ Nicolaus Copernicus University, Toruń, Universitätsprofessor, Abteilung für Mittel ­alterliche Geschichte und historische Hilfswissenschaften, Institut für Geschichte und Archiv. 1 Auch wenn es als sehr wahrscheinlich erscheint, haben wir keine Gewissheit, ob die früheren gekrönten Herrscher Polens über Siegel verfügten. Zu den Anfängen der pol­nischen Sphragistik vgl. Z. Piech, Ikonografia pieczęci Piastów , Kraków 1993, S. 19–22; M. Hlebionek, Pieczęcie pierwszych Piastów, czyli o tym, co było, być mogło albo nie istniało w ogóle, „Studia nad dawną Polską”, 3, 2013, S. 133–156. 2 Der in polnischen Arbeiten zur Siegelkunde häufig verwendete Begriff des „sphra­gistischen Systems“ bezeichnet eine Sammlung verschiedener Siegel, die untereinander durch Beziehungen verbunden waren, die sich aus dem Staatsaufbau, der Struktur und der Hierarchie der Kompetenzen des Siegelführers ergaben. Äußerer Ausdruck dieser Hierarchie war das Bild auf dem Siegel, das in der Regel je nach Kompetenz des reprä­sentierten Amtes inhaltlich differenziert war. Außerdem unterschieden sich die Sie­gel durch ihre Legende, die mit dem Bild des Siegels verbunden war und verbal den Siegelführer identifizierte, indem sie über den Charakter und Umfang seiner Macht informierte. Vgl. Opracowanie materiałów sfragistycznych w archiwach, Hrsg. P. Gut, M. Hlebionek, Warszawa 2020, S. 132. 3 Eine knappe Charakteristik dieser Veränderungen gibt Z. Piech, Pieczęcie herbowe w systemach sfragistycznych dawnej Rzeczpospolitej, in : Dawne pieczęcie. Typologia – metody badań – interpretacje, Hrsg. Z. Piech, Warszawa 2015, S. 234–239.

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