Folia historica 7

Temesváry Ferenc: Kinizsi Pál a hagyományokban és az irodalom egyes műfajaiban

wahrung historischer Treue nicht mehr jene Rolle spielte wie seinerzeit, wur­den geschichtliche Taten in der Voksüberlieferung mit märchenhaften Ele­menten durchwoben: aus Kinizsi wurde eine Sagengestalt von riesiger Kraft, heldenmütiger Tapferkeit und übermenschlichen Eigenschaften. Wesentlich sind - wie es wir in der ungarischen Sagenwelt vielfach finden — nicht einmal die Person des Helden, sondern seine Taten. Dement­sprechend kommen gewisse grosse Heldentaten in der Volkstradition nicht ausschliesslich mit einzelnen Personen verbunden vor. So ist es mit der Person von Miklós Toldi und Pál Kinizsi, den beiden Volkshelden par excellence. Die hervorragende Tat gehört weder Toldi, noch Kinizsi, sondern dem Volk an, das sie, bevor es mit ihr diese Helden geschmückt hat, schon besass und auch andere Persönlichkeiten damit bekleidete, aber wen und wie, das kann man heute nicht mehr sagen. Beide Helden haben in der Volksüberlieferung viel Gemeinsames: sie sind derbe, ungehobelte Figuren, doch tief menschlich; sie kommen ständig mit eingebildeten , streitsüchtigen Höflingen in Konflikt. Das Vorhandensein der Toldi-Kinizsi'sehen Sagen, ihre schnelle Ver­breitung und die grosse Zahl der Varianten spiegeln ausser der kräftigen Ge­staltungskunst des Volkes eine Vorliebe des Ungars für die historische Sage. Es würde eine weitere Aufgabe sein, zu erforschen, wie originell die Wurzeln der Kinizsi-Sagen, Märchen und Anekdoten sind, bzw. was sie den Volks­büchern verdanken . In den Volksbüchern wurden allgemein bekannte Motive zur Ausgestaltung der Figur Kinizsis verwendet. Das konnte umso leichter ge­schehen, da die Geschichte der historischen Anschauung des Volkes ent­sprach. Die Kunstliteratur ist für uns allerdings nicht so wertvoll, wie die ori­ginelle Volksdichtung, welche „das gesellschaftliche und politische Denken des Volkes" in der reinsten Form verkörpert. Trotz seiner Mannigfaltigkeit widerspiegelt das überlieferte Material die Tatsache, dass die Kinizsi-Sagen und im allgemeinen die Kinizsi-Uberliefe­rung ein Ganzes bildet, was der Auszahlung gleicher Quellen zuzuschreiben ist. In der Literatur des 16. Jahrhunderts nehmen die „Historien" — manchmal einige Jahrhunderte nach ihrer Entstehung aufgezeichnet - einen vornehmen Platz ein. Zu diesen gehört das historische Gesang des Nikols­burger Anonymen, 1568 aufgezeichnet bzw. kopiert: „Eine sehr schöne Geschichte über den Kampf von Pál Kenesy (sie) und István Báthory mit dem Türken, gefochten am Kenyérmező." Ein Jahr später - 1569 — wird dasselbe Thema von István Temesvári bearbeitet. Dazu schliesst sich die Chronik von Gáspár Heltai — um 1570 — an. Obwohl sie inhaltlich keine grosse Ab­109

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