Folia historica 7

Temesváry Ferenc: Kinizsi Pál a hagyományokban és az irodalom egyes műfajaiban

Pál Kinizsi in Überlieferung und Literatur Die Freilegung der Kinizsi-Burg zu Nagyvázsony, angefangen 1955, gab - ausser der Rettung des archäologischen Denkmalmaterials — Anlass zu einer allgemeinen Kinizsi-Forschung; das Augenmerk der Forscher wurde auf seine Person und seinen Platz in der ungarischen feudalen Gesellschaft gerich­tet. Ein neu erblühter Kinizsi-„Kult" motiviert also, dass wir die Rolle die­ser bedeutenden Gestalt der ungarischen Geschichte in Sagen, Uberlieferun­gen und einzelnen literarischen Gattungen untersuchen. Es ist nicht überraschend, dass wir der Gestalt Kinizsis in Volkssa­gen, Anekdoten, humoristischen Geschichten, in den vor Jahrhunderten ver­fassten „Historien", oder selbt in der Wunderwelt der Märchen oft begegnen: Tapferkeit, übermenschliche Kraft und Heldentaten wurden vom ungarischen Volk von jeher geschätzt. In der Gestalt von Kinizsi fand man das Ideal des volkstümlichen Helden: ein Mann aus dem Volke, der durch ausserordent­liche militärische Tugenden aus eigener Kraft eine märchenhafte Laufbahn machte und über Adel und Hochadel stieg. Name wie Heldentaten Kinizsis fanden bereits im 15. Jahrhundert ihren Weg in die ungarische Literatur, uzw. in erster Linie durch die Auf­zeichnungen von Marzio Galeotto und Bonfini. Ihre Geschichtswerke ent­sprachen nicht nur den Ansprüchen ihrer Zeit, sondern hatten ein grosses Nachleben in der ungarischen Belletristik des 16. und 17. Jahrhunderts. Aus­ser der Wirkung von Galeotto und Bonfini spielten auch andere Faktoren da­bei mit, dass die Taten Kinizsis zur Volksüberlieferung wurden. Chronisten wie fahrende Sänger zeichneten die hervorragenden Geschehnisse der zeitge­nössischen Geschichte nach ihrem besten Wissen auf; sie berichteten über die Episoden erbitterter Kämpfe auf Leben und Tod, über die listigen Taten der siegreichen Heerführer. So wurden die Heldentaten Kinizsis und die zeit­genössische Literatur unzertrennlich. In späteren Jahrhunderten, wo die Be­108

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