Folia historica 6

Patay Pál: A Magyar Nemzeti Múzeum haranggyűjteménye II.

Die Studie beschreibt eingehend jeden Stück der Sammlung in der Folge ihrer Gusszeit; aufgrund des Inventarbuches oder anderer Aufzeich­nungen gibt sie gleichfalls die Angaben der im Lagerbrand vernichteten Exemplare bekannt. Obwohl der Bestand des Ungarischen Nationalmuseums mit ihren 42 Glocken die einzige bedeutende Glockensammlung des Landes ist, gibt sie leider keine lückenlose Ubersicht über die Entwicklung des Glockengiesser­gewerbes im historischen Ungarn. Bedauerlicherweise sind die drei frühesten Stücke der Sammlung im Lagerbrand vernichtet worden. Die erhalten gebliebenen zwei, mit Majuskeln beschrifteten Glocken - vermutlicherweise aus dem 14-15. Jahrhundert — sind in ungarischer Relation sehr bedeutend, da gegenwärtig im Lande keine so frühe Glocken im Gebrauch stehen. Glocken mit Legenden in Minuskeln gibt es dagegen in der Sammlung schon mehr, einige davon auch datiert. Das Gussjahr der frühesten, aus dem Dorfe Bulcs, ist 1486; ihre Form weicht von jener der heutigen ziemlich stark ab: sie ist verlängert mit einem sehr schamlen Hals. (Abb. 1.) Sehr oft kommt auf ihnen die im Mittelalter häufige Glockenlegende „0 Rex glorie veni cum pace" vor. Als Verzierung finden wir gewöhnlich einen Rankenband in der Mitte des Felden (Abb. 3), oder ein Emblem in Relief. Minuskelinschriften kommen noch auf Glocken, gegossen Ende des 16. Jahrhunderts, vor (Abb. 3), doch wird die Anwendung der Antiquaschrift von der Mitte des Jahrhunderts an allgemein; unser frühestes ähnliches Exemplar hat das Gussjahr 1542. Die Rankenverzierung finden wir noch auf einer Glocke aus 1622; auch Embleme kommen in dieser zeit noch vor. (Abb. 4-5.) Nebst den früheren Inschriften kommen Ende des 16. Jahrhunderts neue, von der Ideologie der Reformation beeinflusste vor, wie z. B. „Verbum Domini manet in aeternum." Von der Mitte des 16. Jahrhunderts an ist in der Ausführung der Glocken ein Rückfall zu beobachten, was auf die allgemeine politische Lage des Landes zurückzuführen ist. Unter den Glockengiessern des 17. Jahrhunderts sind aus drei verschiedenen Teilen des Landes drei sehr bedeutende Meister: Balthasar Heroldt aus Pozsony (Pressburg-Bratislava), Georgius Wierd aus Epeijes (PreSov) und Iohannes Neidel aus Brassó (Kronstadt-Bra^ov) mit je einem Stücke vertreten. Nebst ihren schön ausgeführten Glocken gibt es aus dieser Zeit Stücke von ganz primitiver Ausfuhrung. Ihre Buchstaben sind oft kaum zu lesen, ihre Form weicht auch von jener der Werke gelernter Meister ab. 50

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