Folia historica 1

V. Ember Mária: A 17. századi magyar himzések motivumkincse

MOTIVSCHATZ UNGARISCHER STICKEREIEN IM 17. JAHRHUNDERT Die Stickerei ist die mannigfaltigste Art zur Verzierung von Textilen. Bei ungebundener Linienführung und den verschiedenen Stickarten kann die künstlerische Fähigkeit völlig zur Geltung kommen. Ungarns Bevölkerung schuf um die Mitte des 16. Jahrhunderts durch eine Verschmelzung des östlichen und westlichen Formen­schatzes mit individuellem Geschmack einen neuen Stickereistil. Diese spezielle nationale ungarische Stickkunst entwickelte sich und blühte zur Zeit der Türkenherrschaft einheitlich in dem in drei Gebiete geteilten Lande auf. Die Ornamentik der italienischen Renaissance bildete den Kern des Motivschatzes. Die Anordnung der Muster ist klar und über sicht­lich. Die Planzenornamentik dominiert, mitunter in Begleitung von Tiergestallten. Während des 15-17. Jahrhunderts arbeiteten viele Stickermeis­ter am Hofe der ungarischen Könige und siebenbürgischen Fürsten, an Residenzen der Feudalherren und in den Städten. Die Innung der Sticker auch Näher genannt; - arbeitete schon im Mittelalter in Buda, in den anderen Städten erfolgte die Gründung der Zünfte nur allmäh­lich. Die Meister und Gesellen benützten und veränderten nach hie­sigem Geschmack die Motive der italienischen und machmal auch deut­schen Musterbücher. Die adeligen - und die wohlhabenden Bürger­frauen zeichneten ihre Muster selbst und gaben diese später an an» dere weiter. Bevor wir die Komposition und Anordnung der Ornamentik be­handeln, möchte ich die einzelnen Motive erwähnen. Unter den Stickmustern sind viele Varianten des Granatapfels zu finden; dem Apfel ähnliche naturalistische und die verschiedens­ten stilisierten Arten. Das mittlere der drei Blumenblätter • der Tulpe ist • manchmal seitwärts gewendet, oder haldkreisförmig geschlossen. Die grosse Blume mit fünf Blumenblätern wurde in verschiedenen Farben ge­stickt. Die From der vielblättrigen und Papageitulpen ist schwungvoll und abwechslungsreich, — wenn vollkommen geöffnet — einem Laub­strauss ähnlich . Die halberblühte Rose wurde in Seitenansicht, die voll erblühte in Daraufsicht dargestellt. Die stilisierte Rose nennt man Rosette, aus dieser entwickelte sich die Speichenrosette, da diezwischenden Blutenblättern hervorragenden spitzen Kelchblätter wie die Speichen eines Rades aussehen, schliesslich die Drehrose, eine Rosette mit seitlich gebogenen Kelchblättern. 78

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