Folia archeologica 53.
Mónika Merczi: Appendix zur Studie von András Márton. Anthropolo-gische Untersuchungen an einem Kinderskelett aus dem römischen Gräberfeld Budapest - Kaszásdűlő-Raktárrét (Grab 45-1881/82)
APPENDIX ZUR STUDIE VON ANDRÁS MÁRTON 177 hälfteil miteinander verbindende Naht (Sutura metopica), die normalerweise bis zum Ende des 2. Lebensjahres 9 verschwindet, noch vollständig offen. Laut Literaturangaben kann dieser Prozeß bis zum 4. Lebensjahr fortdauern, 1 0 aber das Offenbleiben der Stirnnaht kann nicht selten auch im Erwachsenenalter, bei Männern häufiger, beobachtet werden." Am Hinterhautbein, zwischen der Ober- und Unterschuppe (Planun occipitale und Planum nuchale) zeigen sich zwei seitliche Nähte (Sutura mendosa), 1 2 die normalerweise bis zum Ende des 1. Lebensjahres erhalten bleiben; aber in einigen Fällen verschwinden sie nur in einem Alter von 3-4 Jahren, oder noch später. 1: 5 Die im Erwachsenenalter vorhandene Sutura metopica und die Sutura mendosa werden nicht als pathologische Erscheinungen, sondern als anatomische Variationen aufgefasst. Weitere Bestandteile des Hinterhauptbeines, die Seitenteile (Partes laterales) und die Unterschuppe vereinigen sich miteinander im Laufe der 1-3. Lebensjahre. 1 4 Bei dem untersuchten Kind können in dieser Region die Anfange der Verschmelzung noch nicht wahrgenommen werden. Schließlich ist die Verwachsung der zwei U nterkieferhälften , die meistens bis zum 6. Lebensmonat abgeschlossen ist, 1"' noch nicht vollendet. Am postkranialen Skelett kann eine anatomische Variation, Kanalbildung im distalen Drittel der linken Glavicula (canalis intraclavicularis), gefunden werden. Dieses Merkmal, das bei Männern häufiger auftritt, 1 6 erscheint meistens unilateral (mit Prädominanz der linken Seite), aber es kann auch bilateral sein. Wenn Äste des Nervus davicularis in den Kanal hineindringen, kann es in der Clavicula-Region zu Nervenleiden unci Erstarrungen führen. 1 7 Todesursache des Kindes 1* kann nicht geklärt werden. Schwerwiegende pathologische Veränderungen, die auf direkte oder indirekte Mangelernährung, auf Infektionskrankheiten und deren Komplikationen (porotische Hyperostosen hervorgerufen durch Eisenmangelanämie, chronischer C- und D-Vitamin-Mangel, Schmelzhypoplasie, Meningitis, Osteomyelitis) zurückzuführen sind, können an den Knochen nicht entdeckt werden. Nur am Schädel kann die geringmäßige, durch Blutbildungsstörungen hervorgerufene Verdickung der Diploë (der mittleren Schicht des Schädeldachs) wahrgenommen werden. Die Untersuchung der Knochenlünde kann in diesem Fall auch dabei helfen, die bis jetzt unbekannte Lage der Funde und des Skelettes im Grab teilweise zu rekonstruieren. Es kann nämlich auf der inneren Oberfläche des rechten Darmbeines eine stark ausgeprägte grüne Verfärbung wahrgenommen werden, die nur durch die Münzbeigabe verursacht werden konnte. Daneben sind die rechten Unterarmknochen leicht grün verfärbt. Diese Veränderungen sprechen dafür, daß das Kind in Rückenlage (wahrscheinlich gestreckt) bestattet wurde, und der rechte Arm horizontal oder schräg auf dem Becken lag. Jene Tatsache, daß die Unterarmknochen nicht in gleicher Stärke verfärbt waren, wie das Becken, weist daraufhin, daß dieser " REINHARD-RÖSING 1985, 6-8; HEGYI 2001, 265. SCHEUER-BLACK 2004, 1 10. 1 1 Häufigkeit dieser Erscheinung in größeren römischen Friedhöfen: Tokod - Erzsébetakna: Männer = 10,8%: Frauen = 2,8% (ÉRI- 1981.' 226); Budapest - Kaszásdűlő-Raktárrét: Männer = 11,3%; Frauen = 3,3% (FRÁTER 1993, 53, Taf. 9.); Tác-Margittelep: Männer = 12,1%; Frauen = 6,6% (ÉRV 2000, 368, Tab. 9.); Visegrád - Diós: Männer = 10,9%; Frauen = 5,9% (MERCZI 2001, 37-38.); 1 2 KEINIIARD-RÖSING 1985, 50-51. !: I SCHEUER-BLACK 2004, 75. 1 4 SCHEUER-BLACK 2004, 76. SCHEUER-BLACK 2004, 137. "' In der Römerzeit wurde die Häufigkeit dieser Variation bis jetzt nur in Tác - Margittelep untersucht: Männer = 4,17c Frauen = 2,4% (ERY 1990, Tab. 1.) 1 7 ÉRV 1990, 221-225. 1 8 H ü H N F.-O STER 1.01 1 1989, 11-25; C ARI.I-T IIIELE 1996, 158-178. 187-220; W ITTWKR-B ACROFEN 1998, 303308.