Folia archeologica 41.

Kemenczei Tibor: Stanczik Ilona emlékére

10 TIBOR KOVÁCS die Konturen des Körpers eines ruhenden Vogels (Abb. 1—2). Die Flügel des Vogels markieren Rippen, der hervorstehende Schweif ist von vier Löchern durchbrochen, die — mit dem den Hals überbrückenden Bandhenkel — aller Wahrscheinlichkeit nach zum Aufhängen des kultischen Gefäßes gedient haben (Abb. 3). Gleichzeitig kann des Halsteil des Askos mit dem sich erhöhenden, ausladenden Rand (Dm.: 6,5 cm) als Darstellung eines solchen stilisierten Men­schenkopfes aufgefaßt werden, wo die Ohren, die Nase und der Augenbrauen­bogen plastisch, die Augen mit eingedrückten Punkten bezeichnet wurden (Abb. 4—5). Außer den das Wesen der Darstellung ausdrückenden Motiven enthält das Gefäß keine Verzierung, die eventuell auf ein Zeitalter verweisen würde. 2 Die plastische Elemente in den Vordergrund stellende Gesichtsdarstellung nach dem Neolithikum, innerhalb des Karpatenbeckens erscheint in der Spätkupfer­zeit auf den in Center der Badener Kultur gefundenen Gefäßen. 3 Da wir in Tiszafüred streuweise auch die Siedlungsreste der Badener Kultur vorgefunden haben, kann theoretisch auch die Möglichkeit der Datierung des Askos in die Kupferzeit angeregt werden. Dies läßt sich durch die folgenden vier, über verschiedentliche Beweiskraft verfügenden Daten ausschließen: — die Textur bzw. die Ausarbeitung des Materials des Gefäßes ist eindeutig von bronzezeitlichem Charakter; — aus der Badener Kultur ist bisher kein Askos bekannt und auch auf das eventuelle Vorhandensein der Vogeldarstellung verweisen nur ein-zwei unsichere Daten; — zwischen der Gesichtsdarstellung der Gefäße von Center und dem Askos von Tiszafüred sind wesentliche Abweichungen im Stil wahrzunehmen; — schließlich, wie wir dies einer früheren Abhandlung ausführlich ausgelegt haben: im letzten Abschnitt der mittleren Bronzezeit Ungarns (annähernd in der zweiten Hälfte des 15. bzw. ersten Hälfte des 14. Jhs. v.u.Z.) entfaltet sich in der figuralen Kunst ein solcher neuer Darstellungsstil, dessen markanter Zug sich in der kräftigen plastischen Formung der menschlichen und tierischen Körperteile manifestiert. 4 Insbesondere auf Grund dieser letzteren und weiter unten noch mehr auszulegenden Daten können wir — wenn auch in gewissem Sinne provizorisch — die Herstellungszeit des Askos von Tiszafüred auf die Mitte des II. Jahrtausends v.u.Z. setzen. Die charakteristische Gefäßform in der Prähistorik des Mediterranäums, der Askos 5 ist zu Beginn des II. Jahrtausends v.u.Z. durch balkanische Volks­gruppen bzw. durch ihre Vermittlung von neuem im Karpatenbecken einhei­misch geworden. 8 Demfolgend kann das Vorhandensein dieser abstraktesten Variante der Vogeldarstellung (wie auch die der vogelvörmigen Gefäße und Klapper) in unserem Gebiete jahrundertelang verfolgt werden. Im Karpaten­2 Vgl. noch: Kovács 1977, 78-79, 105-106, Taf. 54-46. 3 Kalicz 1963, 7-14 Taf. 1 - 3, 4 : 1 ; Kemencéi 1964, 10 -14, Abb. 1 - 2. 4 Kovács 1973, 16-18. 5 Fuchs 1937, 153-155; Furumark 1941, 67 - 68, 617; Milojtic 1950; Zervos 1956, Taf. 88-89, 101, 255-256; Dikaios-Stewart 1962, 313, Taf. 98, 152; Lacy 1967, 146, 183-185, 217; Mellink 1966, 245, Taf. 76 : 10, 12; Korfmann 1979, 33, 42, Abb. 7 : 7; Podzuiveit 1979, 229-230, Taf. 24 : 1. G Kovács 1972, 10-15.

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