Folia archeologica 40.
Gáspár Dorottya: Lituus vagy baculus vagy...?
122 ENDRE TÓTII Alan kann natürlich nicht behaupten, daß diese Ringe mit Götternamen im Besitz von Christen waren. Von den frisch konvertierten Christen kann vielleicht nur soviel angenommen werden, daß sie bemüht waren, mit unpersonifizierten Riten die Fruchtbarkeit des Bodens zu fördern. Die Silvanusringe entstanden in einer Periode, als ein Teil der Bevölkerung der Provinz noch Heiden waren. Die Ringe sind eindeutige Beweise für die heidnische Religiosität, und zugleich Objekte einer eigenständigen Form des Kultes. Die Form wurzelt in der früheren kaiserzeitlichen Religiosität. Darauf verweist die Formel v.s.l.m ., die auf den Ringen aus Scarbantia und Savaria sowie auf der Bulle aus Arrabona zu lesen ist: diese waren Votivobjekte u. zw. als Nachfolgebrauch, als zum 4. Jahrhundert keine Altäre mehr neu aufgestellt wurden. Der Rückgang der staatlich geförderten Religiosität, die Verbreitung des Christentums sowie der Verfall der Steinmetzkunst trugen alle dazu bei, daß der früher sehr verbreitete Brauch des Aufstellens von Altären verschwunden war. Die Heiden waren also bemüht, ihren Gelübden an die Götter auf eine andere Weise nachzukommen: die Zunahme der Zahl der den Göttern geweihten Ringe kann gerade in diesem Kontext verstanden werden. Die Ringe mit Silvanus — Inschrift haben also zum Teil die Altaraufstellung mit Votivfunktion ersetzt, und entstanden infolge ähnlicher religiöser Gesinnung und Handlungen wie die Altäre. Die religionshistorische Auswertung der unter den „instrumenta domestica" registrierten Ringe mit Inschriften lenkt die Aufmerksamkeit ganz eindeutig auf zwei Umstände: einerseits sind nicht nur die Inschriften, sondern auch diese im allgemeinen vernachlässigten kleinen Objekte wichtige Informationsträger und gleichwertige Quellen in der Erforschung der römischen Religionen und der Zivilisation überhaupt; andererseits fällt in der Praxis der Silvanus —Verehrung des 1, —3. Jahrhunderts ein „Hiat" auf. Letzterer muß umso mehr beachtet werden, weil diese sich in der kultischen Praxis offenbarende Lücke zugleich auf die einseitige Verwendung der Quellen bei der Erforschung der Glaubenswelt Pannoniens verweist. Aus diesem Grunde erachtete ich es als notwendig — auch wenn ich keine überzeugende Antwort auf die gestellte Frage gefunden habe —, das Problem zu formulieren. Bezüglich der Zahl der Widmungen folgen die an Silvanus dedizierten Inschriften unmittelbar nach den Altären zu Ehren des Iuppiter, die infolge des Kaiserkults und der offiziellen Religiosität (oft) auch als Pflichthandlung aufgestellt worden waren. In Nordwestpannonien, im Wohngebiet der Bojer, kamen besonders viele Silvanus — Silvanae geweihte Altäre ans Tageslicht. Ihre Zahl übertrifft hier die der Iuppiter—Altäre.' 2 4 Deshalb fällt es besonders auf, daß im Gegensatz zu den Altären aus Pannonién, keine einzige Bronzestatuette mit der Darstellung von Silvanus bekannt ist. Obwohl es in der Provinz nicht an in Bronze gegossenen Götterfiguren mangelte. Wie soll dieses Phänomen gedeutet werden ? Diese Frage kann auch etwas allgemeiner formuliert werden, was zugleich die gegenwärtigen Schranken hinsichtlich der Möglichkeiten der Beantwortung dieser Frage verdeutlicht. Die Erforscher der Glaubenswelt Pannoniens haben nämlich beinahe ausschließlich die Inschriften und die Steinmetzarbeiten bei 2 4 Swoboda 1964, 184.; Kandier 1985, 164.