Folia archeologica 37.
Sándor Soproni: Marinianus Ursicinus magister
192 SÁNDOR SOPRONI Bei der Erschließung des Wachtturmes von Visegrád-Steinbruch kam neben den Stempeln TEMP VRS auch ein anderer Typ mit ТЕМ VR LXG zum Vorschein 5 2 (Abb. 5, 7—8). Auf Grund des gemeinsamen Vorkommens der beiden Typen liegt es außer Zweifel, daß Marinianus Ursicinus Kommandant der Ziegelei in der in Vindobona stationierenden legio X gemina war. Die Forschung registrierte bisher die Stempel TEMP VRS unter den Denkmälern der legio II Italica, 53 jedoch beweist der Fund von Pilismarót eindeutig, daß der auf den gleichaltrigen Stempelziegeln der legio 11 Italica vorkommende Ursicinus dux 5 4 nicht mit dem auf den Stempeln der legio X gemina angeführten und im Range eines magister figlinarum stehenden Ursicinus identisch ist. Der Stempel des Ursicinus dux liegt in zwei Typen vor: entweder in einer zweizeiligen Variante, in der ersten Zeile mit dem Namen der Legion, in der zweiten Zeile mit dem Nanem des dux, 5 5 oder es kann als selbständiger Typ neben dem Namen der Rang eines dux gelesen werden. 5 0 Unserer Meinung nach müssen wir die selbständige und die mit dem Stempel der legio II Italica gemeinsam, als Kontrollstempel stehende letztere Variante, den auch den Rang — dux — des Ursicinus anführenden Stempel von den selbständigen Stempeln TEMP VRS in der Form einer planta pedis absondern. Diese letzteren — planta pedis-förmigen — können auf Grund der Funde von Pilismarót und Visegrád eindeutig an die legio X gemina gebunden werden. Unser Ursicinus ist magister und noch dazu ein magister figlinarum, indessen der Ursicinus der legio II Italica ein dux war. Aus den Funden von Visegrád und Pilismarót kann vor allem das bereits oben erwähnte Resultat gezogen werden: Marinianus Ursicinus war im Dienste der legio X gemina als magister figlinarum tätig, gleichzeitig knüpft sich der Name des Ursicinus dux an die Ziegelproduktion der legio II Italica an. 5 7 Die in Visegrád zum Vorschein gekommenen selbständigen Stempel TEMP VRS und die Typen ТЕМ VR LXG sowie das gemeinsame Vorkommen in Pilismarót von TEMP VRS und des Marinianus Ursicinus magister weisen zweifellos auf das Zusammengehören und Auflösen der Typen hin. Die Tätigkeit des Marinianus Ursicinus magister müssen wir im Rahmen der legio X gemina auf Grund der Funde von Visegrád und Pilismarót um das Jahr 372 setzen. Den Dukatus des Ursicinus dux setzt die PLRE auf die Zeit vor der Herrschaft von Valentinianus mit der Begründung, daß die duces unter Valentinianus schon den Titel clarissimi geführt haben. 5 8 Sein Dukatus wurde von der ungarischen Forschung auf Grund der Bauinschrifttafel von Visegrád und der dort gefundenen Stempel TEMP VRS und ТЕМ VR L X G mit dem Jahr 372 bzw. den Jahren um diese Zeitangabe bestimmt. 5 8 Beide Feststellungen bedürfen aber einer Revision. 5 2 Soproni 1978, 54 und Taf. 58,1-19; 59,12—13. Zum Vorhandensein der Ziegel vgl. noch Főrincz 19111a, 146. 5 3 Szilagyi 1933, 36 — 39; Soproni 1978, 54. Unmittelbar hierher gereiht noch von Főrincz (1979, 18-20) und Fitz (1983, 62). r A Zu den Stempelziegeln: Szilágyi 1933, Taf. VIII, 4-7. Zuletzt: Winkler 1969, 107-109. 5 5 Szilágyi 1933, Taf. VIII, Typen 4-7. 5 6 Szilágyi 1933, Taf. VIII, Typ 8b. 5 7 Fitz 1983, 60, Tvpen 5-12. 5 8 PLRE I 985, Vrsicinvs-. Förincz 1976, 102; Oers., 1979, 18-20; Ders., 1979/a, 297-298; Fi/z 1983, 62.