Folia archeologica 30.
József Korek: Die Ausgrabungstätigkeit des Ungarischen Nationalmuseums im Jahre 1977
270 J. KOREK auch die Erklärung dafür, daß hier keine selbständige Kirche gebaut wurde bzw. daß die noch dort gelebte Bevölkerung in das an neuer Stelle aufgebaute Dorf mit Kirche umgesiedelt ist. Das Ungarische Nationalmuseum ist auch verpflichtet die seit fast vor einem Jahrzehnt in Gang gesetzten Forschungen in den Gespanschafts- und Sippenzentren fortzusetzen. In diesem Themenkreis brachte die Ausgrabung unter der Leitung von S. Soproni und M. Szőke im Bereich der sog. „römischen Villa", die beim Bau des Erholungsheimes der Nationalbank in Visegrád-Várkert-dülő ans Tageslicht gekommen ist, das größte Ergebnis. Die älteste Kirche wurde im 11. Jh. gebaut und wird bereits in der Stiftungsurkunde des Bistums von Veszprém aus dem Jahre 1009 erwähnt. Diese Kirche ist klein und hat ein halbrundes, 10,2X 4,4 m großes Innenmaß. An die Stelle der Kirche aus der Zeit des István I. wird im 12. Jh. eine neue Kirche gebaut, deren Apside eckig, der Chor fast quadratisch und 5x4,5 m groß ist. Die Breite des sich anschließenden Schiffes beträgt 7,8 m, die Länge ließ sich noch nicht feststellen. Der Chorfußboden war 3 Stufen hoch erhöht. Der Südmauer der zweiten Kirche, die an mehreren Stellen Fresken von sehr guter Qualität bewahrt hat, schließt sich das Wohngebäude des Erzdechanten an. Um die Kirche und auch in ihr befanden sich Gräber, von welchen in dieser Ausgrabungskampagne 34 erschlossen wurden. So wuchs die Zahl der dortigen Bestattungen auf 178 an. Bei der östlichen Apside der Kirche und dem östlichen Ende des Hauses des Erzdechanten kam die bedeutendste Bestattung zum Vorschein. In einer Grabkiste lag die Leiche eines älteren Mannes, bei seiner Rechten wurde eine Patena, bei der linken Hand ein kleiner Fußkelch gefunden. Beide Gegenstände sind aus Blei. Durch die Zentrallage des Grabes und die Beigaben vermuten die Ausgräber das Grab des Erzdechanten gefunden zu haben. Eine ganz seltene Beigabe hatte das andere Grab, wo der Beckenknochen von einem aus 1 cm dicken Eisenblech angefertigten Band umgürtet war, das als Zilizium betrachtet wird. Reste von einer römischen Siedlung wurden hier nicht gefunden. So ist es als sicher anzunehmen, daß die Kirche mit dem Kirchhof dem Gespanschaftszentrum und dem dazugehörenden Dorf diente. In Sárospatak forscht K. Dankó zwei Themen. Das eine Thema ist die Klärung des mittelalterlichen Stadtbildes. Nach der Festlegung der im Innengebiet der Stadt gefundenen frühmittelalterlichen Kirchen wurden die Forschungen in Darnó fortgesetzt. Ausgräberin trachtete die Stelle der in den Urkunden erwähnten Prämonstratenserklosters festzulegen. Es gelang bisher durch die Erschließung einer etwa 25 X 15 m großen Fläche die Ausdehnung des Klosters in N-S-Richtung festzustellen und es treten die Konturen des Grundrisses hervor. Auch mehrere gemeißelte Steine und Ziegelgräber sind zum Vorschein gekommen. Das Kloster stammt aus der Árpádenzeit. Das andere Thema richtet sich auf die weiteren Erschließungen in der Burg. Von diesen Arbeiten wurde in größtem Tempo die Freilegung des inneren Burggrabens durchgeführt. Bei der Erschließung des westlichen Schloßflügels und des bei der südwestlichen Eckbastei freigelegten Burggrabens sind die Schießscharten zum Vorschein gekommen. Das hier geöffnete Block ermöglichte auch die Untersuchung der Fundamentierung der Burg. Der Anschluß zwischen der den Burggraben befestigenden Steinmauer und der inneren Burgmauer war ursprünglich stumpfwinkelig und erst durch den Umbau im 19. Jh. entstand die heutzutage sichtbare Form. Die Festigkeit des Grabens hat eine Gegenmauer gesichert und