Folia archeologica 30.
József Korek: Die Ausgrabungstätigkeit des Ungarischen Nationalmuseums im Jahre 1977
AUSGRABUNGSTÄTIGKEIT 271 hier wurde auch ein aus Quadersteinen gelegter Kanal gefunden. Die seit Jahre lang anhaltende Arbeit nähert sich ihrem Abschluß und auch die Beendigung dieses Traktes der denkmalpflegerischen Restauration rückte näher. Die Erschließung des östlichen Teiles der Italienischen Bastion, die Befreiung der nördlichen Seite des Roten Turmes vom Schutt wurde abgeschlossen und auch hier kamen Schießscharten ans Tageslicht. Auf dem unteren Niveau waren eine dreiteilige und eine Seitenschießscharte, auf dem oberen unter dem Säulengesims zwei Schießscharten und zwischen dem Turm und der sich anschließenden östlichen Burgmauer eine Schießscharte. Auch die Grundmauer der auf die Italienische Bastion führenden Brücke wurde - in 12 m Länge - erschlossen, jedoch war das Gelände derart gestört, daß diese Mauer in Ermangelung des genauen Grundrisses sich nicht rekonstruieren ließ. Die denkmalpflegerische Rekonstruktion der Italienischen Bastion verspricht den Besuchern der Burg von Sárospatak eine neue Sehenswürdigkeit. Die Arbeit wurde hier abgeschlossen, jedoch gibt es an anderen Flächen der Burg umsomehr zu tun, um eines der am besten erhalten gebliebenen Burgkastelle Ungarns mit dem angebauten Festungssystems je vollständiger vorführen zu können. Die auf mehrere Jahre vorgesehene denkmalpflegerische Rekonstruktion der Zitadelle von Visegrád wird die Stelle und die Größenordnung der der Rekonstruktion vorangehenden archäologischen Freilegung bestimmen. 1977 wurden die Ausgrabungen an der Nordseite der Burg, am westlichen Abschnitt des großen Felsengrabens unter der Leitung von M. Szőke durchgeführt und es kam bis zur Felsenbank eine Fläche von 250 m- zur gänzlichen Erschließung. Das Ziel war vor allem, die architektonischen Zierelemente von Fenstern, Türen usw. zu ergänzen, was sich jedoch mit den spärlichen Ergebnissen nicht erfüllt hat. Wir erhielten aber durch die mächtige Auffüllungsschicht ein sehr reiches Material aus Waffen, Geräten, Keramik aus dem 15-17. Jh. Die seit drei jähren anhaltende Forschungsarbeit setzte sich unter der Leitung von I. Gerelyes das Auffinden der türkenzeitlichen Palisadenburg in BékésKastélyzug zum Ziele. Auf einem mit drei Wassergräbern umnommsnen Gelände, das auf einer Karte aus dem 18. Jh. mit Intravillanum Oppidi Békésensis bezeichnet war, ging die Arbeit vor sich und es wurde festgestellt, daß der innerste, treppenartig eingeschnittene Wassergraben 4 m breit und 2,5 m tief ist. Für die Bauzeit der die Palisadenfestung umnehmenden Doppelpfahlreihe bietet der von Ferdinand im Jahre 1555 geprägte Denar eine gute Datierungsmöglichkeit. Aus der im Festungsinneren erschlossenen Grube sind Ofenkachel aus dem 16-17. Jh. in großer Menge zum Vorschein gekommen. Das Ungarische Nationalmuseum hat mit seiner Ausgrabunstätigkeit und mit der Bereicherung seiner Sammlungen das 175jährige Gründungsjahr erfolgreich abgeschlossen. Das reiche Fundmaterial ermöglichte die vollständige Vorführung des ungarischen Mittelalters, insbesondere der materiellen Denkmäler der Lebensweise der Leibeigenen. Als Anerkennung der an der Forschungsarbeit basierenden vielseitigen, im Dienste der allgemeinen Bildung durchgeführten Tätigkeit wurde das Ungarische Nationalmuseum durch den Präsidialrat anläßlich des 175jährigen Jubiläums mit dem Orden des Roten Banners der Arbeit ausgezeichnet.