Folia archeologica 27.
Endre Tóth: Savaria és környéke IV-IX. századi történeti problémáihoz
110 E. TÓTII Andrerseits hat sich im 9. Jahrhundert der Brauch, um ähnlich benannte Ortschaften mit einem differenzierenden Attribut zu versehen, noch nicht ausgeprägt. So bezeichnet in der Urkunde des Jahres 860 das Attribut sicca nicht eine Unterscheidung von der anderen Ortschaft, namens Sabaria. Es scheint jedoch naheliegend zu sein daran zu denken, daß sich das Attribut sicca auf den Bach Savaria Sevira bezieht. Die in der Urkunde von Jahre 860 vorkommende sicca Sabaria ist demnach nicht, als eine Siedlung, namens „trockenes" Sabaria zu interpretieren, sondern auf jene Weise, daß das geschenkte Gut neben dem Bach sicca Sabaria, in dessen Umgebung gelegen, also seinen Namen vom Bach erhalten hat. Dies wäre schon deshalb ein gangbarer Weg, da wir in einer anderen Urkunde aus dem Jahre 860 9 8 einer ähnlichen Benennung begegnen: das dem Kloster von Mattsee geschenkte Gut lag in loco qui dicitur Sauariae vadum. Ein anderes Gut der Urkunde vom 20. November 860 (Uuitanesberc) hat seinen Namen ebenfalls von einer Geländeformation erhalten. Diese Art der Gutsbezeichnung hat ihren einfachen Grund. Das geschenkte Gut hatte, wie dies aus anderen, sich auf unser Gebiet beziehenden, aus der gleichen Zeit stammenden Urkunden hervorgeht, keinen früheren Namen. So hat 877 das in der Gegend der Spratz-Bäche dem Kloster von Kremsmünster geschenkte Gut keinen eigenen Namen (MG D ex Stirpe Karol, Karlmann nr. 3.), sein Gebiet wurde durch Flurbegehung festgelegt. Wurde die Lage des Gutes nicht durch einen Flurgang fixiert, wie in unserer Urkunde des Jahres 860, so mußte man es auch dann in irgendwelcher Form benennen, wenn es keinen eingebürgerten Namen hatte. So erhielt auch das am Sabaria-Bach liegende Gut des Erzbistums von Salzburg den Namen sicca Sabaria. Der Benennung Száraz-patak („Trockener" Bach) begegnen wir oft auch im Falle anderer Fluß- und geographischer Namen: 836: in rivo sicco w 980: in rivo sicco; 1 0" 840: Quelle, que vulgari nomine nuncupatur Durrenbrunnen; 10 1 878: in rivulum qui Durrinbab dicitur 10 2 1336: Durrenbach (im Ruhrgebiet 10 3), ferner den vielen Benennungen siccus pofok, siccus fluvius im ungarischen Mittelalter, 10 4 im Ortschaftsnamen Szárazpatak-Dürnbach im einstigen Komitat Pozsony (Suchá nad Parnou, Tschechoslowakei), im deutschen Namen Dürnbach der ungarischen Ortschaft Incéd im mittelalterlichen Komitat Vas 10 5 nach dem durchfließenden, nur wenig Wasser führenden Bach benannt; in der Benennung Szárazpatak in der Nähe der Ortschaft Nagymákfa 1" 6 im Komitat Vas usw. Grundlegend ist: ist der sicca Sabaria genannte Bach mit dem Bach Sabaria identisch oder wurde eventuell ein in die Sabaria mündender anderer Bach so genannt? Die Frage läßt sich nicht mit Sicherheit beantworten. Darin, daß das Gut sicca Sabaria am Bach Sabaria lag, also sicca Sabaria und die Benennung Sabaria sich auf ein und denselben Bach beziehen, erblicke ich jedoch keine 9 S MG D Karol. I. Ludovici Germ. Nr. 101., 146.; UB I. Nr. 9., 6. 9 9 MG D Karol. IUI. Lotharii I. Nr. 140, 314. 10 0 MG D regum et imp. Germ. II/l. Nr. 254b, 291. 10 1 MG D Karol. I. Ludovici Germ. Nr. 54, 74. 10 2 MG D Karol. I. Karlmann Nr. 14, 305. 111 3 Gensicke, H., E. Barth: Die Gewässernamen im Flußgebiet von Sieg und Ruhr. (Gießen 1968). BNf 4(1969) 293. (Besprechung) 10 4 Vgl. Ortvay, T., Magyarország régi vizrajza a XII. század végéig. II. (Bp. 1882) 214.; Vgl. noch: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. II. (Wien 1965) 84-. 10 5 Schwartz, E., а. а. О. 173.; Kran^mayer, E.-Bürger, К., а. а. О. 51. 1Ü G Katasteraufnahme S-78 (1857)