Folia archeologica 25.

Éva B. Bonis: Ritzzeichnungen auf frühkaiserzeitlichen Gefäßfragmenten aus Tokod

92 É. В. B ÓNIS Niveau der bekannten spâtlatène- bzw. frühkaiserzeitlichen Keramikerzeugung erreichte, führte ich beide Scherben dennoch auf der Budapester Konferenz der Rei Cretariae Romanae Fautores im Jahre 1967 vor. 1 5 Die gestreiften Keramik­fragmente bestimmte ich damals aufgrund der mit Wellenlinien verzierten Scherbe auf das 2. Jahrhundert. Während der vergangenen Jahre gelangte das Material des Heimatmuseums von Dorog in das Balassa Bálint-Museum von Esztergom. Anlässlich der Be­arbeitung des Materials fanden die Archäologen mehrere Fälschungen, nach­trägliche Umformungen unter den Objekten vor. Diese Tatsache hatte zwangs­mäßig zur Folge, daß die bereits vorgeführten Scherben überprüft werden mußten. 1 6 Die auf Abb. 1 veranschaulichte bemalte Scherbe mit einer Figur ist ohne jeden Zweifel ein Originalstück, das 1959 bei der Photographierung im Ungari­schen Nationalmuseum noch die charakteristische spâtlatènezeitliche matte Bema­lung in der ursprünglichen Farbe an sich getragen hat, leider weist sie infolge des später aufgetragenen Lacküberzuges heute schon eine bräunliche Färbung auf. Auf diesem Fragment ist die in unserem Gebiet auch bis heute einzige spâtlatène­zeitliche bemalte Darstellung einer menschlichen Gestalt zu sehen. Dies weist auf eine Möglichkeit des Auftauchens anderer figürlicher Darstellungen in der Um­gebung von Tokod. Die mit den nach dem Ausbrennen des Gefäßes angebrachten Einritzungen verzierten Fragmente haben wir unter einer binokularen Lupe untersucht. Auf der 1964, also später gefundenen Scherbe läuft der Rand der eingeritzten Schrift auf die Bruchfläche der Scherbe über und dies weist darauf hin, daß die nach dem Brand eingeritzten Verzierungen der tulpenverzierten Scherbe (Abb. 5), und seine Schrift Falsifikationen sind. Hiermit verfällt auch meine frühere Zeit­bestimmung der Scherben, die auf das 2. Jahrhundert datiert waren. Dieses Frag­ment wird im weiteren als Fälschung nicht mehr berücksichtigt. Das 1961 gefundene Fragment (Abb. 2—4) zeigte unter der Lupe viel feinere Einritzungen. Die Schriftlinien setzen sich nicht auf den Bruchflächen fort. Die Schrift — an die sich der Finder 1 7 noch erinnert — ist mit ähnlich feinen Linien eingeritzt, wie die figürliche Darstellung. Die mit Routine eingeritzte Inschrift und Darstellung kann als original betrachtet werden, um so mehr, da — wie wir weiter unten sehen werden — sowohl die Darstellung, als die Schrift gleichfalls auf den norditalischen, raetischen, venetisch-keltischen Kreis verweisen. Eine solche Überstimmung konnte künstlich kaum hergestellt werden. Meinerseits halte ich diese früher gefundene, aus dem 1. Jahrhundert stammende Scherbe mit ihrer ge­ritzten Szene und Inschrift für original. Aus der Darstellung scheint nur die den Helm ausfüllende, eingetiefte Zeich­nung gröber zu sein, möglicherweise ist sie nachträglich entstanden. Der sog. Waterloo-Bridge Helmtyp ist bei den Kelten des Karpatenbeckens bisher noch nicht aufgetaucht. Von diesem Gebiete sind uns glatte, spitzige 1 8 und mit Tieren 1 5 B. Bonis, É., Keltische Darstellungen . . . 5—9., Abb. 5—6. 1 6 István Horváth und Vera Lányi bin ich Dank schuldig, daß sie mich zur gesteigerten Vorsicht gemahnt haben. 1 7 Kraftwagenführer László Pintér. 1 8 Hunyady, I., Kelták a Kárpát-medencében. — Kelten im Karpatenbecken. DissPann 11:18. (Bp. 1942—44) 123., Taf. XLVIII. 1—4.

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