Folia archeologica 25.

Éva B. Bonis: Ritzzeichnungen auf frühkaiserzeitlichen Gefäßfragmenten aus Tokod

RITZZEICHNUNGEN AUF FRÜHKAISERZEIT­LICHEN GEFÄßFRAGMENTEN AUS TOKOD ÉVA В. BÓNIS Bei der Erörterung der auf der spâtlatènezeitlichen bemalten Keramik sicht­baren figürlichen Darstellungen vom Fundort Gellérthegy-Tabán 1 konnte damals die beste Parallele aus Tokod (Kom. Komárom) angeführt werden. 2 Auf dieser Scherbe, die zuerst András Mócsy publizierte, 3 malte der Töpfermeister eine menschliche Gestalt. Wegen der Wichtigkeit des Stückes soll es hier in zwei­facher Vergrößerung vorgeführt werden (Abb. 1 ). Über die archaische Abfassung der in dem mit bemalten Dreiecken umrahmten Feld, auf roter Basis mit brauner Färbung hervorgehobenen Gestalt haben wir schon früher berichtet. 4 In den schrägen Linien an der Schulter erblickte Eszter В. Vágó Fibeln. Die in beiden Händen der Gestalt gehaltenen und im Formenschatz der keltischen bemalten Gefäße oft vorkommenden Zweige sind rechts und links durch zickzackförmige Zauberlinien mit dem Boden verbunden. In der mit zauberkräftigen Zweigen (stilisiertem Laub) stehenden Gestalt-' erblicken wir den Teilnehmer einer Kult­handlung, da uns ebenfalls aus dem 1. Jahrhundert v. u. Z. eine analoge Darstel­lung aus der iberischen Gruppe der spâtlatènezeitlichen bemalten Keramik aus Numantia bekannt ist. Das Gefäß, auf das eine priesterähnliche Figur — aller Wahrscheinlichkeit nach ein augur —, der auf einem Altar Vögel opfert, gemalt ist, ist die Schöpfung eines Meisters, der zum iberischen Stamm der Arevaker (nicht Eravisker!) gehört hat. 6 1 B. Bonis , É., Die spätkeltischc Siedlung Gellérthegy-Tabán in Budapest. AH 47. (Bp. 1969) 215—222. 2 Ebd. 219—221., Abb. 105:5. 3 Mócsy, A., Forschungen in der römischen Siedlung von Tokod in Ungarn. ArRoz 11(1959) 209—221., 206. Abb. 93.; S Zubó, M., Auf den Spuren der Kelten in Ungarn. Hereditas. (Bp. 1971) 45., Abb. 11. 4 B. Bonis, É., а. а. О. 221. 5 Bezüglich der auf keltische Traditionen verweisenden, Zweige haltenden weiblichen Dreierfiguren s.: Сremosnik, 1., Über die Beziehungen zwischen Denkmäler mit Elementen keltischer Tradition in der Schweiz und in der Jugoslawien. Provinciális. Festschr. f. R. Laur­Belart. (Basel—Stuttgart 1968) 246., Abb. 6. 6 Wattenberg, F., Las ceramicas indigenas de Numancia. Bibl. Prehist. Hispana 4. (Madrid 1963) 217., Taf. X. 4—1239.

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