Folia archeologica 25.
Tibor Kemenczei: Zur Deutung der Depotfunde von Aranyos
66 T. KEMENCZEI Die Gräberfelder der Piliny-Kultur beweisen eindeutig, daß das Leben des Volkes dieser Kultur in der den Perioden R ВС — BD entsprechenden Zeit ungestört verlaufen ist. Die Bronzegegenstandtypen der aufgezählten Gräberfelder und Depotfunde zeugen eindeutig davon, daß in Oberungarn zur Zeit (R ВС — BD) der von A. Mozsolics bestimmten Depothorizonte von Forró, Opályi und Aranyos die Produktion der Bronzeindustrie der Piliny-Kultur ungestört, kontinuierlich angehalten hat. Mit den die Denkmäler der Metallkunst der Piliny-Kultur in selbständige Horizonte gliedernden und die Horizonte über große Gebiete erstreckenden Meinungen können wir demnach aufgrund des Gesagten nicht einverstanden sein. Wir behaupten nicht, daß sämtliche Depotfunde der Piliny-Kultur zu ein und derselben Zeit unter die Erde gekommen sind, da es ja im Leben einer jeden Volksgruppe solche Geschehnisse und Ursachen geben konnten, die jeweilig Anlaß zum Verbergen eines Schatzfundes gegeben haben. Wesentlich ist es jedoch, daß diese Funde Produkte aus einem Metallindustriezweig, aus der Bronzeindustrie stammen und all diejenigen Gegenstandstypen enthalten, die von dem Volk der lang anhaltenden Piliny-Kultur ausgebildet und von der Bevölkerung anderer Gebiete übernommen wurde. So kommen ihre zu verschiedenen Zeiten gefertigten Gegenstände oft in ein und demselben Bronzefund vor. Die Frühphase der Bronzeindustrie der Piliny-Kultur können wir mit dem Namen des Depotfundes von Forró und die Spätphase mit dem von Rimaszombat bezeichnen. Einen Teil ihrer charakteristischen Gegenstandstypen haben wir im Laufe der Analyse des Depotfundes von Aranyos bereits aufgezählt und auch mit den übrigen früher ausführlich befaßt. 12 1 So greifen wir zur Zeit auf diese nicht zurück. Zu bemerken ist bloß soviel, daß die Handschutzspiralen, Armspiralen, doppelarmige Äxte, großen Bronzeknöpfe, mit Goldblech bedeckten Knöpfe, hohlen und verzierten Armringe, große Anhänger aus mehreren Gliedern, Wagenachsenbeschläge, Absatzbeile, scheibenköpfige Nadeln mit Öse, Nadeln mit mehrfach geschwollenem Hals usw. charakteristische Produkte der Pilinyer Metallkunst sind. Ein anderer Teil der Gegenstände ist ein allgemeiner mitteleuropäischer Typ, die dritte Gruppe beweist eine Verbindung mit der Bronzeindustrie der Oberen Theißgegend. All diese kommen jedoch in einer unzertrennbaren Einheit, in den verschiedenen Depotfunden von Typ Rimaszombat vor. Gegen Ende der Periode R BD haben die Volksgruppen der Cseke-Kultur und der Lausitzer Kultur die Selbständigkeit des Volkes der Piliny-Kultur beiseite geschaffen und auf einem Großteil des Gebietes die Kyjatice-Kultur ausgebildet. Die vom Hernädfluß östlich liegenden Gebiete der Piliny-Kultur werden von der Bevölkerung der Gáva-Kultur in Besitz genommen. Das Volk der Piliny-Kultur hat seine Wert Sachen, die die Mehrheit der Depotfunde von Typ Rimaszombat bilden, vor allem im Laufe dieser Volksbewegungen verborgen. Auch nach dem Untergang der Piliny-Kultur können zahlreiche, für die Bronzeindustrie von Rimaszombat charakteristische Gegenstände in den Depotfunden der folgenden Periode angetroffen werden. Diese Stücke wurden noch 12 1 Ders., HOMÉ 5(1965) 105—144.