Folia archeologica 25.
József Korek: Archäologische Forschungsberichte aus dem Bereich der zweiten Theiß-Staustufe
ZWEITE THEI ß-STAUSTUFE 261 die Landstraße verlief in der Vertiefung zwischen den Hügelreihen in NW-SO-Richtung. Im Lehmgrundboden des freigelegten Straßenabschnittes waren die Wagenradspuren wahrzunehmen und der für den Fußgängerverkehr bestimmte Wegrand erkennbar. Die Straßenbreite erreichte die 9 m. Von der durch Suchgräben bzw. spezielle Luftaufnahmen gesuchten Fortsetzung des Weges ist anzunehmen, daß die Straße sich dem jetzigen Flußbett des toten Armes nähernd, an den Tiszaörvény-Aranyospart angeschlossen hat, wo es auch heute noch eine Übergangsstelle über die Theiß gibt. Der árpádenzeitliche Weg zog von 0 her unterhalb der Siedlung Tiszafüred und dürfte laut der Annahme von B. Horváth weiter die Linie der heutigen Hortobágyer Straße verfolgt haben. Aufgrund der Siedlungsform teilt sich das Dorf in zwei Gruppen. In der einen Gruppe kamen in den in die Erde eingetieften Häusern jedesmal die Spuren eines Lehmbewurfes an die Oberfläche. Im Gerätematerial kommen am häufigsten auf die Jagd und auf den Fischfang verweisende Pfeilspitzen, Angeln, Netzsenker zum Vorschein. Die landwirtschaftlichen und industriellen Geräte fehlen fast völlig und in der Nähe der Häuser gibt es keine Kornspeicher. Zugleich wurden in den Häusern bzw. in ihrer Nähe Spuren von Bauopfern beobachtet. Für die zweite Gruppe sind die Häuser mit aus Stein gebauten Herden charakteristisch, aus denen in großer Zahl landwirtschaftliche, industrielle Geräte, reiches keramisches Material zum Vorschein gekommen ist und wo es zwischen den Häusern große Kornspeicher gegeben hat, die ausgebrannt zur Aufbewahrung von mehreren Kubikmetern Getreide geeignet waren. B. Horváth vertritt die Meinung, daß die Ansiedlung des Dorfes am Beginn des 11. Jahrhunderts auf dem Ufergelände des toten Theiß-Armes begonnen hat. In der Lebensweise der in kleineren Gruppen hier gelebten Bevölkerung spielte die Jagd, der Fischfang und die Viehhaltung eine Rolle. Die Ausdehnung der Siedlung hat zur Mitte des 12. Jahrhunderts mit einer ausgesprochenen landwirtschaftlichen Lebensform den zweiten Hügelzug erreicht, wo das Weiterleben bis zur Verwüstung durch den Tatarenzug beweisbar war. Hierauf verweist der 1968 zum Vorschein gekommene in einer flachen Bronzeschüssel verborgene Schatzfund: zwei Silberarmringe, ein großer Elektronhaarring, ein Frauenring mit goldumfaßten Edelsteinen, ein silberner Männerring mit eingeschnittener Verzierung, eine gravierte Schnalle, Bergkristall- und Chalzedonperlen, die wahrscheinlich zufolge der Kunde des Einbruches der Tataren versteckt wurden. Die Kirche, die Friedhöfe und die Siedlung von Tiszaörvény bilden die einzige solche Erschließung in Ungarn, die etwa in 70—80% als vollständig betrachtet werden kann. Die daraus ziehbaren siedlungshistorischen und -geographischen Ergebnisse werden von jenen Detailausgrabungen gut ergänzt, die wichtige Ergebnisse der letzten 25 Jahre nach 1945 durchgeführten Forschungen des Mittelalters sind. Die bei der Staustufe II der Theiß durchgeführten Ausgrabungen haben jenes Gesetz des Königs Stephan I. bewiesen, welches mehreren Dörfern den Bau einer Kirche vorgeschrieben hat. Ein gutes Beispiel ist hierfür Kisköre, wo die Zentralsiedlung an der Stelle des heutigen Dorfes auf der Terrasse neben der auch heute noch fungierenden katholischen Kirche liegt und um die in 5—6 km-Umkreis solche árpádenzeitliche Siedlungen zu finden sind, in denen es keine Kirche gibt und wo die Gräber fehlen. Die Toten dieser Orte wurden wahrscheinlich an einer Zentralstätte begraben. Größere árpádenzeitliche Siedlungen waren auf den Fundorten Kisköre-Damm, Szingegát, Várfenék. Aus der Urkunden ist bekannt, daß in diesem Gebiete die älteste Abtei im heutigen Komitat Borsod gestanden war. Die Stiftungsurkunde der Abtei von Százd blieb nur in einer aus dem Jahre 1267 stammenden Kopie erhalten. Die Stelle der Abtei wurde an verschiedenen Plätzen gesucht. Südlich von Tiszakeszi, auf einer in etwa 2 km-Entfernung liegenden Erhöhung hat К. V. Végh eine Probeausgrabung durchgeführt, aufgrund welcher es bewiesen wurde, daß es dort ein größeres Steingebäude gestanden hat, dessen zusammenhängenden Grundriß man infolge der völligen Gestörtheit des Gebietes nicht klären konnte. Aus den Forschungsergebnissen konnte darauf gefolgert werden, daß man diese aus frühen Zeiten stammende und in der ungarischen Geschichte eine so wichtige Rolle spielende Abtei hier lokalisieren kann. In Tiszanána-Dinnyéshát fanden wir neben dem neuen Flußbett der Theiß die Uberreste der Kirche des mittelalterlichen Dorfes Tiszanána. 4 2 Auf dem Fundort hat N.Parádi die 16 m lange, 8,9 m breite gotische Kirche erschlossen. Der Chor schloß mit drei Seiten eines Acht4 2 Parddi, M., Tiszanána-Ónána. RF 1:20(1966) 104.