Folia archeologica 25.

József Korek: Archäologische Forschungsberichte aus dem Bereich der zweiten Theiß-Staustufe

262 J. KOREK eckes ab. Der Chor war vom Schiff mit einer Stufe getrennt. Das Fundament und die Mauer waren aus Stein, von denen an den meisten Stellen nur die gestörten Fundamente erhalten ge­blieben sind. Im Inneren der Kirche und in ihrer unmittelbaren Nähe wurden 87 Gräber er­schlossen. Aus dem einen Grabe kam ein silberner Ehering, eine Haarknotennadel und der im Jahre 1540 geprägte Denar des Königs Ferdinand I. zum Vorschein. In einem anderen Grabe waren eine mit Metallfäden durchsponnene Haube, ein Gold- und Silberring mit Edelstein, die auf das Ende des 16. oder den Beginn des 17. Jahrhunderts gesetzt werden können. Die Kirche wurde im 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts erbaut und stand bis zur Mitte des 18. Jahr­hunderts. Die zu ihr gehörende spätmittelalterliche Siedlung versank bei der Ausbaggerung des neuen Bettes der Theiß fast völlig im Wellengrab. Die mit dem Bau der Staustufe II der Theiß zusammenhängenden Ausgrabungen waren für die Forscher des Nationalmuseums und zugleich auch für die ungarische Archäologie das größte archäologische Unternehmen der letzten 10 Jahre. Im Laufe der Arbeit kam annähernd eine Fläche von 60.000 m 2 zur Freilegung und man hat etwa 100.000 m Erdmasse bewegt. Aus der vom Frühneolithikum bis zum späten Mittelalter reichenden Zeitspanne von 5000 Jahren erfolgte neben der Erforschung von 3300 Gräbern auch die Erschließung von zahl­reichen vollständig ausgegrabenen oder nur angeschnittenen Siedlungen. Neben den äußerst wichtigen Fachergebnissen bedeutete die beinahe 10 Jahre lang dauernde Ausgrabungsperiode eine mächtige Menge an Material, vor allem für das Ungarische Nationalmuseum bzw. das Damjanich János-Museum zu Szolnok. Die Restaurierung des zum Vorschein gekommenen Materials wurde 1973 beendet und das Material vollständig inventari­siert. Der geordnete Zustand des Materials und seine in raschem Tempo vorschreitende wissen­schaftliche Bearbeitung ist eine gute Gewähr dafür, daß die für die archäologische Wissen­schaft bedeutenden Ergebnisse je früher das Tageslicht erblicken.

Next

/
Thumbnails
Contents