Folia archeologica 25.
József Korek: Archäologische Forschungsberichte aus dem Bereich der zweiten Theiß-Staustufe
254 J. KOREK gereiht. Für den Bestattungsritus der Theiß-Kultur der Mittleren Theißgegend ist die gestreckte Körperlage und eine SO-W-Orientierung charakteristisch. Unter den neolithischen Kulturen tritt dieser Ritus mit allgemeiner Geltung auf der Siedlung von Kisköre auf. Diesen Brauch kennen wir aus Bodrogkeresztúr-Kutyasor, wo P. Patay zwei Gräber 1 7 mit Beigaben, die mit den Funden von Kisköre übereinstimmen, freigelegt hat. Eine Bestattung mit gestrecktem Skelett kam in Grab Nr. 18 des bis heute aus 64 Gräbern bestehenden Gräberfeldes von SzegvárTűzköves vor 1 8 bzw. stieß O. Trogmayer in der Siedlung Lebő-A in Grab Nr. 2 auf einen ähnlichen Ritus. 1 9 Im Gebiet der Mittleren Theiß knüpfte P. Patay in der Gemarkung von TiszaValk-Négyes 3 Gräber mit gestreckten Skeletten an die Theiß-Kultur, jedoch kann dies in Ermangelung von Beigaben nur mit Vorbehalt angenommen werden. 2 0 Dieser Brauch tritt mit Sicherheit in der Kultur von Herpäly auf: I. B. Kutzián hat in Csőszhalom in der unteren Schicht bzw. im Teil eingegraben OW-orientierte, mit Beigaben versehene Gräber freigelegt. 2 1 Die entlang des nach Hajdúnánás führenden Weges zum Vorschein gekommenen 3 Skelettgräber können wir ebenfalls nur mit Vorbehalt an die Theiß-Kultur knüpfen. 2 2 Die im Gebiete des Südalföld sporadisch zutage geförderten Gräber mit Skeletten in gestreckter Lage dehnen sich bloß über ein verhältnismäßig kleines Gebiet aus. In der Mittleren und Nördlichen Theißgegend sind innerhalb eines Gräberfeldes zwei Bestattungsformen nie vermischt. Es ist unbedingt eine örtliche Sitte, die sich bloß über einzelne Gemeinschaften erstreckt hat und deren Ausbildung wahrscheinlich mit jener Volkswelle zusammenhängt, die in der Entstehung der spätneolithischen Theiß-, Herpály- und Lengyel-Kultur eine Rolle gespielt hat. Im Gräberfeld von Kisköre waren von den anthropologisch bestimmten 29 Gräbern 9 Männer-, 9 Frauen- und 11 Kindergräber. In dem erschlossenen Gebiet waren — aus den gleichen Funden geurteilt — zwei Generationen seßhaft. Dies entspricht einem Zeitraum von 50—60 Jahren. Werden diese Daten auf das Ganze der Siedlung projiziert, so kann etwa mit 70—80 Bestatteten gerechnet werden. Von den demographischen Varianten, die in Frage kommen können, ist es am wahrscheinlichsten, daß sich dort sieben Familien niedergelassen haben und sich drei Generationen bestatten ließen. Uber die Bestattungsbräuche und demographischen Daten hinaus können zahlreiche neue Beobachtungen gemacht werden. So muß man viel häufiger — als bisher angenommen — mit einer Totenhülle, mit dem Vorhandensein eines Schlafteppiches rechnen, der aus Textilien, Leder oder Flechtmatte hergestellt wurde. Die Bemalung des Körpers ist meistens an den Stellen, wo er von der Kleidung nicht bedeckt ist, auch viel allgemeiner. Auch das, daß früher die Schmucksachen — Armbänder, Hals- und Kopfschmuck, Gürtel und Kleidungsverzierungen — ausschließlich als Beigaben von Frauengräbern betrachtet wurden, ist nachdenklich. In Kisköre hat es sich herausgestellt, daß z. B. die aus Spondylus gefertigten Armbänder sowohl in den Männer-, als in den Frauengräbern gleicherweise zu finden sind, jedoch dürfte man ihnen vielmehr eine rangbezeichnende Rolle, als die der Differenzierung der Geschlechter beimessen. Die Siedlung von Kisköre ist zweischichtig, die Gräber befanden sich in der zweiten Schicht. Bekräftigt wird diese Annahme auch dadurch, daß man sie in die frühere Siedlung eingegraben hat. Dieses Gräberfeld zeigt mit Hódmezővásárhely-Kökénydomb bzw. mit der gleichaltrigen zweiten Schicht der Siedlung von Szegvár-Tűzköves, wo ebenfalls die aus dem Kalkstein, Spondylus hergestellten Schmuckgegenstände erscheinen, eine Übereinstimmung. In der früheren Periode fehlen in Szegvár-Tűzköves noch die Schmucksachen und es sind bloß Stein- oder Knochengeräte als Beigaben vorzufinden. Der älteste Teil der Siedlung ist mit den Siedlungen der nördlichen Theißgegend gleichaltrig und das Volk der Kultur ist von diesem Gebiete nach S gezogen. Uber die Gegenwart der die älteste Phase der Kupferzeit bildenden Kultur von Tiszapolgár kann man sich auf dem Fundort Tiszaörvény-Friedhofhügel überzeugen, 2 3 wo S. Gallus eine kleinere Ausgrabung durchgeführt hat. Der Hügel wurde seitdem größtenteils abgetragen 1 7 Patay, P., FA 9(1957) 28. 1 9 Trogmayer, O., MPMÉ 1957. 23. 1 8 Си/% /., M PME 1964—65: I. 23., Abb.6. 2 0 Patay, P., ActaAntArch loc. cit. 2 1 В. Kut^ián, I., The Copper Age Cemetery of Tiszapolgár-Basatanya. AH 42. (Bp. 1963) 412. 2 2 Banner, /., Dolg. 3(1927) 33—35. 2 3 B. Kutzia'n, I., The Early Copper Age Tiszapolgár Culture in the Carpathian Basin. AH 48. (Bp. 1972) 93.