Folia archeologica 25.

József Korek: Archäologische Forschungsberichte aus dem Bereich der zweiten Theiß-Staustufe

252 J. KOREK weist darauf hin, daß sie mit der Technik eines aus der Erde ausgeschnittenen Feuerplatzes gefertigt worden sind. Eine neue Erscheinung ist ein Bänkchen gegenüber dem Eingang, am unteren Teil des Bodens der Wohngruben, das in der zweiten Grube fast die Hälfte dieser eingenommen hat. Das Vorkommen der mit einem Bänkchen versehenen Grube bekräftigt die Annahme, daß sie als Wohnung benutzt wurde. Pfahllöcher, die die Uberdeckung der Grube zweifellos gemacht hätten, haben wir nicht gefunden, ihre Stellen wurden außer der Verfärbung lediglich von winzigen Lehmbewurfstücken angedeutet. Diese dünne Schicht des Lehmbewurfes weist auf den Bewurf der Mauer mit Flechtwerk, eventuell auf ein Dach hin, das aus — auf eine leichte Holzkonstruktion — aufgehängtem Leder oder Rohr gefertigt wurde. Mit dem Dach wurde bloß ein Teil der Hütte überdeckt. Die am Boden der Grube gefundene dicke Muschelschicht, die planierten Niveaus weisen auf einen längeren Gebrauch und wir dürften uns nicht irren, wenn wir den Raum für eine zur Speisevorbereitung gebrauchte Arbeitsstätte halten. Dieser Grubentyp hat im Alföld bestimmte Vorgänger, denn auf den Siedlungen der Kultur der Linearbandkeramik des Alföld haben wir bisher nur solche Typen freigelegt. Das Vorkommen von ausgesprochenen, für Wohnstätten haltbaren Bauten mit Pfahlgerüst läßt noch auf sich warten. Der andere Bautyp der Siedlung ist das Haus mit Säulengerüst, das in ovaler und eckiger Form zutage gefördert wurde. Die Dachkonstruktion wurde von 4 senkrechten Säulen ge­tragen. Es befanden sich darin zwei Herdstellen, die eine war mit Lehm in der Mitte auf das Fußbodenniveau gebaut, die andere seitwärts in das Erdreich eingetieft. Die Gebrauchsbe­stimmung der beiden Herdstellen war verschieden; unserer Annahme nach wurde der ofen­förmige, in den Boden eingetiefte Herd vor allem zum Kochen, der andere zum Heizen ge­braucht. Bei diesem Haus konnte eine außerordentlich interessante Erscheinung beobachtet werden. Beim Eingang fanden wir im abgetretenen Fußbodenbelag in gekippter Lage ein mit der Schneide nach oben stehendes Steinbeil. Diese Anbringungsweise des Beiles bringen wir mit dem Kultleben in Zusammenhang. Der Beilkult ist innerhalb der Theiß-Kultur keine alleinstehende Erscheinung. Unter den vier Ecken des in das Fußbodenniveau des Hauses Nr. 14 von Hódmezővásárhely-Kökénydomb eingebauten eckigen Speichers wurde je ein Beil gefun­den. 1 2 Die Unterbringungsweise dieser Objekte deutet auf Absichtlichkeit hin. Die Tatsache, daß man die Beile unter von ihrem Platz nicht wegbewegbare Gefäße legte, weist darauf hin, daß man das ganze Haus unter den Schutz einer magischen Kraft stellen wollte. Das Haus dürfte wahrscheinlich ein „Kornspeicher" gewesen sein, was auch von dem in ihm gefundenen Gefäß mit einem Rauminhalt von 7 Hektolitern bewiesen wird. In Görgeteg (Kom. Somogy) vermuten wir eine auf ein Beilopfer hinweisende Erscheinung aus der Tatsache ausgehend, daß das in die Erde gestochene Steinbeil in der 1. Fläche der Notausgrabung in einer allein­stehenden Lage zum Vorschein gekommen ist. Eine ähnliche Erscheinung haben wir auch im I. Sondiergraben gefunden, jedoch wurde dort das Beil mit einem in die Erde gestochenen kleinen Schleifstein ersetzt. 1 3 Im Gräberfeld von Aszód fand N. Kalicz ein mit der Schneide nach oben stehendes, in die Erde gestochenes Steinbeil. 1 4 Diese Angaben stehen mit verschiedenen Kulten in Zusammenhang. Wirft man nur ein Blick in die völkische Glaubenswelt, so kann man über den in die magische Kraft der Werk­zeuge gesetzten Glauben hunderte von Analogien aus unseren Lande und aus ganz Europa aufzählen. Man schleudert ein Beil weg, wenn es blitzt, ein Messer, wenn es hagelt, damit es die zerstörende Kraft mit seiner Schneide zerschneidet. Es wird in Richtung des Gewitters ein Beil geworfen, um den Schlag abzuwenden. In ganz Europa ist es allgemein bekannt, daß man gegen einen feindlich gesinnten Menschen ein Beil oder ein Messer in die Schwelle sticht, ja es gibt auch Angaben darüber, daß die Hochzeitsgäste aus der Kirche herauskommend über ein Breitbeil hinwegschreiten, oder daß nach der Entbindung ein Beil unter das Bett gelegt wird, damit es mit den bösen M ächten abrechnet. 1 5 Im Falle von Kisköre können wir nicht bestimmen, aufgrund welchen Glaubens man die Schneide nach oben, in die Nähe des vorausgesetzten Einganges gestellt hat. Wir wünschen bloß aufgrund der herausgegriffenen Beispiele die Auf­merksamkeit darauf zu lenken, daß der Kreis des sich um die Bestattung gruppierenden Kultes 1 2 Banner, J. —- Foltiny, I., FA 5(1945) 13., Taf. V. 1—4. 1 3 MNM (Magyar Nemzeti Múzeum — Ungarisches Nationalmuseum) Adattár I. 13/1963. 1 4 Freundliche Mitteilung von N. Kalicz. 1 5 Solymossy, S., Hitvilág. Babonás hiedelmek és eljárások (Glaubenswelt. Aberglauben und abergläubische Handlungen), in A Magyarság Néprajza IV. (Bp. 1937) 341—354.

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