Folia archeologica 19.
László Barkóczi: Die datierten Glasfunde aus dem 3-4. Jahrhundert von Brigetio
82 82 L. BARKÓCZI der und den Glasfunden des 2. Jahrhunderts zu beobachten. Auf die Fortsetzung der Typen des 2. Jahrhunderts verweisen die tropfförmigen, Merkur- und Parfümflaschen mit Schnabelbildung. Die größere Flasche mit eingedrückter Wand, deren kleinere Variante uns bereits aus dem 2. Jahrhundert bekannt ist, wurde zu einer öfters gebrauchten Form. Diese sind einfache Formen, auf Grund ihrer früheren Verbindungen und oft schwächeren Ausführung können wir auch auf eine örtliche Werkstätte schließen. Die amphorenartige, bläulichgrüne, ferner die grüne, prismenförmige und die mit eingedrückter Wand hergestellte Flasche ist kein örtliches Erzeugnis, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach ein Import aus dem Rheinland. Die großen Formen der ursprünglich kleinen, kugeligen Flaschen von zylindrischem Hals kommen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts häufiger vor. Ihr charakteristischer Zug ist, daß sie aus dünnwandigem, weißem Glas erzeugt worden sind, ebenso wie ihre verwandten Formen, die mit eingedrückter Wand hergestellten und mit Schlingen versehenen Flaschen. Obwohl sie in gewißer Hinsicht nach dem Rheinland weisen, läßt sich dennoch nicht behaupten, daß diese Erzeugnisse des Rheinlandes sind. Heute können wir noch nicht aussagen, wo die kleine konische Flasche hergestellt worden ist und auch der birnenförmige Becher ist ein alleinstehendes Stück. Dieser letztere ist offensichtlich mit dem Orient verbunden, vermutlich stehen wir einem östlichen Importstück gegenüber, doch läßt es sich vorstellen, daß auch die Bevölkerung östlicher Abstammung von Brigetio über eine Glaswerkstätte verfügt hat. Jedenfalls kann man den kleinen Tiegel mit eingezogener Schulter zu den Gläsern östlichen Typs reihen, doch ist auch die grüne, kugelige Flasche aus demselben Material, wie der birnenförmige Becher. Wir haben auf die örtliche Werkstätte daher einen Hinweis und vermutlich dürften in Brigetio auch Menschen aus dem Osten gearbeitet haben. Auch über den Import aus dem Rheinland haben wir Angaben, doch haben wir den Eindruck, daß in der Donaugegend zwischen dem Rheinland und Brigetio eine größere Werkstätte gewesen sein dürfte, die ihre Waren gleichfalls in die Stadt geliefert hat. Die weißen, kugeligen Flaschen stammten, obwohl sie den Stücken aus dem Rheinland ähnlich sind, nicht von dort her. Auch das Fehlen sonstiger charakteristischer rheinländischer Typen in Brigetio spricht übrigens hierfür. Im Material der zweiten Periode, die laut Bezeugung der Münzfunde etwa um 270 u. Z. ihren Anfang genommen hat, kann eine bedeutende Änderung wahrgenommen werden. Nicht nur das Material, sondern auch die topographische Lage der Gräberfelder verändert sich. Diese Periode hielt bis zu den dreißiger-vierziger Jahren des 4. Jahrhunderts an. Innerhalb dieser Periode wird die gedrücktkugelige Flasche mit zylindrischem und mit trichterförmigenmHals als eine charakteristische Formbetrachtet. Neben diesen beiden Typen ist noch das lange, in der Mitte bauchige Ölbehälter, ferner der Becher mit geschnittenem Rand und geschweifter Wand charakteristisch. Von den Gläsern erscheinen einige in den Gräbern als Einzelstücke. Zwar können diese Typen, die Glasbecher mit eingedrückter Wand auch miteinberechnet, mit dem Rheinland in Verbindung gebracht werden, aber gewiße ihrer Formvarianten, sowie die Qualität ihres Materials und ihre Farbe sprechen vorläufig dagegen. Die örtliche Fabrikation einiger Typen kann angenommen werden, doch steht auch hier fest, was wir im Zusammenhang mit der vorangehenden Periode erwähnt haben, daß in der Donaugegend, westlich von Brigetio — aller Wahr-