Folia archeologica 19.
László Barkóczi: Die datierten Glasfunde aus dem 3-4. Jahrhundert von Brigetio
GLASFUNDE N ON BRIGETIO 83 scheinlichkeit nach in Carnuntum 7 2 — eine größere Werkstätte gewesen sein mußte, jedenfalls hat es den Anschein, daß sich die erwähnten Funde entlang der Donaulinie von Westen nach Osten verbreitet haben. Zugleich sind auch Importwaren aus dem Rheinland vorhanden. Hierher sind die gerippte und birnenförmige Kanne, der gerippte Becher, und die geschliffenen Gläser zu reihen. Im Laufe der Ausgrabungen kommen auch Gläser von derart schlechter Qualität zum Vorschein, daß man sie nicht aus der Erde nehmen kann, weil sie sofort zerbröckeln. Diese sind im allgemeinen, wie es sich aus den im Boden gefertigten Profilen herausstellt, kugelige Flaschen. Woran der Grund dieser Zerbröckelung liegt, darüber können nur chemische Untersuchungen einen entsprechenden Aufschluß geben. Wie gesehen, kommen die kleinen Parfümflaschen zu dieser Periode nur in sehr geringer Anzahl vor, Parfümflaschen mit Schnabelbildung sind hingegen überhaupt nicht mehr zu finden. Zwischen dem Material und der vorangehenden Periode besteht eine ziemlich schwache Verbindung, wahrscheinlich sind die kleineren kugeligen Flaschen Vorläufer der großen, gleichfalls kugeligen Formen. Die dritte Periode der Gläser beginnt mit den dreißiger-vierziger Jahren des 4. Jahrhunderts u. Z. und hält bis zur Aufgabe der Provinz an. Der Großteil der Gläser kam aus den, das Lager umgebenden Gräberfeldern ans Tageslicht. Von einer Verbindung mit dem Material der vorangehenden Periode kann kaum mehr gesprochen werden. Die Monotonheit des Glasmaterials ist auffallend und aus unseren bestimmten Funden fehlen bisher die hohen, Metallformen nachahmenden Krüge und Kannen. Als ziemlich gebräuchlich scheint die grüne, moosgrüne, kugelige und tonnenförmige, mit gedrehten Rillen verzierte Flasche zu sein, deren Verbreitungsgebiet auf Grund der bisherigen Funde die nähere und weitere Umgebung von Brigetio war. Dasselbe gilt auch für die moosgrünen, halbeilförmigen Becher. Einen ziemlich fremden Eindruck erweckt der halbeiförmige, mit blauen Tüpfchen verzierte, dünnwandige, halbkugelrunde Becher mit eingedrückter Wand und Standring. Der stumpfkegelförmige Becher, der sonst ein charakteristischer Bechertyp eines jeden pannonischen Gräberfeldes aus dem 4. Jahrhundert ist, ist uns in ziemlich kleiner Zahl bekannt. Hätte in Brigetio im 4. Jahrhundert tatsächlich eine Glashütte bestanden, worauf bereits hingewiesen wurde, 7 3 so hat diese in erster Linie die moosgrünen Gläser erzeugt. Die zusammenhängenden Glasfunde des 4. Jahrhunderts, z. B. das Material des spätrömischen Gräberfeldes von Ságvár ins Auge gefaßt, kann festgestellt werden, daß dieses größtenteils aus einem Material von anderem Charakter als das von Brigetio besteht. Die moosgrünen Flaschen kommen beispielsweise im Gräberfeld nicht vor. Bereits der Unterschied zwischen den beiden Städten weist darauf hin, daß in Pannonién nicht nur von Importglas die Rede sein kann, sondern wir müssen auch mit mehreren, in diesem Gebiete der Provinz tätigen Werkstätten rechnen. Natürlicherweise waren außerdem auch noch Handelsbeziehungen vorhanden, wofür das Vorkommen der Diatret-Gläsern das eklatanteste Beispiel ist. 7 2 Vgl. dazu die bereits frühere Feststellungen von B. Thomas, E. : а. а. O. S. I09f. Dies wird noch mehr von der gleichfalls dure E. B. Thomas erfolgten Aufarbeitung der Gläser von Carnuntum unterstützt. 7 3 Paulovics, I., a. a. O. S. 135. 6 Folia Archacologica