Folia archeologica 19.
Éva B. Bónis: Emaillierte Palästra-Geräte aus Brigetio
56 É. В. B ONIS ebenso wie die Mitglieder anderer Kollegien, 10 2 bei Siegesaufzügen vor ihrer Gruppe tragen. 10 3 Bei der Untersuchung der im Nationalmuseum aufbewahrten, verzierten pannonischen Schabern und Garnituren wiesen wir bereits öfters auf die Zeitbestimmung hin. Im wesentlichen führen wir Schaber von dreierlei Typen vor. Die Gebrauchszeit der emaillierten Garnitur (Brigetio) bestimmten wir auf den Ausgang des 2. und den Anfang des 3. Jahrhunderts. Die gepunzten Schaber mit Blechgriff(Intercisa, Nagytétény, Zsámbék)werden chronologisch durch die Garnitur aus dem Sarkophag von Intercisa auf den Beginn des 3. Jahrhunderts bestimmt. Die Schaber mit einer Herakles-Keule ähnlichem gegossenem Griff (Brigetio, Érd) konnten auf Grund der im Fund von Érd zum Vorschein gekommenen und vom I. Jahrhundert an gebrauchten Bronzegefäße als aus einer früheren Zeit stammende Stück angesehen werden. Jedoch die Garnitur des Grabfundes aus Bulgarien (Wärbovka) 10 4 die im dritten Jahrzehnt des 3. Jahrhunderts in die Erde gekommen ist, setzt auch den Gebrauch dieser Schaberart auf eine spätere Zeit. Das Schaberpaar von Wärbovka ist von derselben Ausführung wie die mit Szenen bedeckten und über einen keulenförmigen Griff verfügenden Schaber von Brigetio und Érd. 10 5 So weit man nach einer Zeichnung urteilen kann, dürften sie aus ein und derselben Werkstätte hervorgegangen sein. Der Griff der Stücke von Wärbovka ist eine gegossene Herkules-Keule, an der Seite mit einer länglichen Öffnung. Der Körper des Löffels ist mit einer eingetieften und eingeritzten Verzierung bedeckt. An Stelle der Vase steht ein Segelschiff, darüber jedoch über den Quereinkerbungen eine senkrechte Säule, mit den von den pannonischen Stücken bekannten bärtigen Delphinen, sodann folgt ein Palmenzweig (!), nachher eine kleine Ornamentik und der unausbleibliche menschliche Nagel. Die fast einheitliche Zeitbestimmung der Schaber verschiedenen Typs unterstützt noch mehr das Alter des Schabers des Wagengrabes von Vaj ta 10 6 und ein ebenfalls aus Brigetio stammender Grabfund, ein eiserner Schaber von gleicher Form, wie die der emaillierten Exemplare. Der Fund stammt aus dem Brandgrab Nr. 209 des (bis zum Jahre 250 belegten) 10 7 Gräberfeldes Sörházkert. 10 8 Ziehen wir all diese Angaben in Betracht, so können wir ruhig behaupten, daß sich der Kult der Leibesübung in Pannonién am Anfang des 3. Jahrhunderts voll entfaltet hat. Betrachten wir das Vorhergegangene in großen Zügen, so ist uns bekannt, daß im Gegensatz zu der großen griechischen Blüte der Athletik die Römer der Republik und einzelne sogar bis zu Beginn der Kaiserzeit fast eine puritáné Abscheu gegenüber den unbekleidet geführten Leibesübungen und festlichen Wettkämpfen zu Tage getragen haben. 10 9 Natürlicherweise verknüpfte 10 2 Kornemann, E., Collegium. In PWRE IV. (Stuttgart 1901) S. 414.; Kubitschek, W., Signa. In PWRE II A (Stuttgart 1923) S. 2340. 103 Egger, R., Führer durch die Antikensammlung des Landesmuseums in Klagenfurt. (Wien 1921) S. 23., N0. j. (Der Festaufzug der Jugend von Virunum unter der Fahne des Kollegiums). 10 4 Bei der Erörterung der Schaber von Intercisa angeführt durch Radnóti, A., Intercisa II. S. 228. 10 5 Siehe S. 48, 50. 10 6 Siehe Anm. 59. 10 7 Freundliche mündliche Mitteilung von L. Barkóczi. 10 8 Inv.-Nr. 2. 1946. 82. юз Reiscb, Athletai. In PWRE II. (Stuttgart 1896) S. 20j2.