Folia archeologica 19.

Éva B. Bónis: Emaillierte Palästra-Geräte aus Brigetio

EMAILLIERTE P AL ASTR A-GERÄTE 29 sich diese Widersetzung mit dem Protest gegen den griechischen Einfluß. Die Athletik verlor jedoch für keinen Augenblick ihre griechischen Traditionen und unter ihren Lehrern und Ausübern finden wir auch noch in der Kaiserzeit meistens solche, die griechischer Abstammung waren. Die Kaiser haben die Bedeutung der Festspiele erkannt. Bereits August hielt die Augustalia nach dem Sieg bei Actium ab, bekannt sind die Adrianeia zu Ephesos, die Traianea zu Pergamon. Nero rang selbst und betätigte sich in Griechenland als Kampfrichter. Von dem hellenophilen Hadrian bis Alexander Severus hatte in Rom der griechische Sport das Bürger­recht, Alexander Severus war der letzte, der auch selbst ein hervorragender Ringer war. Auch noch Carinus belohnte die Athleten mit hohen Preisen. 11 0 Obwohl wir jetzt die Frage nur von der Seite einer Fundgruppe betrachten, können wir dennoch annehmen, daß die Athletik ihre Blütezeit in Pannonién, der Zeit der Severen, welche die Epoche für das Eindringen zahlreicher orienta­lischer und griechischer Elemente war, 11 1 verdanken kann. Die Garnitur von Intercisa knüpft sich der Balkanhalbinsel oder einer Werkstätte des Pontus an, die Parallelstücke der Schaber mit gegossenem Griff fanden wir in einem thrakischen Grab vor. Den Namen eines aus Tarsos stammenden Meisters sehen wir mit griechischen Buchstaben auf dem Schaber von Vaj ta eingeritzt und in der Nach­barschaft des in der Palästra von Aquincum sich befindlichen Mosaiks verkündet eine griechische Inschrift an der Wand der einen Räumlichkeit den Sieg von Personen griechischen Namens. 11 2 Auf den ursprünglich vorgeführte Grabfund von Brigetio zurückkehrend, kann die Frage gestellt werden, wer wohl mit dieser Palästraausrüstung begraben wurde? Die emaillierte Garnitur von hervorragend guter Ausarbeitung konnte auch der Kampfpreis eines Athleten gewesen sein (a#Aov). 11 3 Die Kanne für das warme Wasser dürfte bei der Reinigung einem praktischen Zweck gedient haben. Die sehr gut ausgearbeitete Kanne mit kleeblattförmiger Mündung, mit einem Bukranion, das mit einem Silberband geschmückt ist und mit dem relie­fierten Hammelschädel war wiederum wahrscheinlich eine Opferkanne. Ein Athletenfest wurde ohne Opferdarbietung nicht begonnen. Der mit dem Schaber gleicherweise ausgearbeitete Ohrlöffel, den man in einem Behälter bei sich trug, ist ein Reinigungsgerät des mit öligem Sand verschmutzten Athleten. Dem durch rohe Kraft den Sieg erringenden Athleten steht jedoch die Schrift ferner, im Grabe haben sich dennoch auch ein Tintenfaß und in einem Behälter zwei Stili befunden. Wir gehen in der Voraussetzung noch weiter. Die Leiter der Festspiele waren diejenigen, die die bekannten Siegerlisten führten, die weniger vornehmen Lehrer (paidotribes, gymnastes) mußten jedoch gleichfalls Aufzeichnun­gen machen. Es sind uns nicht nur von der Ergebnissen der Spiele, sondern auch von den Methoden des Trainings und was von diesem im Altertum untrennbar war, von den Heilwirkungen der Leibesübung zahlreiche Aufzeichnungen erhalten geblieben. 11 4 Zur Aufbewahrung des auf die Wachstafeln und Papyri geschriebe­11 0 Jüthner, ]., а. а. O. S. 136. 11 1 Barkóc^i, L., Intercisa II. S. 37., 532.; Fi/z, /•> Acta Arch. Hung. 11 (1959) S. 2J8. 11 2 Kuzsinszky, В., BpR I (1889) S. 121., Abb. 23. 11 3 Reiscb, ^Ai».ov. In PWRE II. (Stuttgart 1896) S. 2061. Unter den Preisen erwähnen die Quellen auch die Schaber. 11 4 Jüthner, H., a. a. О. S. 25., 186.; Schröder, В., a. a. О. S. 35., 66.

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