Folia archeologica 19.
Éva B. Bónis: Emaillierte Palästra-Geräte aus Brigetio
EMAILLIERTE P AL ASTR A-GERÄTE 29 schmückt haben. 7 5 Der auf den mit der Leibesübung zusammengehörenden Gegenständen dargestellte Delphin dürfte jedoch auch eine andere Bedeutung haben. Der Delphin war besonders bei den Griechen ein beliebtes Tier, die Verkörperung der Lebendigkeit und der Fröhlichkeit, ein unerreichbares Ideal der Springer und Läufer, 7" im allgemeinen das Symbol der Schnelle. In diesem Sinne konnte er auch auf jene Diskusscheibe gekommen sein, die im antiken Gela gefunden wurde. 7 7 Der Delphin ist der ewige Begleiter des kolonisierenden und schifffahrenden Griechentums, und der griechischen Sage nach führte Apollon die Griechen, welche Delphi begründet haben, in der Gestalt eines Delphins über das Meer. Der Delphin ist das heilige Tier des Apollon und Apollon Delphinios selbst war bei den Griechen in breitem Kreise geehrt. 7 8 Apollon ist mit Hermes und Herakles zusammen ein Patron der Gymnastika, 7 9 die Sagen berichten uns darüber, daß am Olymp Zeus mit Kronos gerungen hat, Apollon focht im Laufen einen Wettkampf mit Hermes und ging aus dem Faustkampf mit Ares als Sieger hervor. 8 0 Weiter oben haben wir bereits erwähnt, daß auf den griechischen Schabern diese Götter auch persönlich dargestellt wurden. Der Delphin erscheint im Zusammenhang mit dem Sport auch auf anderen Gegenständen. Auf einem griechischen Spiegel des 6—5. Jahrhunderts waschen sich Athleten in einem Marmorbecken unter einem von oben kommenden Wasserstrahl. An der Wand hängen Balsamarien. Die ganze Szene wird von je vier einander gegenübergestellten Delphinen abgeschlossen. 8 1 Auch die Römer stellen die Delphine mit Vorliebe dar. Das geschmückte, emaillierte Baisamarium, dessen Henkel zwei eben untertauchende Delphine bilden, kann mit dem Sport in Zusammenhang gebracht werden, oder scheint gerade einer Palästra-Garnitur angehört zu haben. Das Prachtstück kam um die Mitte des 3. Jahrhunderts an der gallischen Küste in die Erde. 8 2 Die Römer übernahmen von den Griechen allmählich die Sitte der großen Festspiele, samt deren eingebürgerten Bräuchen und den auf diese sich beziehenden Symbolen. Interessanterweise fällt beim Wagenrennen den Delphinen eine Rolle zu. Bei den römerzeitlichen Olympischen Spielen war nach der Beschreibung des Pausanias ein mit einem Mechanismus aufgezogener Adler das Zeichen 1 5.Parlasca, K., Die römischen Mosaiken in Deutschland. (Berlin 1959) S. 86—88., Taf. LXXXVI. 2. Auf dem um die Mitte des 3. Jahrhunderts erzeugten Mosaiks ist die Zeichnung der bärtigen, ovaläugigen Delphine und des Kantharos den Darstellungen der Schaber sehr ähnlich. Fundort: Münster Sarmsheim.; Siehe noch: Parlasca, K., Neues zur Chronologie der römischen Mosaiken in Deutschland. Colloques Internationaux du Centre National de la Recherche Scientifique „La mosaïque greco-romaine" Paris 29 Août — 3 Septembre 1963. (Paris 1965) S. 79., Abb. 8. 7 6 Keller , O., Thiere des classischen Alterthums in culturgeschichtlicher Beziehung. (Innsbruck 1887) S. 215—126. ; Diez, Delphin. In Reallexikon für Antike und Christentum III. (Stuttgart 1957) S. 668. 7 7 Schneider, R., Griechische Wurfscheibe aus Sizilien. JÜAI 2 (1899) S. 20J. Taf. I. 7 8 Keller, O., a. a. O. S. 219. ; Keller, O., Die antike Tierwelt. I. (Leipzig 1909) S. 408—409. ; Diez, E., a. a. O. S. 670, 674.; Trencsényi-Waldapfel, I., Mitológia. (Bp. i960) S. 121. 7 9 Schröder, В., а. а. О. S. 79. 8 0 Ebd. S. 31. 8 1 Schuhmacher, К., а. а. О. S. 35., Taf. V. 2. 8 2 Henry, F., а. а. О. S. 143., Abb. 45/1.