Folia archeologica 19.

Éva B. Bónis: Emaillierte Palästra-Geräte aus Brigetio

40 É. В. B ONIS läßt sich die Herstellungszeit der schachbrettmusterförmigen Millefiori-Verzie­rungen im großen und ganzen bestimmen. Die berühmte Emailerzeugungs­werkstätte von Anthée, die auch das quadratisch geordnete Millefiori hergestellt hat, arbeitete bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts. 3 4 Exner hebt unter den Scheiben­fibeln das ähnlich verzierte Exemplar von den Stücken des 2. Jahrhundert als ein samt den Funden vom Anfang des 3. Jahrhunderts gefundenes eigens hervor. 35 Von den emaillierten Pyxiden hat ein Kölner Exemplar dieselbe Schachbrett­Emaileinlage, wie die Schabergriffe von Brigetio. Die Herstellung der emaillierten Pyxiden wird im allgemeinen ebenfalls auf die zweite Hälfte des 2. und die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts gesetzt. 3 0 Die mit dieser Technik gefertigten panno­nischen Exemplare bestimmt I. Sellye 3 7 auf dasselbe Zeitalter. Auch die blühende britannische Emailfabrikation verwendet in der mittleren Kaiserzeit die schach­brettmusterförmig geordnete Millefiori-Verzierung. 3 8 Auf Grund all dieser können wir die Gebrauchszeit der Schabergarnitur von Brigetio auf die allerletzten Jahre des 2. und den Anfang des 3. Jahrhunderts setzen. Durch den Apoxyomenos von Lysippos ist der Gebrauch des Schabers allge­mein bekannt. Die Strigilis ( axXeyyiç) ist beim antiken Sport und bei dem damit verbundenen Bad unerläßlich. Die antiken Autoren erwähnen den Schaber, mit dem man in Griechenland und in Italien den bei den anstrengenden Palästra­übungen den sich an die Flaut anhaftenden, öligen und schweißgetränken Sand abgeschabt hat in zahlreichen Fällen. Die Fortsetzung des Schabergriffes (cap/tins) ist ein konkaver Löffel (ligula). Sein häufigstes Material ist Bronze, er wurde aber auch aus Edelmetallen und Eisen erzeugt. Anfangs gebrauchten den Schaber in erster Linie die Athleten, später — als das Turnen und die Körperpflege allgemein wurden — hatte jedermann seinen eigenen Schaber, den entweder er selbst oder sein Sklave in die Turnhalle oder in das Bad mitbrachte. 3 9 Die Leibesübung war auf griechischem Boden sehr beliebt und wurde im hellenistischen Zeitalter allgemein, als man in Pergamon nicht nur zu den Bädern zur Leibesübung dienende Räum­lichkeiten gebaut, sondern auch die Turnhallen (gymnasion ) mit Bädern ergänzt hat. 4 0 Der Bau von Turnhallen bedeutete in der antiken Welt den Einfluß des Griechentums und das Streben der Nicht-Griechen nach der Körperübung, ihre Sehnsucht nach der Hellenisierung. 4 1 Von dem archaischen Alter an berichten die griechischen Vasengemälde getreu über die Körperübungen. Die Wettkampfsnummern der verschiedenen Festspiele und die aus den Turnhallen, den Palästren stammenden Ringerszenen informieren uns ausführlich über den alltäglichen Gebrauch der uns interessieren­3 1 Henry, F., Émailleurs d'Occident. Préhistoire 2 (1933) S. 128. 3 5 Exner , К., Die provinzialrömischen Emailfibeln der Rheinlande. BRGK 29 (1939) S. 63., 71., Kat. III. 30., Taf. XIV. 6. ; Siehe noch : Thomas , S., Scheibenfibel von Äugst. Römer­haus undMuseum Äugst. Jahresbericht 1964. (Äugst 1965) S. 4., 8., Abb. 1, 3. 3 6 Henry , F., a.a. O. S. 139—141., Abb. 42, 3. 3' Sellye, I. a.a. O. S. 38., 42. 3 8 Ebd. S. 121—122., Abb. 35, 12—15.; Guide to the Antiquities of Roman Britain. (London 1958) Taf. XXI. 5., 6. 3 9 Miltner, H., Strigilis. in PWRE IVA (Stuttgart 1932) S. 363—364.; Rudolph, It 7., Olympischer Kampfsport in der Antike. (Berlin 1965) S. 52. 4 0 Schröder, В., a.a. О. S. 159. 4 1 Ebd. S. 41.

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