Folia archeologica 18.

Gizella Cenner-Wilhelmb: Der Augsburger Kupferstecher Dominicus Custos und Ungarn

244 G. CENNER - WILHELMB wig ist nicht nach der gewöhnlichen, jungendlichen Art dargestellt. Der mit der Krone auf dem Haupte und gepanzert erscheinende Fürst weist in den wesent­lichsten Gesichtszügen etliche Ähnlichkeit mit dem kleinformatigen Ölbildnis in der Ambraser Porträtsammlung auf. 10 0 Eine gleiche, unpersönliche Darstel­lung von Ludwig II. ist uns auf einem allegorischen Holzschnitte, in der Reihe der gegen die Türken kämpfenden und gefallenen Helden, bekannt. 10 1 Die ge­panzerte Gestalt sinkt samt dem Pferde in den Sumpf. Nach wissenschaftlichen Veröffentlichungen behandelte der Miniator in Johann Jakob Fugger's Bilder­chronik „Spiegel der Ehren des Erzhauses Österreich" die gleiche Begebenheit. 102 Der Verfasser trat später in bayerischen Hofdienst und überführte die Hand­schrift mit seiner ganzen Bibliothek nach München, wo auch der obenerwähnte Holzschnitt entstanden war. Der Fugger-Kodex wurde aber zur Zeit der Vor­bereitungen zum „Armamentarium" dem Innsbrucker Hofe zum Kopieren aus­geliehen. Es wäre dabei anzunehmen, daß Custos von der Komposition in der Münchener Handschrift inspiriert wurde. Der kriegerisch gerüstete Bildnis­typus fügte sich thematisch besser in die Reihenfolge der Rüstkammer ein, als das bürgerlich gekleidete Porträt in der Galerie der Herrscherhäuser. 10 3 Auf dem Blatte von Stephan Báthory können wir die Elemente dreier ver­schiedener ikonographischer Quellen wahrnehmen. Das Gesicht ist dem treff­lichen Porträt der kleinformatigen Ölbild-Serie in Ambras nachempfunden. Die Rüstung ist die getreue Abbildung des von dem polnischen Könige selbst ge­schenkten Harnisches. Die Kleidungsstücke (Pelzmütze und — Mantel, Schuhe) sind dem großen Ölgemälde von Martin Kober aus dem Jahre 1593 verwandt. 104 Dieser ikonographische Typus fand in den folgenden Jahrhunderten nur in der Form von fiktiven Medallionbildnissen seine Verbreitung. 10 3 Im Falle des Porträts von Nikolaus Zrínyi können wir auch mehrere iko­nographische Quellen unterscheiden 10 6 (Abb. 110). Zu der Darstellung der in der Rüstkammer aufbewahrten Waffen gesellt sich das Ölgemälde in Halb­figur als Vorlage, das sich ebenfalls im Besitze von Erzherzog Ferdinand be­fand. 10 7 Das steife Ölbildnis in verkehrter Einstellung wurde von Fontana zur Zeichnung von der Kleid- und Hutform benützt, und die Komposition nach­träglich meisterhaft mit Wappenrock und Damastrock ergänzt. Er füllte das ausdruckslose Gesicht mit Leben und hatte die Hände naturgetreuer gestaltet. Das schwungvolle Motiv des Streithammers stammt samt der eigenartigen 10 0 Ung. Hist. В. gal. Inv. п.: 2838. — Kupferstich, 43,7x29,9 cm. — Literatur: Drugulin, W. E., Portrait-Katalog. Nr. 12614. ; Gozdzik T., A Jagelló-házból származó magyar uralkodók ikonográfiája (Die Ikonographie der ungarischen Könige aus dem Hause der Jagellonen). (Bp. 1947) Dissertation in Maschinenschrift. Nr. 36. 10 1 Schrot, M., Wappenbuch des heiligen Römischen Reichs. .. (München 1581) Illustration zwischen Blatt C/b—Cll/a. 10 2 Schnorr von Carolsfeld, F., Katalog der Handschriften in Dresden. II. (Leipzig 1882) 282. 10 3 Kenner, F., op. cit. Jahrb. d. Kusthist. Samml. 14 (1893) 146—147. Nr. 159. 10 4 Ung. Hist. В. gal. Inv. п.: 741. — Kupferstich, 43x29,4 cm. — Literatur: Komor­nicki, E. S., op. cit. 467—469. Nr. 51. mit Abb. 10 5 Ebenda 469—472. Nr. 52—59. 10 K Ung. Hist. В. gal. Inv. п.: 9421. — Kupferstich, 42,5X29 cm. — Literatur: Drugulin, W. E., Portrait-Katalog. Nr. 23768. 10 7 Wien, Kunsthistorisches Museum, Gemäldegalerie, Inv. n. : 8006. — Zurzeit im Schloß­museum Ambras ausgestellt.

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