Folia archeologica 18.

Gizella Cenner-Wilhelmb: Der Augsburger Kupferstecher Dominicus Custos und Ungarn

240 G. CE NNER - WILHELMB künstlerische Niveau seiner Schöpfungen hängt von der Qualität der Vorlage ab. Hier hatte er das Bild eines guten Meisters, vielleicht aus der Familiensammlung der Fugger, als Muster verwendet. Wenn wir die Bildnisse von Sigismund Bá­thory und Pálffy nebeneinander betrachten, so wird die Hypothese, daß die Blät­ter angeblich zu einer geplanten Heldenfolge der Türkenkriege gehören, bekräf­tigt. Der ikonografische Typ von Pálffy kehrt in dem, die Ereignisse in Ungarn erzählenden Werke des Theodor de Bry (1596) samt dem Siebenbürger Fürsten­bildnisse wieder. 7 0 Der Kopf allein ist im Holzschnitt auf dem Titelblatte ver­schiedener deutscher Flugschriften angebracht. 7 1 Der Porträt-typ fand auch seinen Weg nach Italien: wir ünden ihn im Werke des Kupferstechers Giacomo Franco wieder. 7 2 Das Pálffy-Bildnis im „Atrium Heroicum" müßte im Jahre 1599 entstanden sein, das Vorwort des ganzen Bandes ist nämlich vom Monat März des Jahres 1600 datiert. Der Künstler hatte die Gesichtszüge älter ge­staltet, um die Wandlung der vergangenen fünf Jahre in der Physiognomie des Dargestellten zu verzeichnen. Die spätere Kunstübung griff gerne auf Custos zurück. Hans Siebmacher bildete den Körperausschnitt des Originals nach dem einheitlichen Stile der Bildnisse in der „Chronologia" um, und verzichtete auf die rechte Hand. 7 3 Adam Ehrenreich verwendete in seiner „uomini illustri"­Folge im Geschmack des XIX. Jahrhunderts den gleichen Porträt-typ Pálffys. 7 1 In demselben Jahre ist der zweite Band der Bildnisfolge und darin das Brustbild von Sigismund Báthory erschienen. Das Blatt stellt uns den jungen Fürsten in einer pelzverbrämten Mütze, mit den schon bekannten Gesichts­zügen nach einem Gemälde des Hofmalers Hans von Aachen vor 7 3 (Abb. 109). Sigismund besuchte im Jahre 1596 das erste Mal den Kaiser in Prag, 7 6 und wurde während seines Aufenthaltes von Aachen gezeichnet, wie es uns die Inschrift des Stiches erzählt. 7 7 Der grafische Vortrag der verschiedenen Ge­mälde des Hofmalers von Custos zeigt in Hinsicht der technischen Ausführung und psychologischen Charakteristik die gleiche Vollkommenheit und jene Stiche gelten als die besten Blätter des „Atrium Heroicum". 7 8 Der Augsburger Kupferstecher änderte die Originalkomposition des Fürstenbildnisses insoferne, als er den längst ersehnten und im Jahre 1597 vom spanischen Könige erhaltenen Orden des goldenen Vließes auf das Porträt anbrachte. Das Bildnis mit der Pelzmütze zählt mit den gepanzerten und den aufgetürmte Haartracht zeig­enden Darstellungen zusammen zu den drei meistverbreiteten Typen von Sigismund Báthory. Die Zeichnung des Hans von Aachen wurde schon vor dem 7 0 Bry, Th., op. cit. 68. 7 1 Ung. Nat. Bibi. Sz. App. H. Nr. 606. „Siebenbürgische Herrliche victoria..." (Nürn­berg 1596) ; Ung. Nat. Bibi. Sz. App. H. Nr. 609. „Warhaffte Glückliche Zeyttung. . . " (Nürnberg 1596) ; Ung. Nat. Bibi. Sz. App. H. Nr. 636. „Warhafftige Zeitung. .." (Nürnberg 1598). 7 2 Ung. Hist. В. gal. Inv. п.: 3581. — Kupferstich, 19,9x13,2 cm. 7 3 Ortelius, H., op. cit. 314. 7 1 Rózsa Gy., Művtört. Ért. 8 (1959) 62. 7 5 Ung. Hist. В. gal. Inv. п.: 6731. — Kupferstich, 19x14,4 cm. — Literatur: Le Blanc, op. cit. 78. Nr. 32. ; Singer, H. W., Allgemeiner Bildniskatalog. Nr. 85051. — Abgebildet in Acsády I., op. cit. 501. 7 6 Magyarország története... 138. 7 7 Peltzer, R. A., op. cit. 102. 7 8 Ebenda 162,. 167.

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