Folia archeologica 15.
Edith B. Thomas: Lar angusti clavi
26 E. В. THOMA S alles sorgfältig erwogen haben, nehmen wir in der Frage der Lar-, Genius-, camillus- Darstellungen — die in vielem einander gleichen — zur völligen Abgesondertheit der beiden Typen Stellung (Typ I: leicht schwungvolle Figur, Rhyton und Patera in der Hand, Typ II: ruhige würdevolle Figur, Füllhorn und Patera in den Händen). In dem unter dem Stichwort Lar zusammengefaßten umfangreichen Material beträgt keineswegs mehr als 2% die Zahl derjeniger Kleinbronzen, die infolge der Vermengung der beiden Typen weder zum Typ I noch zum Typ II. gezählt, sondern als ihre Mischvarianten aufgefasst werden können. Über eine solche interessante zusammengesetzte Typenvariante berichtet Krüger. 2 3 Das Haupt der aus der Mosel geförderten Kleinbronze umgibt ein Kranz, die Bekleidung besteht aus einem über der schwebenden Tunika über die eine Schulter geschlagenen und um die Hüfte gedrehten Mantel, die rechte Hand hielt einst eine Patera, die linke einen mit Stierprotome versehenen Rhyton, der in einem Füllhorn bzw. in dessen Früchte endet. Die Statuette von eklektischem Charakter stammt aus einer Zeit nicht später als die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts. Der Ursprung des Namens der Lares ist noch nicht genügend erläutert, in den frühzeitigen Quellen sind dii penates, dii menes, dii indigetes und Lares in nahezu gleichem Sinne gebraucht. 2 4 Ihre Beziehung zur Familie, der im antiken Sinne genommenen familia (die weitere Familie, der auch das Sklavenvolk angehörte) ist allgemein bekannt. 2 5 Zur Zeit der Republik, wie dies das gesammelte Quellenmaterial beweist, hatte die Verehrung des Lars eigentlich bereits zwei entschiedene Richtungen. 26 Die Wege, Felder, Acker, also die Besitze der Familie gehörten zum Wirkungskreis der Lares compilâtes, 2 1 das Haus, das Hausvolk, die Familie bewachte, indessen der Lar familiar is. Der Name Lares compitales hat seinen Ursprung in der Verehrung der Laren eines compitum d. h. eines an einer Wegkreuzung liegenden Gebietes. In den LarHeiligtümern — compita —, die zunächst der Wege, auf den Äckern standen, brachte sein Opfer zumeist das Landarbeitervolk den Lares compitales dar. Wissowa betont auf Autorenangaben gestützt den ländlichen Charakter des Wortes compitum. 2 8 — Das Fest der Lares compitales, die compitalia fielen auf die ersten Tagen des Monats Januar und waren in erster Linie das Fest der dienenden Klasse, der Landarbeitersklaven, die bei diesem Fest volle Freiheit genossen, ja auch einen Sonderanteil an Wein erhielten. Anläßlich der compitalia hatte der vilicus das Anrecht im Namen des ganzen Gesindes das Opfer den Laren darzubringen. 2 9 Die Lares compitales sind demnach die Schutz- und Hilfsgeister des im weiteren Sinne genommenen Hausvolkes, der Bediensteten, des Gesindes, der Sklaven und der freien Lohnarbeiter. Die auf einem Besitze im Dienste ein und desselben Herren stehenden, also die bis zu einem gewissen Grade geschlossenen Gemein2 3 Kriiger, E., а. а. O. 145., Abb. 1. 2 4 „Dii penates meum parentum,familia Lar Pater" (Plautus, Mercurius 834) oder „sanctis penatium deorum 1мгum que jamiliarum sedibus (Cicero, De rep. 5,7 usw. vergl. Wissowa, G., das Stichwort,,/^am" in Roschers Mythologisches Lexikon, 1869Г 2 5 Wissowa , G., а. а. O. 1870. 2 6 Ebd. 1876fr. 2 7 Tibullus, I. I, 20 erwähnt sie unter dem Namen „agri custodes" . 2 8 Wissowa, G., а. а. O. 1873. 2 9 Cato, De agricultura V,7-