Folia archeologica 15.

László Vértes: Retoucheure im ungarischen Jungpaläolithikum

10 L. VÉRTES Gleichgewichtsverhältnisse und Anfassungsmöglichkeit zufolge — auf andere Weise bedienen mußte (Taf. IV/1 a —b; Abb. 2). 5. Ein im großen und ganzen deltoidförmiger, aus Jaspiskiesel hergestellter Retoucheur von 110X45 X18 mm Größe. Um die Enden sind auf beiden Flächen Schlagspuren zu sehen, die sich in das harte Material bedeutend vertiefen; auch hier sind diese Verletzungen der Oberfläche auf kleinen Flecken konzentriert (Taf. II/ 2 a —b). Der jungpaläolitische Fund aus Arka scheint — den bisherigen Untersuchun­gen nach — mit Barca II, Kechnec u. a. Funden des Aurignacien in ursprünglicher Verbindung zu stehen, doch ist er späterer Herkunft als jene und weist Züge des Gravettien auf. Auf alle Fälle gehört er einer anderen Fazies der Gravettien-Kultur an, als der Fund von Pilismarót. An Hand des Bisherigen besteht die Möglichkeit, zwei Fragen zu unter­suchen : Л. Man kann die Probleme von Funktion und Gebrauchsweise der Re­toucheure näher betrachten; B. Man könnte nachprüfen, ob die Form, Bearbeitungsweise und tech­nologische Projektion ihrer Anwendung eventuell für einzelne Kulturen bzw. Fazien charakteristisch sind. A. Valoch zeigt а. а. O. Taf. 12 die präsumptive Anwendungsweise der Retoucheure. Er meint, man hätte die zu retuschierenden Objekte mit der rechten Hand an den in der Linken gehaltenen, oder mit der Linken zu Boden gepreßten Retoucheur gedrückt. — Wir möchten jene Möglichkeit ausschließen, daß man die ungarischen langen, stabförmigen Retoucheure auf den Boden gelegt und derart auf ihnen gearbeitet hätte. Die schmalen, fallweise aber über 20 cm langen Retoucheure verlieren auf den flachen oder unvorbereiteten Boden gelegt das Gleichgewicht, sie wackeln und drohen bei starkem Druck zu zerbrechen. Es mutet uns als größere Wahrscheinlichkeit an, daß man sie in der Hand hielt. Es bleibt aber eine Frage, ob man das zu bearbeitende Stück an den Retoucheur drückte, oder eben mit diesem letzteren auf den Rand des Silexstückes schlug? Eventuell hatte man das zu bearbeitende Objekt fixiert und den Retoucheur bewegt; ob man in diesem Falle auf die zu retuschierende Arbeitskante einen Druck ausübte oder einen Schlag ausführte? Auch jene Frage könnte aufkom­men, wie man mit dieser — oder einer anderen — Methode ein Silexstück mit einem solchen Retoucheur zu bearbeiten vermochte, dessen Arbeitsfläche konkav, fallweise wie ein Löffel ausgehöhlt war? Ein derartiges Gerät war gewiß nicht dazu geeignet, die geradlinige Arbeitskante einer Klinge oder eines Ab­schlages herzustellen. Auch die Mikrolithe konnten nicht auf einer solchen kon­kaven Fläche bearbeitet werden, und diese Artefakte sind auch zum Abtrennen eines Schlagstückes vom Kern ungeeignet. Umso eher vermag man aber mit Hilfe einer konkaven Arbeitsfläche sowohl durch Druck als auch durch unter entspre­chendem Winkel ausgeführte Schläge die stark bogenförmige Schaberretusche, und noch eher die Kratzerretusche ausführen. 6 Diese Frage kann aber erst nach 6 Vgl. Vértes L., Acta Arch. Hung. 11 (1959) 3— б.

Next

/
Thumbnails
Contents