Folia archeologica 14.

Ágnes Salamon : Ein völkerwanderungszeitlicher Beschlag aus Környe

EIN VÖLKERWANDERUNGSZEITLICHER BESCHLAG AUS KÖRNYE Im Jahre 1956 geriet ein Bronzebeschlag in das Ungarische National­museum, der einen Adler darstellt, der einen Fisch zerfleischt 1 (Inv. Nr. 56.10.1). Leider reinigte der ehemalige Besitzer den Fund und lötete eine Öse auf die Rückseite; die eventuellen feineren Verzierungen der Vorderseite oder die Abnützungsspuren der Rückseite sind dadurch verschwunden. Der Adler steht mit kräftigten Beinen auf dem Bauch eines Fisches. Er bohrt den krummen Schnabel in den Bauch des Fisches, der ebenso groß ist wie der Adler. Der Körper des Vogels ist unverziert, nur die charakte­ristischesten Formen wurden ausgearbeitet. Die geschlossenen Fittiche schmie­gen sich eng an den Körper an, eine feine Rippe trennt den Kopf vom Hals. Die Augen sind mit vertieftem Punkt-Kreis angedeutet, Schnabel und Beine sind betont modelliert. Der Schnabel ist ebenso lang wie der Kopf! — Der Körper des Fisches ist in ebensolcher Auffassung ausge­führt. Den Kopf trennt auch hier eine dünne Rippe vom Körper, der — ab­gesehen von dem durch Punkt-Kreis angedeuteten Auge und von der Schwanz­flosse — unverziert ist. In der Komposition sind der Körper des Vogels, seine die Beute erfassenden Beine und der Schnabel stark betont; der Fischkörper hingegen wurde flach behandelt. Dieser Gegensatz läßt das Verhältnis der zwei Tiere zueinander klar erkennen. Obwohl der Körper des Fisches ebenso groß ist wie derjenige des Adlers, verleiht die plastische Ausarbeitung den Eindruck, daß der bedeutend stärkere Vogel seine Beute mit Leichtigkeit erlegt (Abb. 15). Das Motiv des einen Fisch zerfleischenden Adlers steht unter den Denk­mälern der Völkerwanderungszeit nicht allein. Anhand der diesbezüglichen ungarischen Funde wurde die Frage des Ursprunges der Darstellung öfters behandelt, man verfolgte die Verbreitung des Motivs und man beschäftigte sich mit der Symbolistik der Darstellung. 2 Bezüglich des aus Környe stammenden Fundes sind 1) die Darstellun­gen auf dem Spangenhelm von Batajnica und 2) die Bronzeplatte aus Szeged­Öthalom für unsere Arbeit die wichtigsten. 1. Im Museum zu Zagreb wird neben den üblichen Waffen eines aus dem 6. Jh. stammenden Kriegergrabes auch ein Spangenhelm aufbewahrt. Der Fund 1 Den Beschlag fand F. Pachl aus Környe Anfang der 40ger Jahre. Für die Verschaffung des Objektes danke ich hier Herrn Z. Sándor Endrédy. 2 Felvinczi Takács Z., Arch. Ért. 35(1915) 211—223.; S up ka G., ebenda 341—358. und Arch. Ért. 37(1917) 190—191.; László Gy., Adatok az avarkori műipar ókeresztény kapcsolatai­hoz (Angaben zu den urchristlichen Verbindungen des awarenzeitlichen Kunsthandwerkes) (Bp. 1935) 36—43. und Dolg. 16(1940) 153. ff.

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