Folia archeologica 13.
A. Sz. Burger: Die Szene der „Lupa Capitolina" auf provinzialen Grabsteinen
Die Sz ene der „lupa Capitolina" auf provinzjalen Grabsteinen 57 Darstellung ist ein belaubter Baum, die Wölfin schreitet nach rechts, sie wendet ihren Kopf etwas zurück. Die Zwillinge trinken: das Kind auf der rechten Seite sitzt mit dem Rücken zum Kopf der Wölfin im Profil, das auf der linken Seite ist dem Beschauer zugewandt und hat die Beinchen übereinander gelegt. Eben der links befindliche Zwillingsbruder ist auf dieser Szene am beschädigtesten. Der Grabstein stammt von Ende der I. — Anfang des II. Jahrhunderts. Es läßt sich aus dem fragmentierten Text nur so viel entnehmen, daß Piirus und seine Frau, beide eingeborener Abstammung, bereits romanisiert waren. Einige Kilometer entfernt von Pécs, in der Ortschaft Boda kam ein Grabsteinfragment zutage, das ursprünglich vielleicht ebenfalls aus Pécs stammt. 32 (Taf. XII. 2.) Nur der unterste, mit Relief versehene Teil des Steindenkmals ist erhalten geblieben, der Text fehlt. Links steht ein großer Baum, rechts schließt ein schmälerer Strauch das Bild ab. Die lupa ist nach rechts gewendet, sie dreht ihren Kopf zurück. Die zwei Kinder tiinken, sie sind im Profil und einander zugewendet. Durch eine höhlenmäßige Ausbildung der Hintergrundes gab der Steinmetz der Szene die durch die Mithologie bedingte Wahrscheinlichkeit. Die oben beschreibenen Grabsteine aus Pécs und Umgebung stehen in Hinsicht ihrer Ausarbeitung der großen Pettauer Steinmetzwerkstatt am nächsten. 3 3 So viel steht jedenfalls fest, daß beide Funde am die Frühgeschichte Sopianaes anknüpfen. Aus Pettau kennen wir jenes Grabsteinfragment, auf dem ganz unten die nach links schreiiende capitolinische Wölfin zu sehen ist. 3 4 Die Zwillinge sind mit dem Rücken zum Beschauer. Aus der stark beschädigten Oberfläche ist zu entnehmen, daß am rechten Rand ein Baum dargestellt war. Bedauerlicherweise sind von der Inschrift des Grabsteines aus weißen Marmor nur die Buchstaben H(oc) Mfonumentum) H(eredem) N(on) S(equitur) der letzten Textzeile auf uns verblieben. Der Fundort eines anderen S.eindenkmales ist unbekannt, doch gehört es ebenfalls zu diesem Kreis. 3 5 Im Oberteil des einst reich ausgebildeten Grabsteines aus weißen Marmor sieht man im Tympanon, das auf der mit Löwen und Hippokampen verzierten Spitze angebracht ist, eine nach rechts schreitende Wölfin. Das Tier wendet seinen Kopf zu dem Beschauer sitzenden Zwillingen. Hinsichtlich des Ortes der Herstellung des oben beschriebenen Steindenkmales mit unbekanntem Fundplatz erhalten wir Hinweise, wenn wir den Grabstein aus Cakovac (Csáktornya) untersuchen. 3 6 Die Ausbildung des Oberteiles ist auf beiden Grabsteinen dieselbe, mit dem Unterschied, daß in den unteren Ecken des Cakovacer Tympanons noch zwei Vögel zu sehen sind. Beide Stücke sind wahrscheinlich in derselben Werkstatt hergestellt worden. 3 7 3 2 Fundort: Boda (Komitat Baranya, Kreis Pécs). Derzeit im Janus Pannonius-Museum zu Pécs aufbewahrt, Inv. Nr. 1278. Kalkstein, Höhe 75 cm, Breite 107 cm, Dicke 30 cm. Den Grabstein erwähnt Erdélyi G., а. а. О. 73, Nr. 125. 3 3 Hinsichtlich der Steinmetzwerkstätten s. Anm. 30. 3 4 Hoffilier, V.—Saria, В., Antike Inschriften aus Jugoslavien. (Zagreb 1938) 187, Nr. 415; Frdélyi G., а. а. О. 72. Nr. 6. 3 6 Hoffilier, V.—Saria, В., а. а. О. 191, Nr. 430. 3 6 CIL III 4116; Romer F., AK 3(1863) 156 ff; Schober, А., а. а. O. 226; Hoffilier, V.—Saria, В., а. а. О. 204; Nr. 457; Erdélyi G., a. a. О. 73. Nr. 21; Mócsy A., a. a. О. 216. Nr. 68/1. 3' S. Anm. 30.