Folia archeologica 13.
A. Sz. Burger: Die Szene der „Lupa Capitolina" auf provinzialen Grabsteinen
54 A. Burger Im augustinischen Rom findet man in grosser Anzahl kunstvoll ausgeführte Grabaltäre mit lupa Capitolina-Darstellungen. 1 4 Die Analyse des Namenmaterials zeigt, daß die auf ihnen erwähnten Personen alle vollberechtigte römische Bürger waren. Möglicherweise wollten die vornehmen Patrizier mit dieser Darstellung ihr Senatorenamt unterstreichen, doch ist es auch nicht ausgeschlossen, daß die Szene nur deshalb dargestellt wurde, um die Zugehörigkeit zum alten Rom, die Nobilität hervorzuheben. Doch kommt es auf diesen Denkmälern oft vor, daß anstatt der Zwillinge nur ein Kind verewigt wird. Da die Statue der capitolinischen Wölfin eben in Rom am bekanntesten war, wurde die Szene offensichtlich so o ct wiederholt, daß man dem Umstand keine Bedeutung zumaß, ob ein Kind, ober ob zwei Kinder dargestellt sind. Auch ist es nicht ausgeschlossen, daß der sich stets verstärkende Romulus-Kult eine komplette Hintansetzung von Remus' Person zeitigte; das ist sogar wahrscheinlich. Auf den Grabaltären aus der Stadt Rom wurde also jeweils daß der Hinweis auf den römischen Ursprung, die vornehme Abstammung des Verstorbenen durch ein von jedermann bekanntes Emblem hervorgehoben. In dem sich immer weiter ausbreitenden römischen Reich findet man auch anderenorts lupa Capitolina-Darstellungen. 1 5 Diesmal untersuchen wir nur jene Steindenkmäler, auf denen diese Szene zu sehen ist. Aus Gallien kennen wir die folgenden: aus Arenes, 1 6 aus Saint-Rémy 17 und aus Avanches 1 8 stammen Grabsteine aus dem I. Jahrhundert, auf deren untersten Feld die lupa Capitolina-Szene zu sehen ist. Auf allen drei Darstellungen schreitet die Wölfin nach links, die Areneser und die Avancheser Wölfin wendet ihren Kopf zurück und leckt die Schulter bzw. die Hand des in ihrer Nähe sitzenden Kindes. Auf dem Stein aus Avanches ist der Hintergrund höhlenmäßig ausgebildet, auf beiden Seiten der Bildfläche sieht man je einen Baum („ficus Ruminalis"!). Leider fehlt die Inschrift von allen drei gallischen Grabsteinen. Auf einem Steindenkmalfragment aus Oberstaufenbach wendet die lupa ihren Kopf zu einem der Kinder zurück. 1 9 Am oberen Rand rechts ist — der D M Formel entsprechend — ein großes M noch sichtbar. Unter diesem entnimmt man verschwommen die Formen eines Vogels (Specht!). Von einem Grabsteinfragment aus Luxembourg ist nur der mit einer Girlande verzierte Oberteil erhalten geblieben. 2 0 Hier sieht man eine nach rechts schreitende Wölfin mit den Zwillingen. Auf einem Fragment aus Dijon hat der Steinmetz interessanterweise anstatt der Zwillinge Wölfe angebracht. 2 1 Auf 1 4 Altmann, 1V., Die römischen Grabaltäre der Kaiserzeit. (Berlin 1905) 40, Nr. 5., 50, Abb. 40. (CIL VI 1968); 51, Abb. 41. (CIL VI 22811); 57, Nr. 15. (CIL VI 9326); 76, Nr. 32. (CIL VI 9897); 82, Nr. 43. (CIL VI 298558); 85, Nr. 48. (CIL VI 20175); 93, Abb. 77. (CIL VI 14316). — Urnen: ebda. 21, 99, Nr. 80, 82. 119, Nr. 115. 1 5 Petersen, E., hat noch viele Darstellungen gesammelt. Klio 9. 37. 1 6 Esperandieu, E., Recueil Général des Bas Reliefs de la Gaule Romaine. I. (Paris 1907) 310, Nr. 459. 1 7 Ebda. 99. Nr. 116. 1 8 Ebda. VII. (Paris 1918) 105. Nr. 5431. 1 9 Ebda. VIII. (Paris 1922) 145, Nr. 6097. 2 0 Ebda. V. (Paris 1911) 416. Nr. 4077. 2 1 Ebda., IV. (Paris 1911) 416. Nr. 3536. Der Steinmetz kannte die lupa Capitolina-Szene nicht richtig, da er anstatt der Zwillinge kleine Wölflinge darstellte. Ähnlicherweise fehlen von einem dakischen Grabstein aus der üblichen Darstellung die Zwillinge. Terri, S., Arte romano sul Danubio. 95 ff. Abb. 83, Timi?oara.