Folia archeologica 13.
Temesváry Ferenc: Kulcstípusok és zár-mechanizmusok fejlődése a XV. században
Entwicklung der Scbliisseltypen und Schloßmechanismen 179 Gegenstände, die aller Wahrscheinlichkeit nach zu Hängeschlössern und kleineren Kassetten gehörten, zählen zum Großteile zu den Erzeugnissen des XV. Jahrhunderts. Auf Grund unserer Beobachtungen kommen wir zu dem Schlüsse, daß in den Schloßkonstruktionsmechanismen der Hängeschlösser, kleiner Kassetten und Truhen aus dem XII —XIV. Jahrhundert eigentlich keine wesentliche Änderung eingetreten ist. Gerade darum würde es zu unrichtigen Schlüssen führen, wollten wir bei der Zeitbestimmung dieser kleinen Exemplare das Entwicklungsstadium des Bartes berücksichtigen. Unserer Meinung nach erscheint der kleine Schlüsseltyp mit geschlitztem Schaft bereits im XIV. Jahrhundert. Auch bei ihm finden wir am Oberteil des Schaftes den zylindrischen oder eckigen — in mehreren Fällen auch kannelierten — Deckring. Ebenso wie in früheren Zeiten, bildet auch im XV. Jahrhundert das Eisen das vorwiegende Schlüsselmaterial, doch finden wir auch Exemplare aus Bronze. Diese ahmen die Form der für das gegebene Jahrhundert bezeichnenden großen Schlüssel nach. Es ist bemerkenswert, daß die Rauten der gegossenen Schlüssel in den meisten Fällen asymetrische Form aufweisen. Die begriffsmäßige Hauptachse der Schlüssel fällt mit der Achse des Schaftes nicht in eine Linie. Im XIV. Jahrhundert erscheint auf ungarischem Gebiete der dreilappige, Ende des Jahrhunderts der mehrlappige Schlüssel. Gleichzeitig wird auch die Verzierung der Rauteninnenfläche häufiger. Die Prüfung des einen oder anderen vom Ende des XV. Jahrhunderts stammenden Stückes verrät, da wir Erzeugnisse früherer Jahrhunderte in geänderter Form um nicht zu sagen modernisiert — vor uns haben. Die Spuren der nachträglichen Bearbeitung der Rauteninnenfläche sind in vielen Fällen deutlich sichtbar. Man wendet bereits eine von der Rautenachse nach rechts und links abbiegende Volutenverzierung an, ja, der Treffpunkt von Raute und Schaft wird rechts und links schneckenförmig gewunden ausgearbeitet. Zu den schönsten Exemplaren der Schlüsseltypen aus dem XV. Jahrhundert zählen die kleinen spätgotischen Schlüssel. Gelegentlich ist die Raute durch eine dünne Platte in zwei Teile geteilt, auf welcher beiderseitig gotische Minuskeln sichtbar sind. Nach Erörterung der hervorragendsten Schlüsseltypen des XV. Jahrhunderts wollen wir nun mit Hilfe der uns zu Gebote stehenden Schloßkonstruktionsmechanismen unsere diesbezüglichen Kenntnisse zusammenfassen. Um die Frage ins rechte Licht zu setzen, nehmen wir nun die an dem Gitter eines Sakramentshäuschens aus dem XV. Jahrhundert angebrachte Schloßkonstruktion unter die Lupe. Es ist besonders bemerkenswert, daß der Federmechanismus aus zwei Blechen besteht, die aus je einer — von der Längsachse rechts und links aufgenieteten — Federzunge bestehen. In der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts erscheinen in Ungarn die Typen der sog. „Broche"-schlösser. Sie sind, was ihre Konstruktionsmechanismen und das Material anbelangt, äußerst verschieden. Wir können sie in zwei Hauptgruppen teilen: aus Eisen bestehende Stücke mit Gleitschlüssel und aus Bronze gegossene, einfache ,,Broche"-Schlösser. Die dominierende Form stellen die Eisenschlösser dar. Die Sicherungsbleche konnten mit Hilfe des Gleitschlüssels umgangen werden. Dieser Schlüsseltyp besteht im Gegensatz 12»