Folia archeologica 13.

A. T. Németh: Das älteste Typarium der philosophischen Fakultät der Wiener Universität

130 A. T. Németh alterlichen Brauch zufolge waren sowohl die Professoren als auch die Hörer der Universität ihrer Nationalität nach einer der folgenden vier Gruppen zugeteilt: Österreicher (zu diesen zählten auch die Italiener), Rheinländer (zu ihnen zählten auch die Franzosen und Spanien), Sachsen (Engländer und Skandinavier mitzubegriffen) und Ungarn (zu denen sich auch Böhmen, Mähren und Polen gesellten). 4 Jede dieser vier Nationalitäten-Gruppen wählte halbjährlich einen eigenen Vorsteher (procurator), der nicht unbedingt aus der Reihe der Professoren hervorging, sondern auch ein Student sein konnte. Die Prokuratoren wählten den Rektor der Universität, unter dessen Präsidium sie gemeinsam die gesetzgebende Körperschaft der Universität bildeten. 5 Die Magister der einzelnen Fakultäten wählten gleichfalls halb­jährlich einen Dekan und zu dessen Untersützung je ein Ratsmitglied aus jeder Nation (consiliarius, coadjutor, assessor), sowie vierteljährlich je einen Prüfer (examinator) aus jeder Nation. Die Hörer der Universität teilten sich in folgende 5 Kategorien: Schüler (scolares), Bakkalaurei (baccalaureus), Lizentiaten (licentiatus), Magister (magister), und Doktoren (doctor). Schüler der Universität konnte jedermann sein, da dieser Grad weder an ein bestimm­tes Alter gebunden, noch durch irgendwelche Vorbildung bedingt war. Falls sich der Schüler wenigstens zwei Jahre hindurch fleißig den obligaten Studien gewidmet hatte, durfte er ein Examen ablegen, um den Grad des Bakkalaureus zu erwerben. Der Bakkalaureus war eigentlich der Assistent des Professors. Wenn jemand eine gewisse Zeit hindurch in dieser Eigenschaft tätig gewesen war, konnte er den Lizentiatsgrad erlangen. Sobald dies geschehen war, hatte er einen Eid abzulegen, durch den er sich verpflichtete, mindestens ein Jahr lang an der Universität zu lehren. Die letzte Stufe erreichte er, sobald ihn die Professoren der betreffenden Fakultät in ihre Körperschaft aufnahmen. Erst dann wurde ihm die Magister- oder Doktorwürde verliehen. 6 Seit der 1384 erfolgten Neuorganisierung der Universität trafen in ununterbrochener Folge das ganze XV. Jahrhundert hindurch Professoren und Studenten aus den verschiedensten Ländern in Wien ein. 7 Besonders aus den Nachbarländern war ein starker Zustrom all jener zu verzeichnen die sich die scholastische Bildung der Zeit aneignen wollten. Die ehedem so starke frequ­entierten Pariser und italienischen Universitäten suchten in der Folge nur noch jene auf, die sich für die neuen humanistischen Ideen begeisterten. Darauf ist u.a. auch die Tatsache zurückzuführen, daß zwischen der ungarländischen 4 Kink, R., op. cit. 110.; Aschbach, ]., op. cit. 1. 37—39. 5 Kink, R., op. cit. 89—93.; Aschbach, J., op. cit. I. 43—64.; Fraknói V., A hazai és külföldi iskolázás a XVI. században. (Die Schulung im In- und Ausland im XVI. Jahrhundert.) (Bp. 1873) 204. • Aschbach, /., op. cit. I. 43—64.; Fraknói V., Magyarországi tanárok és tanulók a bécsi egyetemen a XIV. és XV. században. Értekezések a történeti tudományok köréből. III. (Lehrer und Schüler aus Ungarn an der Wiener Universität, im XIV. und XV. Jahrhundert. Abhand­lungen aus dem Kreis der Geschichtswissenschaften, III.) (Bp. 1874) 5—7.; Hinsichtlich des Lebens an der Universität im Mittelalter s. Me^ey L.., Élet és Tudomány 15(1960) ИЗО —1133. 7 Die eingehende Beschreibung des Lebenslaufes und der Tätigkeit der Lehrers. Aschbach, ]., op. cit. I. 359—573., die der Schüler im Werk: Die Matrikel des Universität Wien. 1377—1450. I. (Graz—Köln 1954)

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