Folia archeologica 13.

A. T. Németh: Das älteste Typarium der philosophischen Fakultät der Wiener Universität

Das älteste Typarium der philosophischen Fakultät der Liener Universität 131 scholastischen Bildung und den an der Wiener Universität damals herrschenden geistigen Richtungen der innigste Zusammenhang bestand. 8 Mit dem Vordringen des Humanismus wandelt sich auch der Geist an der Wiener Universität, die um 1500 ihre höchste Blütezeit erreicht. 9 Nach dem Tode Maximilians I. beginnt indes eine Periode des Niedergangs, 1 0 und erst 1533 stellt sich eine relative Besserung im Leben der Hochschule ein, als sie sich aus einer Organisation vorwiegend wircklichen Gepräges durch das Reformgesetz Ferdinands I. zu einer städtischen Institution wandelt. 1 1 Gleichzeitig wurde aber den Jesuiten die Lehrtätigkeit an der Universität bewilligt, um die theologische Fakultät vor dem Verfall zu bewahren und 1623 überläßt Kaiser Ferdinand II. dem Wiener Jesuitenorden die unein­geschränkte Aufsicht über die Fakultäten der Theologie und der Philosophie. 12 Damals wurden die nichtkatholischen Elemente von der Aufnahme in den Lehrkörper dieser beiden Fakultäten ausgeschlossen. Mit der Aufhebung des Jesuitenordens machte die Reformpolitik Josephs II. sowohl der Alleinherr­schaft der Jesuiten als auch der alten damals freilich schon stark beschnittenen Autonomie der Universität ein Ende. 1 3 In der ersten Hälfte des XIX. Jahr­hunderts war die Wiener Universität in eine eigentümliche Lage geraten: die medizinische Fakultät war zu hoher Blüte gelangt, während die übrigen drei Fakultäten •—• und unter ihnen besonders die philosophische — beinahe auf das Niveau einer mittelmäßigen städtischen Lehranstalt herabgesunken war. Die durchgreifend umorganisierende, auch neue Fakultäten aufstellende, nunmehr definitive Reform trat 1848 ins Leben. Damit begann eine neue Epoche in der Geschichte der Universität und zugleich auch im wissenschaft­lichen Leben der philosophischen Fakultät. 1 4 Wir haben unter Hervorhebung einiger bedeutenderer Stationen in obigem eine kurze Übersicht über die Geschichte der Wiener Universität gege­ben, um uns ein Bild über die Tätigkeit jener Institution zu machen, die im Laufe ihres mehrere Jahrhunderte währenden Bestehens 23 Arten von Siegeln nacheinander und zuweilen auch gleichzeitig verwendete. Überblicken wir die Reihe der erhalten gebliebenen Siegel der europäi­schen Universitäten, können wir feststellen, daß sie sich hinsichtlich der Darstellungsthematik im allgemeinen in zwei Gruppen teilen. Zur ersten Gruppe zählen die Darstellungen der Madonna oder des (manchmal nur sinn­bildlich, wie in den Evangelistensymbolen angedeuteten) Schutzheiligen der Universität oder Fakultät. Diese Gruppe umfaßt die größere Zahl von Siegeln, während der Unterricht bzw. die Lehrtätigkeit verhältnismäßig viel seltener veranschaulicht wird. 1 5 Madonnen- und Schutzpatron-Dar­8 Domanovs^ky S., Magyar művelődéstörténet. II. (Ungarische Kulturgeschichte) (Bp. é. п.) 430. 9 Aschbach, J., op. cit. II. 83—122. 1 0 Ebenda III. 3—21. 1 1 Ebenda 22—42. 1 2 Die Universität Wien. op. cit. 4. 1 8 Ebenda 6. 1 4 Ebenda 7—9. 1 5 Ewald, W., Siegelkunde. (München—Berlin 1914) 220.; Berchem, E., Siegel. (Berlin 1918) 116—117. 9»

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