Folia archeologica 13.

A. T. Németh: Das älteste Typarium der philosophischen Fakultät der Wiener Universität

DAS ÄLTESTE TYPARIUM DER PHILOSOPHISCHEN FAKULTÄT DER WIENER UNIVERSITÄT Ein vom Gesichtspunkt der Sphragistik und der Kunstgeschichte gleicher­weise interessantes Bild erhält man, unterzieht man die Siegel der mittel­alterlichen Universitäten einer eingehenderen Untersuchung. Wie in allen übrigen Fällen, sind auch hier die Petschaften selbst nur ganz selten erhalten geblieben. Der Großteil der Siegel ist uns nur durch urkundlichen Abdrücke bekannt. Das gleiche gilt auch für die Wiener Universität trotz der stattlichen Anzahl der von ihr verwendeten Siegel. In der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts hatte sich zufolge der zu­nehmenden Differenzierung der Produktionsverhältnisse auch der Anspruch nach geistigem nationalen Eigenleben nach und nach entwickelt. Als Weg­bereiter der individuellen und nationalen Kultur wurde auch in den mittel­europäischen Ländern eine Universität nach der anderen gegründet, aus­nahmslos von den eigenen Landesherren. Auf diese Weise entstanden 1348 die Universität von Prag, 1364 jene von Krakau und in 1365 die Wiener Univer­sität eine durch die Gründungsurkunde vom 12. März des gleichen Jahres auch schriftlich belegte Stiftung Rudolf IV., Herzogs von Österreich. 1 Gemäß der im Mittelalter herrschenden Sitte hatte auch die Wiener Universität die Bestätigung ihrer Gründung vom Papste einzuholen, die am 18. Juni 1365 vom Papst Urban V. erteilt wurde, der jedoch der theologischen Fakultät 2 seine Bewilligung vorenthielt. Davon abgesehen bestand die Uni­versität zu Wien bis 1384 nur dem Namen nach. Obgleich unter den Lehr­kräften auch Professoren italienischer und französischer Universitäten ver­treten waren, zog ein regeres und dauerndes Leben erst mit jenen Professoren in ihr ein, die die Pariser Universität wegen der um das Schisma entbrannten Kämpfe verlassen hatten. Die erhöhte Inanspruchnahme der Universität seitens der Nachbarländer bewog Herzog Albert III. ihre Reorganisierung und Erneuerung in Angriff zu nehmen. In seiner Bulle vom 20 Februar 1384 erteilte Papst Urban IV. seine heuerliche Bestätigung, die sich nunmehr auch auf die theologische Fakultät erstreckte. 3 Damit war die Zahl der Fakultäten an der Wiener Universität auf 4 gewachsen: Theologie, Rechtswissenschaft, Medizin und Artistenfakultät. Außer dieser Gliederung nach Fakultäten gab es in der Organisation der Hochschule auch noch eine andere organisatorische Einteilung. Dem mittel­1 Kink, R., Die Rechtslehre an der Wiener Universität. (Wien 1853) 1—24.; Aschbach, /., Die Wiener Universität. I. (Wien 1865) 11—25.; Die Universität Wien. (Düsseldorf 1929) 1. 2 Kink, R., op. cit. 1. Das Bild wurde im Werk: Die Universität Wien. 3. veröffentlicht. » Kink, R., op. cit. 72.; Aschbach, ]., op. cit. I. 26—41.; Abgebildet in: Die Universität Wien. 5. 9 Folia Archaeologica

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