Folia archeologica 12.
I. Lengfei: Beiträge zur Ursprungsfrage der Kustanovice-Kultur
BEITRÄGE ZUR URSPRUNGSFRAGE DER KUSTANOVICE-KULTUR Es ist bekannt, dass in der zweiten Hälfte der Hallstattzeit im nordöstlichen Gebiet des Karpatenbeckens eine Kultur bzw. Kulturgruppe verbreitet war, die nach dem in Kustanovice(Kustánfalva) erforschten Gräberfeld benannt wurde. Ein Grossteil des Gräberfeldes wurde von J. Böhm erschlossen. Seither sind mehrere solche Gräberfelder bekannt geworden, die mit den von Kustanovice in Beziehung stehen, z. B. folgende: BilkejStanovOjHolubk^Kolodné, 1 Osij, Gorbok usw. und ausserdem noch einige Siedlungen. 2 Wissenschaftlich wurde diese Kultur zuerst von Böhm und Jankovich 3 behandelt und als skythisch-hallstättisch bestimmt. 4 J. und E. Zatlukál bezeichneten diese Kultur als eine hallstättische, die von der skythischen Kultur nur beeinflusst wurde. 5 In letzter Zeit wird die Frage der ethnischen und genetischen Zugehörigkeit dieser Kultur bis zu einem gewissen Grad anders gestellt. Die Erklärung hierfür ist, dass in letzter Zeit in der ethnischen Lokalisierung zahlreicher Stämme der Steppen- und Waldsteppengebiete die sowjetische Skythen-Forschung grosse Resultate erzielte. Diese Forschungen führten zu dem Ergebnis, dass die Stämme der Waldsteppe keine Skythen waren. Als Skythen kann man nur die Stämme der Steppe bezeichnen, die sich auch ethnisch von denen der Waldsteppe unterschieden. Sogar das Gebiet des Mittellaufes des Dnjepr — auf dessen Fundmaterial auch ungarische Archäologen häufig verwiesen, um den skythischen Charakter gewisser Funde zu beweisen — gehörte nicht zum eigentlichen Skythien. Auf die Stämme der Waldsteppe übte die skythische Kultur nur einen gewissen Einfluss aus, der sich besonders im Gebrauch von Pferdegeschirr eines bestimmten Typus, in den Waffen und in der Verbreitung des Tierstiles offenbarte. Was aber den Bestattungsritus und andere Denkmäler der materiellen Kultur betrifft, unterschied sich die Kultur des Gebietes der Waldsteppe grundlegend von der Steppenkultur der Skythen. Es sei darauf hingewiesen, dass in zahlreichen Fällen nicht nur von Einfluss die Rede ist, sondern dass die Skythen des Steppengebietes oft auch in die Waldsteppe, besonders aber in die Grenzgebiete vordrangen. Die eigentliche 1 Zatlukál ].—Zatlukál E., Adatok Podkarpatszka Rusz praehistoriájához. (Beiträge zur Urgeschichte von Podkarpatszka Rusz.) (Mukacevo 1937.) S. 90 — 145; Smischko, M. JH., Kurganny mogilnik rannosalisnogo tschasu v s. Bilkach, Archeologitschni pamjatki URSR 6(1956) S. 24 f. 2 Potuschnjak,F. M., Archeologitschni znachidki bronsowogo ta salisnogo wiku w Sakarpatti. (Ushgorod 1958.) S. 99-142. 3 Böhm, ].— Jankovich, J. M., Skytové na Podkarpatské Rusi. (Praha 1936) 4 ebenda S. 80. 5 Zatlukál J. -Zatlukál E., а. а. O. S. 148.