Folia archeologica 12.

S. Bökönyi: Zwei Trinkbecher aus Wisenthörnern

278 S. Bakonyi geschmückten Wappenschild steht auf einer kleineren Krone ein Greif, der nach rechts gewendet ist in dem linken seiner Fänge drei Blumen, in dem rechten ein Schwert und auf dem Kopfe eine Krone. Über dem Wappen sind folgende Buchstaben zu lesen: С P E D F (Comes Paulus Eszterházy de Fraknó). Der Mund des Trinkhornes ist mit einem breiten Band eingefasst, auf dem über einem eingravierten Blattschmuck falsche Steine eingefasst sind. Weiter ist hier noch eine wappenschildförmige Goldschmiedemarke. Mit die­sem Markzeichen sind die Erzeugnisse der Brünner Goldschmiedezunft von 1567—1646 gezeichnet. 43 3 Der Deckel des Trinkhornes ist rund und profi­liert. Der Rand ist waagrecht, auf dem darüber befindlichen Teil ist ein Mu­schelschmuck und oben die gegossene, freistehende, plastische Gestalt einer Sirene mit Flügeln und Krone. Sie spielt auf einer kleinen Harfe. An einem Teil des Randes, über dem gewölbten Teil, an den Flügeln der Sirene, an ihrem Kopf, Hals, Krone und der Harfe glänzen falsche Steine und einige Türkise. Auf die Spitze des Horns ist eine Hülse, die in einem gebogenen Fischschwanz endet, gezogen. (Das Trinkhorn fiel wegen der Beschädigungen im Laufe des Krieges in Stücke. Der mit Steinen besetzte Rand ist zusammengedrückt, die Steine sind stellenweise herausgefallen. Das Wappenschild ist verbogen, Teile des barocken Rahmens sind an einigen Stellen heruntergefallen, die Steine herausgefallen. Das Wappen der Eszterházy-Familie ist verlorenge­gangen. Der Deckel ist von innen eingedrückt und dadurch die Sirenengestalt verbogen, die Saiten der Harfe gerissen, die Krone mangelhaft erhalten. Die Steine des Deckels sind am Rand in einer ganzen Reihe, an anderen Stellen teilweise herausgefallen.) Das Trinkhorn entstand um 1600, der Deckel ist eine spätere Arbeit aus der Zeit des Eszterházy-Wappens. Der Schmuck aus Halbedelsteinen wurde im 18. Jahrhundert angefertigt. 4 4 Die zwei Hörner sind nach ihrer Form, ihrer Grösse und ihrer Farbe zweifellos Wisenthörner. Es können noch Urhörner in Betracht kommen, doch sind diese länger und gedrungener, laufen nicht in einer Ebene ab, da nämlich die distale Hälfte stark von der Basis abbiegt und sie gelblichweiss bis braun­gelb und nur ihre Enden schwarz sind. 4 5 Die Hörner sind dick und da sie verhältnismässig kurz sind, kann man sie als solche von Wiesentstieren bestimmen. Da ihre Spitze und ihre geringelte Basis abgeschnitten wurden, kann man ihre Masse nicht mit jenen von rezen­ten Wisenthörnern vergleichen. So viel kann man feststellen, dass die beiden Hörner im grossen und ganzen gleich gross waren (Länge des ersten Stük­kes [die Spitze und die Basis sind abgeschnitten]: 420 mm, Länge des zweiten Hornes: cca 440 mm). Das erste Horn ist aber etwas stärker, da der innere «" Rosenberg, M., Der Goldschmiede Markzeichen. (Berlin 1928) IV. № 9233. 4 4 Pu/szky K. —Radisics J., Op. cit. S. 19.; A magyar történeti ötvösműkiállítás leíró lajstroma. (Beschreibender Katalog der ungarischen historischen Goldschmiedeausstellung). Budapest 1884. Saal III, Vitrine 3, Gegenstand Nr. 5. 4 5 Keller, C., Op. cit. S. 431; Ders., Neue Beiträge zur Kenntnis der altkretischen Haustiere. Ibid. 57(1912) S. 152; Hil^heimer, M., Zeitschr. f. wiss. Zool. 150(1937) S. 85; S^alay В., Der Zool. Gart. 3(1930) S. 262; hengerken, H., Der Ur und seine Beziehungen zum Menschen. Die Neue Brehm-Bücherei. 105. (Leipzig 1953) S. 15; Bökönyi S., Säugetierkundl. Mitt. 4(1956) S. 145.

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