Folia archeologica 12.
S. Bökönyi: Zwei Trinkbecher aus Wisenthörnern
Zwei Trinkbecher aus Wisenthörnern 277 deren Mitte glatt und ihre Ränder zickzackförmig ausgeschnitten sind; auf diesen bildet ein graviertes, blattartiges Muster die Verzierung. An die in Längsrichtung gegen die Spitze laufenden Bänder sind drei Querbänder mit kleinen Nieten befestigt; von diesen ist das in der Nähe des Randes das breiteste und das gegen die Spitze das schmälste. Die Längs- und Querbänder stimmen in der Art der Verzierung überein. An dem breitesten Querband hängt von einem kleinen Silberring eine aus Silberdraht hergestellte Kette. An die Spitze ist eine Hülse geschoben, die in einem unbestimmbaren Tierkopf mit langem Hals endet. Das Stück ist eine siebenbürgische Arbeit des 17. Jahrhunderts. 4 1 2. Das zweite Trinkhorn ist im Besitz des Ungarischen Nationalmuseums — Kunstgewerbemuseums und stammt aus der Sammlung der Familie Eszterházy (Inventarnummer der Sammlung Eszterházy: 279). Ähnlich wie das erstere Stück besteht auch dieses aus einem linken Horn. (Abb. 74.) Es ist sehr schlecht erhalten, weil es während des Krieges beschädigt wurde (siehe seinen Originalzustand auf Taf. XLVI, 2.). 4 2 Das proximale Drittel ist mangelhaft erhalten und der übrige Teil auch ziemlich bröckelig. Die Oberfläche ist abgeschliffen, besonders im distalen Drittel, wo es dreieckig abgeschliffen wurde. Die Spitze ist abgeschnitten. Der ganze Ablauf liegt in einer Ebene. Das Horn ist dunkelbraun. Die Einfassung besteht aus vergoldetem Silber, wovon einige Teile gegossen, andere gehämmert und graviert bzw. mit Halbedelsteinen (Amethist, Granat Türkis) und falschen roten, grünen und weissen Steinen besetzt sind. Das Horn hält ein frei stehender, gegossener, geflügelter Greif auf seinem Rücken in einem Ring, der von seinen mit Halbedelsteinen besetzten Flügeln ausgeht. In Kartuschen sind am Ring Amoretten, die zwei Medaillons, eines mit Masken und eines mit Blumen umrahmt halten. In letzteres ist ein Affe — in der einen Hand mit einem Spiegel, in der anderen mit einem Apfel — eingraviert. Die gehämmerten Muster und die eingravierten Affen sind nachträglich mit einem mit Halbedelsteinen besetzten Ring bedeckt. Der Greif hat ein mit Granaten besetztes Halsband und am Kopf sind eingefasste Kristalle. Mit den Vorderfüssen hält der Greif ein Wappenschild, oben mit einem plastischen Frauenkopf und einen mit Edelsteinen besetzten ovalen Barockrahmen: im gravierten Schild ist ein nach rechts gewendeler Löwe mit ausgestreckten Vordertatzen, vor der rechten Vordetpranke ist ein sechseckiger Stern eingraviert. Am Turnierhelm über dem Wappenschild wiederholt sich das Wappentier zwischen gesenkten, grossen Flügeln. 4 3 Dieses Wappen, das jenes der früheren Besitzer ist, wurde nur infolge der Beschädigung während des Krieges sichtbar, als davon nämlich das mit kleinen Nägelchen befestigte Wappen der Eszterházy-Familie herunterfiel: auf einem Grund von blauem Kaltemail in einem mit grünem Blattkranz umrahmten, mit Krone 4 1 Csányi К., Az Országos Magyar Iparművészeti Múzeum régi ezüstkiállításának leíró lajstroma. (Beschreibender Katalog der Altsilber-Ausstellung des ungarischen Kunstgewerbemuseums) (Budapest 1927) S. 18. 4 2 Pu/s^ky K. - Radisics ]., Az ötvösség remekei a magyar történeti ötvösmű kiállításon. (Prunkstücke der Goldschmiedekunst in der Ausstellung der Geschichte der ungarischen Goldschmiedekunst). Budapest, ohne Jahresnummer. Taf. 10. 4 3 Dieses Wappen ist in den Standardwerken der Heraldik nicht abgebildet, so konnte der einstige Besitzer nicht festgestellt werden.