Folia archeologica 12.
S. Bökönyi: Zwei Trinkbecher aus Wisenthörnern
Zwei Trinkbecher aus Wisenthörnern 275 geschichtlichen und mittelalterlichen Fundorten der Ukraine Pidoplitschko 25 und Bibikowa 2 6 Wisentknochen. Ausserdem sind von Siebenbürgen ein Wisentfund ziemlich unsicheren Datums, 2 7 weiter einige Wisentknochen von zwei ungarischen Fundorten, nämlich Piliny 2 8 und Tószeg 2 9 zu nennen. (Es ist interessant, dass sich die Häufigkeit bzw. Seltenheit beider Arten in den Abbildungen widerspiegelt: bis zum hohen Mittelalter findet man kaum holozänzeitliche Wisentdarstellungen, dagegen sind die des Urs nicht selten. 3 0) Da im Mittelalter beide Arten nur mehr durch wenige Individuen vertreten waren, war ihre Jagd mit Schwierigkeiten verbunden und verlangte viel Mut, auch waren die Trophäen und die daraus hergestellten Gegenstände sehr geschätzt. Aus den Fellen, die man mit den Haaren zusammen bearbeitete, wurden Gürtel, 3 1 aus den Hörnern verschiedene Gegenstände des Tafelschmucks, in erster Reihe Trinkbecher hergestellt. So kennen wir zahlreiche Trinkbecher aus Urhörnern, so u. a. zwei aus dem slawischen Fürstengrab von Tschornaja Mogila bei Tschernjigow 3 2 (10. Jahrhundert), drei werden in der Schatzkammer der Basilika von Esztergom aufbewahrt (Anfang des 15. Jahrhunderts), 3 3 einer befindet sich im Corpus Christi-College in Cambridge (Mitte des 14. Jahrhunderts), 3 4 einer gehört zu den Schätzen des Domes von Cammin (1550—1620) 3 5 und schliesslich sei der Trinkbecher des Livrustkammeren von Stockholm 3 6 genannt, der aus dem Horn der letzten Urkuh gemacht wurde. Ausserdem sei noch ein Becher aus Urhorn von unbekannter Herkunft und ungewissem Datum in Privatbesitz (London) eiwähnt. 3 7 Auch aus Wisenthörnern hat man solche Trinkbecher gemacht, die aber bis jetzt zoologisch nicht beschrieben wurden. Jene Trinkhörner aber, die nach mittelalterlichen Beschreibungen als aus Wisenthörnern hergestellt gedacht wurden (so z. B. die Trinkbecher, die der Deutsche Ritterorden dem König und deutsch-römischen Kaiser Sigismund schenkte), 3 8 «wiesen sich als aus Urhörnern erzeugte. 3 9 2 5 Pidoplicsko, I. G., Materiali do vivcsennia minulih faun URSR. II. (Kiev 1956) S. 54, 55, 59, 73, 90, 92, 145. 2 6 bibikova, V. I., Fauna Olbii ta ii periferii za materialami razkopok 1935 — 1948 rr. Arh. Pamj. URSR 7(1958) S. 150. 2 7 Kormos T., TtK 1918. S. 267-271; Jicke/i, C., Op. cit. S. 163 ff; MottI M., FK 65(1937) S. 363-364; Kretzoi M., Ann. Hist.-Nat. mus. Nat. Hung. 39(1946) S. 105-107. 2 8 Nyári A., Arch. Ért. 29(1909) S. 426 (nach der Bestimmung von B. Nádaskay). 2 9 Bökönyi S., Acta Arch. Hung. 2(1952) S. 101. 3 0 Von diesen ist besonders eine Darstellung auf einem griechischen Skyphos aus der Zeit um 430 v. Chr. interessant (Shefton , В. В., Medea at Marathon. AJ A 60(1956) pl. 61). Es wird auf dem Gefäss eine mythologische Szene dargestellt und zwar der Kampf des Theseus mit dem Stier, doch ist hier anstatt eines Stieres ein Wisent abgebildet. 3 1 S Za/ay, В., Der Zool. Gart. 3(1930) S. 261. 3 2 Rybakov, B. A., Remeszlo drevnej Ruszi. (Moszkva 1948) S. 283 ff. 3 3 Bökönyi S., Säugetierkundl. Mitt. 4(1956) S. 145-150. 3 J The III. London News. 234. (1959) S. 477. 3 5 Arenander, E., Den sista urens horn i Livrustkammaren. Nya Dagligt Allehanda. 310 (1910) S. 325 f. 3 6 Hilzpeimer, M., Die Geschichte eines Wisenthorns und ein neuentdecktes Horn vom Ur (Bos primigenius Boj.). Zeitschr. f. wiss. Zool. 150(1937) S. 105. 3 7 Trotz, E. P., Noch ein Urgehörn. Säugetierkundl. Mitt. 6(1958) S. 27. 3 8 Hilzheimer, M., op. cit. S. 105.; Sza/ay В., A magyar őstulok (Der ungarische Ur) S. 20. 3 9 s. Anm. 33. 18»