Folia archeologica 12.

S. Bökönyi: Zwei Trinkbecher aus Wisenthörnern

ZWEI TRINKBECHER AUS WISENTHÖRNERN Von den zwei europäischen Wildrindarten — Ur (Bos primigenius Boj.) und Wisent (Bison bonanus L.) — lebte der erstere kürzere Zeit, da sein letztes Exemplar im Jahre 1624 verendete. Letztere Art lebt aber bis zum heutigen Tag, wenn auch ihr Aussterben vorauszusehen ist. Da der Wisent eine noch heute lebende Art darstellt, sind wir über sein Aussehen, seine Fellfarbe und seine Hornform, sowie seine Biologie, ja sogar Physiologie ziemlich gut unter­richtet, da unmittelbare Beobachtungen moderner Autoren zur Verfügung stehen. Dagegen besitzen wir nur Knochen und verfügen nur über einige lük­kenhafte mittelalterliche Beschreibungen und Abbildungen des Ures, die sehr viel zu wünschen übrig lassen; nach diesen konnte z. B. die Fellfarbe des Ures bis zum heutigen Tag nicht zufriedenstellend bestimmt werden. 1 Über die Geschichte beider Tierarten sind wir fast in allen Einzelheiten gut unterrichtet. Am Ende des Pleistozäns war fast überall der Wisent (natür­lich die Steppenvariante, der langhörnige Bison priscus Boj.) häufiger. Nur gegen Ende des Pleistozäns und im frühen Alluvium fing der Ur an, da sich das Klima für ihn günstiger gestaltete, häufiger zu werden und dies in dem Mass, dass er perzentuell den bis zu dieser Zeit fast alleinherrschenden Wisent überflügelte. Es ist auch sonst interessant, dass die Aufmerksamkeit auf das perzentuelle Verhältnis von Wisent und Úr auf Grund von mittelalterlichen Daten gelenkt wurde. Nach mittelalterlichen deutschen Personen- und Orts­namen stellte Szalay fest, dass 75 Namen mit dem des Wisents und 385 mit dem des Ures zusammenhängen. 2 (Im Karpathenbecken entdeckte er 80 Ortsnamen, die mit Sicherheit vom Namen des Ures ableitbar sind. 3) Eigentlich fand er denselben Prozentsatz von Namen in ganz Europa — mit Ausnahme Ungarns (wo der Ur überhaupt zu Hause war, da nämlich nach Requate dieses Tier als eine südliche Art nördlich des 60. Breitegrades nie heimisch wurde 4), wo das Verhältnis 1 : 8, weiter Polen und Galizien, wo es 1 : 3 war. 5 Hilzheimer 6 war der erste, der dieses prozentuelle Verhältnis von Wisent 1 Szalay, В., Die Farbe des Ures. Der Zool. Gart. 3(1930) S. 255-263; Zeuner, F. E., The colour of the wild cattle of Lascaux. Man 53(1953) S. 68 — 69. 2 Szalay, В., Der Wisent in Ortsnamen. Zool. Ann. 1915. S. 49. 3 Szalay В., A magyar őstulok. Az őstulok (Bos primigenius Boj.) magyarországi története. (Der ungarische Ur. Geschichte des Ures in Ungarn.) Manuskript ohne Jahrnummer. S. 50. 4 Requate, H., Zur Naturgeschichte des Ures (Bos primigenius Bojanus 1827) nach Schä­del- und Skelettfunden in Schleswig-Holstein. Zeitschr. f. Tierzüchtg. u. Ziichtungsbiol. 70 (1957) S. 306. 6 Sz"!ay В., A magyar őstulok (Der ungarische Ur). S. 49. 6 Hilzjieimer, M., Römische Wisentreste vom deutschen Boden. Ber. d. Internat. Ges. z. Erhaltg. d. Wisents. 1(1923-26) S. 68. i8 Folia Archaeologica

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