Folia archeologica 12.

Kalmár János: A brigantin

242 J. Kalmár Lentners fort. Im XV. Jahrhundert jedoch geht sie in allgemeineren Ge­brauch über und bildet nun vor allem die Schutzkleidung der Bogen- und Armbrustschützen, aber auch der weniger bemittelten Ritter. Ihre kriegerische Bedeutung nimmt zusehends ab, ja in Italien wird die Brigantine in Friedens­zeiten zu einer beliebten Tracht der Patrizier und Edlen, welche sie an Stelle des gefütterten Kollers benützten. Die Brigantine bildete nunmehr einen Teil der Oberkleidung, sie wurde aus Samt und Seide verfertigt, verfügte über ein recht gefälliges Äussere und bot ziemlichen Schutz gegen Dolchstösse. Auch Karl der Kühne trug sie mit Vorliebe. Im XV. Jahrhundert erreichte die Entwicklung der Brigantine ihren Höhepunkt. Sie war nun allgemein in Mode; ein recht empfindliches Kleidungs­stück, dessen Instandhaltung besonders dann, wenn es sich um für vornehme Leute bestimmte Stücke handelte, viel Sorgfalt erforderte. Der einmal repara­turbedürftige Samt- oder Seidenbezug konnte nicht mehr ersetzt werden. Die Brigantine unserer Waffensammlung (Taf. XLI, la-b.) besteht ledig­lich aus dem mit rotem Samt bezogenen Brustteil. Die verzinnten Eisenplätt­chen sind dem mit Leinen gefütterten Bezug mit Hilfe von Bronzenieten auf­genietet. Die Nietköpfe sind vergoldet. Die am Schulterteil befindlichen Schnür­löcher lassen darauf schliessen, dass Schulter- und Rückenteil aneinander ge­knüpft wurden. Die gleichen runden Öffnungen sehen wir an den Plättchen des unteren Randes, wo sich die Beintaschen an den Brustteil anschlössen. Jedes einzelne Stück der Gratplättchenreihe des Brustteils ist am unteren Rande gezackt. Das in der Gürtellinie zumittelst liegende Plattenglied weist die zweimal eingeschlagene Marke des Meisters und sein Monogramm auf: einen Trompetenbläser und die Buchstaben I. F. (Abb. 66.) Ein an der äusseren Seite aufgenieteter Knopf diente zum Befestigen des Gürtels. In der Mitte des unteren Teiles ist ein Stück Ringelpanzer eingesetzt. Die Plättchen sind ziegel- und rhombenförmig, ihre Länge beträgt 40— 50 mm, die Höhe 20—28 mm. Die in die Gürtellinie fallenden Plättchen sind von fast doppelter Höhe und in der Mitte, der Körperlinie folgend, eingebogen. Die Breite des ganzen Brustteiles beträgt in Gürtelhöhe 40 cm, seine Länge vom Halsausschnitt bis zur untersten Plättchenreihe 40 cm. Unsere Brigantine ist in Bezug auf ihre Konstruktion dem Exemplar der Rutherford-Sammlung zu vergleichen, doch steht sie dem Dresdener Stücke (ohne Beintaschen) noch näher. Das Exemplar unserer Waffensammlung stammt aus den 20er —30er Jahren des XVI. Jahrhunderts.

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