Folia archeologica 12.

Kalmár János: A brigantin

240 J. Kalmár Heeresleute der Feudalzeit grossen Eindruck. Während die Beweglichkeit des Körpers in keiner Weise behindert wurde, bedeutete die an Stelle von Kapu­zenhemd und Lendenschurz aus Leder getretene, leichte und doch wirksamen Schutz gewährende Panzerung ihrem Träger unschätzbaren Vorteil. Den aus Plattenstückchen bestehenden Panzer können wir in zwei Grup­pen einteilen: die früheren, im Osten allbekannten Stücke, deren Plättchen oder Lamellen den Körper in waagrechten Reihen umgeben, aber gelegentlich auf Schultern und Armen auch senkrecht angeordnet sind; bei der zweiten Gruppe sind die Panzerplättchen dachziegelartig übereinander geschoben oder aber die Panzerung besteht aus einfach dicht nebeneinander aufgenähten oder aufgenieteten, viereckigen Eisenplattenstückchen. Die ausländische Fachliteratur nennt diese Panzerart Brigantine. Die Plättchen sind unter dem Stoff (oder Leder) angebracht, so dass wir nur die Nietköpfe sehen können. Die Entwicklung des Panzers aus Lamellen ist zweifellos mit dem Tataren­einfall in Zusammenhang zu bringen; der Zeitpunkt seines Erscheinens stimmt zeitlich mit dem Tatareneinfall in Europa überein und auch die russischen Exemplare stützen diese unsere Annahme. Die Brigantine jedoch ist unserer Meinung nach in Europa entstanden; der Westen hat sie erprobt und sie hängt in keiner Weise mit den östlichen sogen. Lamellenpanzern zusammen. Wenn wir unter dem gegenständlichen Denkmalmaterial der west­europäischen bildenden Kunst, sowie unter den anlässlich von Ausgrabungen zum Vorschein gekommenen Stücken Umschau halten, finden wir, dass die Ritter des Feudalalters auf den zur Zeit der Tatareneinfälle in Europa erschie­nenen, neuartigen Panzer aus Plättchen lebhaft reagierten. Ein in dieser Hin­sicht bedeutendes Denkmal stellt die ungefähr um 1250 geschnitzte Statue des hl. Mauritius im Magdeburger Dom dar. Der Körper ist unter der Brust von waagrecht verlaufenden, schmalen Plattenbändern umspannt; die Panze­rung ist in Rückenmitte zugeschnallt. Die Holzschnitzerei des Wienhausener Klosters können wir auf das Ende des XIII. Jahrhunderts, auf cca 1280 verweisen. Sie stellt u. a. einen Wächter des hl. Grabes dar; der Brustteil seines Lendenschurzes ist mit drei Reihen von senkrecht verlaufenden Plattenbändern versehen, die auf der inneren Seite des Leders oder Tuches aufgenietet sind. Derart angebrachten Plattenbändern begegnen wir auch im Fundmaterial von Wisby. Drei, bei den Ausgrabungen der Schweizer Burgruine Küssnach zum Vor­schein gekommene Panzer stammen aus dem zweiten Viertel des XIV. Jahr­hunderts. Ebenfalls aus der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts stammt die Kanzelschnitzerei des Doms von Verden. Die uns interessierende Krieger­gestalt trägt einen Panzer aus Plattenbändern, der in seiner Konstruktion an die Statue des hl. Mauritius erinnert. Unter den Ruinen der im Jahre 1399 zerstörten Burg Tannenberg konnten zu Brust- und Rückenpanzern gehörige Plattenbänder geborgen werden. Der bei Ausgrabungen der Burgruine Alt-Tiltschen gefundene Platten­bänderpanzer stammt vom Ende des XIV. Jahrhunderts. Die Plattenbänder waren auf der Innenseite des Lendenschurzes aus Leder aufgenietet.

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